Einer der berühmtesten libertären Standpunkten ist, dass Steuern Raub seien. Diese Frage möchte ich mit euch auf den Grund gehen und gegebenenfalls darüber diskutieren oder ergänzen. Als erstes muss ich natürlich Definitionen offenlegen, was Steuern oder was Raub überhaupt ist, um dann daraus die Ableitung zu schließen, dass Steuern als Raub gesehen werden können, oder eben nicht. Am Ende werde ich noch einige Argumente entkräften, die in libertären Kreisen fast schon als Treppenwitz gelten, und durch ihre Faulheit (muss ich schon sagen) im Volksmund versickert sind, obwohl sie wenig Wirkung besitzen.
Schauen wir uns erst einmal an, was Raub ist. Dabei werde ich vor allem "Common sense", d.h. allgemeingültige, Definitionen oder philosophische Definitionen als Quellen (meist der Erste Satz der Quelle) verwenden, da es keineswegs sinnvoll ist, den Beschuldigten, in diesem Falle dem Steuereintreibern, die Definitionshoheit zu übergeben (näheres weiter unten). Ich definiere Raub wie folgt:
Raub: Die Wegnahme / Entwendung eines Gutes im Eigentum einer anderen Person durch initiierende Gewaltanwendung oder Zwang (initiierende Gewaltandrohung), notwendigerweise ohne dessen Zustimmung
Wikipedia - Duden - Klexicon - Wortbedeutungen(1) - Cambridge Dictionary - Wiktionary
(Synonym kann manchmal das Wort "Stehlen" bzw. Diebstahl verwendet werden, um auf mehr Definitionen und Quellen zurückzugreifen)
Auch hier sind die markierten Wörter noch undefiniert, was wir jetzt nachholen werden. Schauen wir uns zu Erst Eigentum an. Allerdings gibt es in Bezug auf Eigentum die Unterscheidung zwischen Privateigentum, persönlichem Eigentum und Staatseigentum (auch Gemeineigentum genannt). Diese Unterscheidung können wir ignorieren, solange wir uns auf Privateigentum und persönliches Eigentum (Eigentum vom Individuum) beschränken, denn der Staat besteuert sich nicht selbst.
(Privat-)Eigentum: das exklusive, also ausschließliche, Recht des Eigentümers auf die Verfügung und Verwendung des besessenen Gutes
Wikipedia - Duden - DWDS - Wortbedeutungen - Wirtschaftslexicon Gabler - Cambridge Dictionary - Wiktionary
Dazu noch die (initiierende) Gewalt und Zwang, denn ein Raub ist immer proaktiv. Die ich nicht genau definieren werde, wichtig ist nur, dass die Gewalt unfreiwillig und, dass das Opfer nicht zugestimmt hat.
Was sind Steuern?Steuern: Zwangsabgaben, wozu jeder Staatsbürger verpflichtet ist, sie zu tilgen, an den Staat, ohne einen Anspruch auf eine direkte Gegenleistung
Wikipedia - Duden - Wortbedeutung - DWDS,
Wichtig ist, dass Steuern nicht freiwillig sind und mit Gewalt eingetrieben werden. Wer Steuern ablehnt, hat nicht das Recht, sie nicht zu zahlen. Wer Steuern ablehnt und nicht zahlt, wird letztendlich nach einigen Mahnungen und Strafen (die dieser als Erpressung oder Drohbriefe auffassen wird und ignorieren wird) von Polizeikräften in das Gefängnis sperrt, oder das Geld wird gewaltsam (=gegen den Willen des Eigentümers) gepfändet, gewaltsam eingetrieben. In einigen Definitionen heißt es ebenso, dass Steuern obligatorisch sind.
Dadurch dass Steuern also eine Gewalt gegen Eigentum beinhalten, sind Steuern folglich Raub. Wenn man die Bürokratischen Mechanismen noch mit einbezieht, könnte man ebenso von "räuberischer Erpressung" sprechen.
Kommen wir nun zu den Einwänden aus dem Volksmund:
Aber Steuern sind notwendig für XYOhne Steuern wäre die Finanzierung von Straßen, Schulen, Krankenhäusern, Feuerwehr, Polizei, Gerichte, Gefängnissen, Bürokraten, Politikern... nicht (ausreichend) möglich
Das ist wortwörtlich der erste Einwand aller Steuer-Befürworter, die nicht wahr haben wollen, dass Steuern als Raub zu betrachten sind. Wer allerdings dermaßen argumentiert, argumentiert nicht, dass Steuern nicht Raub seien, sondern das dieser Raub in einigen Fällen öffentlicher Güter notwendig / nützlich / legitim ist. Das ist eine ganz andere Frage, eine andere Diskussion!
Ich will das nochmal an einem Beispiel verdeutlichen: Nehmen wir einen Kleinkriminellen, der Stiehlt, Einbricht, Drogen handelt. Die meisten Kleinkriminelle sind auf hier Verbrechen angewiesen. Aber nur weil der Dieb ohne das Rauben nicht leben könnte, ist der Raub nicht weniger Raub.
Aber Steuern sind der Preis für XYWeil jeder Mensch Schulen, Straßen, etc. nutzt, muss er, wie bei jeder anderen Dienstleistung, den Preis dafür bezahlen
Dieses Argument ist vielerlei Hinsicht schlecht. Zum einen sind Steuern überhaupt nicht Zweckgebunden (Definition). Zum anderen gibt es auch keine Möglichkeit, die Dienstleistungen des Staates abzulehnen, geschweige denn durch Private Initiativen zu ersetzen.
Im Gesetz heißt es aber...Ja im Gesetz steht, dass Raub rechtswidrig sein muss, und Steuern sind das ebenfalls laut Gesetz nicht. Aber jeder Räuber würde die Definition gerne zu seinen Gunsten umdrehen. Und gilt dasselbe auch für jedes andere Stück Papier? Existiert Gott, weil die Bibel es behauptet, und behauptet zu wissen, was ist? Ein Zirkelschluss
Weitere gute Videomedien dazu: M1, M2, M3, M4, M5, M6