Die im Juli 2017 vorgestellte Studie von Achim Goerres, Sabrina Jasmin Mayer und Dennis Spies basiert auf Fokusgruppen und kann daher keine quantitativen Daten ĂŒber politische Einstellungen von Russlanddeutschen liefern, weist aber auf einige wichtigen Eigenschaften dieser Gruppe hin. Ihre Vorstellung vom Deutschsein, die vor allem auf EthnizitĂ€t beruht, werde von der Mehrheitsgesellschaft in der Bundesrepublik nicht geteilt, besonders deutlich sei dieser Unterschied bei der Ă€lteren Generation ausgeprĂ€gt. Im Gegensatz zu anderen Einwanderergruppen zeichnen sich die UdSSR-stĂ€mmigen Aussiedler durch ihre Sympathien fĂŒr rechtskonservative Parteien aus. Sie wurden seit den 1990er Jahren gezielt von rechtsextremen Parteien angesprochen, meistens ohne Erfolg. Jetzt aber neigen zumindest einige Russlanddeutsche zur AfD, die um ihre Gunst vor allem mit AntiflĂŒchtlingsthemen wirbt. Die These, dass die AfD gar die Lieblingspartei der Russlanddeutschen sei, ist indes empirisch nicht haltbar.
Sehr ausgeprĂ€gt, gar dominierend sind fremdenfeindliche Motive in den Medien, die sich an die russischsprachige Minderheit in Deutschland richten. Das Leitmotiv der Medien, die ĂŒberhaupt gesellschaftliche und politische Themen anfassen, ist in der Regel Migration; sie wird generell als das dringendste Problem Deutschlands dargestellt. Selbst relativ moderate Zeitungen verbreiten ein Bild, das weitgehend mit rechten Diskursen (Ăberfremdung und Islamisierung, FlĂŒchtlingskatastrophe, "illegale Einwanderung" statt Flucht, pauschalisierende Darstellung nichteuropĂ€ischer Einwanderer als SexualtĂ€ter, Islamisten und Terrorsympathisanten etc.) ĂŒbereinstimmt, auch wenn sich die Sprache im verhĂ€ltnismĂ€Ăig neutralen Rahmen hĂ€lt.â
bpd, 2018, Bundeszentrale fĂŒr politische Bildung, online Artikel: Nationalismus und Rassismus bei "Russlanddeutschen".