Ok, Leute, ich fühle mich gerade richtig mies. Mein Vater ist vor einer Weile gestorben und seitdem wird mir das immer bewusster. Ich liebe meinen Vater nicht. Vielleicht habe ich das mal, als ich klein war, aber inzwischen nicht mehr.
Als ich noch ganz klein war, haben sich meine Eltern geschieden. Es hat mir nie was ausgemacht, eben, weil ich so klein war. Und ab da an war er viel weg. Er hatte eine neue Freundin, die ihn sehr an sich gebunden hat. Und so ist meine Kindheit verlaufen: Ich habe meinen Vater höchstens 2x im Jahr gesehen. Wenn ich jetzt so dran denke, glaube ich nicht mal, dass ich mich zu der Zeit an sein Gesicht hätte erinnern können. Irgendwann hat er sich losgerissen und hat sich mehr seinen Kindern zugewendet. Ich glaube, ich habe einen auf glückliches Kind gemacht, aber in Wirklichkeit war es mir egal. Mein eigener Vater war nur irgendeine Person, die mal zu Besuch kam. Er wollte sich um seine Kinder kümmern, aber seine Arbeit und seine Freundin haben ihn weggehalten. Und dann, als meine Brüder in der Schule abstürzten, war er der Tyrann, der sie schimpfte und meine Mutter fertigmachte. Ich glaube nicht, dass ich ihn sonderlich mochte. Aber er hat mich geliebt, er hat sogar meinen Namen in sein Passwort eingebaut. Ich war die kleinste Tochter, er hat sich immer ein Mädchen gewünscht und ich war sein kleiner Schatz. Um mich hat er sich schulisch nicht kümmern müssen und ich habe auch sonst keinen Ärger gemacht. Schließlich ist es so gekommen, dass er wegen seiner Arbeit nicht mehr geschlafen hat und an dem Tag, an dem er mit mir Motorradfahren wollte, ist er eingeschlafen und nicht mehr aufgewacht, nachdem er endlich zur Ruhe gekommen ist. Meine Brüder waren am Boden zerstört, aber ich glaube, ich habe einmal wegen dem Schock geweint und sonst nicht mehr. Ich wollte es mir selbst nicht eingestehen, aber es war mir egal. Es war mir einfach egal. Ich wollte an dem Tag meine Freundin sehen und das ist alles, was mich interessiert hat. Und es tut mir so weh, aber ich kann mich nicht zwingen, ihn zu lieben und es tut mir so leid, dass ich es nicht tue. Wenn er mir jetzt beim Schreiben zuschauen könnte, bin ich mir sicher, er wäre zutiefst verletzt. Er ist mein VATER und er ist mir einfach egal. Ich meine, es ist nicht seine Schuld. Es ist die seiner Arbeit und die seiner Freundin, aber ohne es zu merken, habe ich ihn in meiner Kindheit schon mit anderen Vaterfiguren ersetzt, einfach so. Er hat mich so geliebt und mir ist es einfach egal. Wenn ich könnte, würde ich mich jetzt mit all den Schmerzen, die es verursacht, eine geliebte Person zu verlieren, bombardieren, einfach, weil es die richtige Reaktion ist. Aber das? Nein.
Ich komme damit einfach nicht klar! Was mache ich jetzt? Oder soll ich einfach nichts machen?