Du stellst zwei Fragen in einer, heavy.
Zum einen fragst du nach dem Ursprung von Straftaten - und das richtig zu beantworten ist leider wahnsinnig schwer. Das beginnt schon damit, dass das Wort Straftat so unbestimmt ist. Damit meine ich, dass wir viele Staaten mit vielen verschiedenen Rechtssystemen haben.
Zum anderen nimmst du direkt an, dass Straftäter alle sehr negative Erfahrungen gemacht haben, die zu ihren Verbrechen geführt haben, dass der Ursprung von Verbrechen also in persönlichen, negativen Erfahrungen liegt. Dann fragst du, ob Straftäter damit zeigen, dass das Leben nicht gut ist.
Ich möchte erstmal auf deine Frage nach dem Ursprung von Straftaten eingehen, das ist nämlich eine sehr spannende Frage. Hannah Arendt zum Beispiel, eine Philosophin aus dem letzten Jahrhundert, macht das Potential Böse zu sein am Menschen selbst fest. Bei ihr gibt es Menschen, die sagen: das kann ich nicht tun, und Menschen, die sagen: das darf ich nicht tun. Sie sagt, was uns davon abhält, böses zu tun, ist es die Widerspruchsfreiheit in uns selbst erhalten zu wollen. Das bedeutet zum Beispiel, den eigenen moralischen Vorstellung nicht widersprechen zu wollen. Dass moralische Vorstellungen aber ganz leicht umzustoßen sind, zeigt im Grunde schon der Nationalsozialismus.
Eine Möglichkeit, uns zu bösen Handlungen zu treiben, ist es also, unsere Moral auszuhebeln. Das hat dann aber nicht unbedingt damit zu tun, dass wir schlecht in dem Sinne behandelt wurden, wie du es meintest, dass wir also nicht zwingend arm waren oder vom Leben geschlagen.
Dass es Straftäter gibt, zeigt dann also auch nicht, dass das Leben an sich schlecht ist. Schlecht ist ohnehin so ein schwieriges Wort, weil es so allgemein und so wertend ist. Man könnte aber zum Beispiel sagen, dass Leben sei zwecklos und selbst, wenn man sich bemühte, das beste zu tun, würde immer bloß etwas schiefgehen. Wenn man dann die schlechten, gegen die guten Erfahrungen, die man gemacht hat, abwöge, könnte man bloß entscheiden, ob das eigene Leben gut oder schlecht war.
Aus dem Gefühl heraus würde ich sagen, dass das Leben eher schlecht ist, weil ich persönlich nie zufrieden bin, dabei ist es vollkommen egal, wie gut ich im Moment dastehe. Das heißt, trotzdem ich, allein schon wegen meines Geburtsortes, wahnsinnig gut gestellt bin, fühle ich mich nicht entsprechend. Daraus schließe ich, dass das Leben einen an und für sich schlechten Beigeschmack hat. Allerdings wohl auch nicht derart schlimm, dass wir uns alle direkt umbrächten. Das Leben ist also eher schlecht, aber wirklich ausweglos schrecklich nur, ahm, hin und wieder.