Mein bester Freund hat ADHS und in letzter Zeit zunehmend, wie es scheint, Depressionen, mangelnde Konzentration, häufig Unfälle.
Er ist teils fahrig und vergesslich und vergisst dann auch häufig, sich zu melden, weil er eingeschlafen ist oder sich hat ablenken lassen.
Das geht schon seit einigen Jahren so.
Mich selbst verletzt das Vergessenwerden, da ich in meinem Leben auch häufiger auf Menschen getroffen bin, die mich verletzt und versetzt haben, so dass es meine alten Wunden triggert, wenn er mich versetzt und am nächsten oder übernächsten Tag mit einer lapidaren knappen Entschuldigung ankommt wie "sry, bin so eingeschlafen".
Wenn ich ihm dann sage, dass ich das nicht so toll finde und zudem gesehen habe, dass er mehrmals online war, wird bei ihm eine Kindheitswunde getriggert, so dass er extrem verletzt reagiert und meine Reaktion als Abwertung, Streit, massive Kritik an seiner Persönlichkeit und Ablehnung sieht.
Er ist dann nicht mehr zugänglich und schweigt tagelang, hat nach seiner Auskunft Kopfschmerzen, Schlafstörungen und dreht sich im Gedankenkarussell, etwas falsch gemacht zu haben und nicht geliebt zu werden.
Das spielt er nicht vor, das ist tatsächlich so. Sein Kumpel bestätigt, dass es ihm tatsächlich extrem schlecht geht.
Er kann dann nicht aus seiner Haut, reagiert auf Anrufe und Nachrichten nicht (liest diese nur in der Vorschau) und hört Sprachnachrichten nicht ab.
Erst durch viel Liebe und gutes Zureden kommt er aus seinem Versteck wieder raus und äußert seine Dankbarkeit für die lieben Worte.
Dies passiert im Zyklus von 4 Wochen immer wieder. Es ist harmonisch, er vergisst mich, ich sage was, er igelt sich ein.
Jetzt könnte man argumentieren "dann sag doch nichts".
Es ist aber so, dass wir z.B. zum Treffen verabredet sind. Wir wohnen knapp 300 km auseinander und treffen uns in der Mitte zum Wandern.
Das braucht etwas Vorbereitung. Mein Kind muss für den Tag untergebracht werden, das Auto vollgetankt, Verpflegung etc. für die Wanderung gekauft usw. werden.
Wenn er mich dann vergisst, weiss ich nicht, soll ich jetzt noch was kaufen, soll ich mir den Tag freihalten, soll ich ne Betreuung für mein Kind suchen?
Er sagt, er schweigt mich an, weil er innerlich müde und zerrissen ist durch meine Reaktion.
Er wird dadurch in seine Kindheit zurück versetzt, wo es von den Eltern nur Kritik, Ablehnung und Forderungen gab.
Er wuchs auch fremdbetreut auf und hat nie Nähe seiner Eltern verspürt.
Allerdings habe auch ich in meinem Leben Ablehnung erlebt und mir tut es auch weh, versetzt zu werden.
Ich gelte aber allgemein als starke Persönlichkeit, da ich das sehr gut verarbeitet habe. Aber wenn er mich versetzt, kommt es hoch und es kann auch nicht sein, dass man Versäumnisse gar nicht ansprechen darf.
Wie würdet Ihr damit umgehen?
Ein Abbruch der Freundschaft kommt nicht in Frage. Wir verstehen uns abgesehen davon extrem gut.