Hallo zusammen,

auch wenn hier schon ein paar Antworten zu finden sind, schreibe ich auch nochmal eine ausführlichere, weil ich noch weiß, wie ich selbst überall nach Infos gesucht habe, bevor ich bei Temmel angefangen habe. Man kann sich das einfach so schlecht vorstellen. Ich hatte vorher auf jeden Fall noch nie was von dem Job gehört.

Zu mir:

Seit ich 16 Jahre alt bin, habe ich immer einen Ferienjob gemacht bzw. einen 450€ Job gehabt. Ich habe alles mögliche ausprobiert. Vom Kassier über Reinigung im Chemiebereich war alle dabei.

Nach meinem Abi (Ich war 19 Jahre alt) habe ich im Internet nach GUT BEZAHLTEN Ferienjobs gesucht. Da bin ich dann auf die Fundraising-Jobs gestoßen. Nach einigen Stunden hatte ich mich bei verschiedenen Agenturen beworben und wurde dann auch zu mehreren Gesprächen eingeladen: Einige in der Umgebung und zwei übers Internet (willkommen im 21. Jahrhundert, habe ich mir gedacht!). 

Zur Bewerbung:

Temmel Fundraising hat sich innerhalb weniger Tage bei mir gemeldet. Eine junge Frau hat mich angerufen und wollte direkt schon einiges über mich wissen. Zum Schluss wurde ich dann zu einem richtigen Bewerbungsgespräch übers Internet eingeladen, weil ich doch ein paar km von deren Büro entfernt wohne. Ich fands super, weil ich mich nicht extra in den Zug setzen musste.

Ich habe mich im Bewerbungsgespräch direkt wohl gefühlt, weil die Frau im Büro auch noch ziemlich jung war und selbst mal als Fundraiserin gearbeitet hatte. Deshalb konnte sie mir viel über die Arbeit erzählen und alles sehr gut erklären. Nach dem Gespräch hatte ich schon ein ziemlich gutes Gefühl. Der Job klang spannender als alles was ich davor gemacht hatte und dass man besser verdienen kann, fand ich auch interessant ;)

Kurze Zeit später bekam ich dann eine Zusage und habe mich erstmal voll gefreut. Dann wurde ich skeptisch und war am grübeln, ob da nicht doch irgendein Haken an der Sache dran ist. Und dann dachte ich mir einfach, was solls?! Ausprobieren kann ich es alle mal.

Zum Job:

Einige Tage vor meinem Arbeitsbeginn habe ich Bescheid bekommen, wo es hingeht. Am Sonntag bin ich also aus Stuttgart mit dem Zug nach München gefahren. Die Hinfahrt wurde, wie im Bewerbungsgespräch versprochen, bezahlt. Das war sehr angenehm, weil es zu dem Zeitpunkt auf meinem Konto ziemlich schlecht aussah. In München wurde ich von zwei meiner neuen Teamkollegen vom Bahnhof abgeholt. Mit dem Auto sind wir dann weiter zur Ferienwohnung gefahren. Von Anfang habe ich das Gefühl gehabt, dass sich jeder aus dem Team über meine Anwesenheit freut.

Die Situation war für mich erst ungewohnt: In München war ich vorher noch nie und auch mit „fremden“ Leuten in einer WG gelebt hatte ich so direkt nach der Schulzeit noch nicht. Die Sauberkeit der Wohnung war „okay“. Klar war nicht alles wie von Zuhause gewohnt. Meiner Meinung nach kann man eine mega saubere und ordentliche Wohnung in einer WG, in der mehrere Studenten wohnen und arbeiten, aber auch nicht erwarten. 

Nach der Vorstellungsrunde und einer großen Portion Spagetti Bolognese habe ich dann wie versprochen eine Einweisung von den erfahrenen Fundraisern erhalten. Da ich noch nie so einen Job gemacht hatte, haben sie mir sehr geduldig alles erklärt und beantwortet. Trotz der intensiven Vorbereitung habe ich mich aber noch nicht so richtig sicher für den nächsten Tag gefühlt (Wie sollte es auch anders sein?). Aber erstmal abwarten und die Tipps und Worte von den Anderen einprägen. Im Anschluss hatten wir noch eine kleine Besprechung, in der wir die Woche geplant haben. Ich wurde auch schon direkt bei der Planung des Wocheneinkaufes eingeplant. Den Einkauf am nächsten Tag musste ich nicht machen. Darüber war ich auch sehr froh, weil ich die Zeit zum Üben nutzen wollte. 

Der erste Tag:

Morgens haben wir zusammen gefrühstückt und ein paar Leute sind noch schnell einkaufen gegangen. Um 10 Uhr ging es dann von der WG aus los. Zuerst sind wir zu der Hilfsorganisation gefahren für die wir Mitglieder gewinnen sollten, und haben noch einmal eine kleine Besprechung gehabt. Die Verantwortliche war sehr nett. Im Anschluss ging es dann endlich richtig los.

Ich war extrem aufgeregt und habe mich noch etwas unsicher gefühlt. Zum Glück war ich an diesem Tag noch nicht alleine unterwegs, sondern konnte mit einem Fundraiser zusammen losziehen, der schon länger dabei war. Von ihm konnte ich mir viel abschauen. Trotzdem hatte ich bis zur Mittagspause noch keinen Förderer überzeugen können. Die Mittagspause haben wir im Auto mit vorgeschmierten Broten verbracht. Das tat auch meinem Konto gut :)

Nach der Pause ging es genauso erfolglos weiter. Bis ich am Abend endlich einen jungen Mann getroffen habe. Er war total begeistert von der Aktion und hat direkt mit gemacht. Für mich war das die ersehnte Bestätigung, auf die ich den ganzen Tag gewartet hatte. Leider habe ich abends in der Zeit, in der dann viele Berufstätigen nach Hause kommen, keinen Förderer mehr dazu gewinnen können. Es ist somit bei einem Förderer am ersten Tag geblieben. 

Nach dem ersten extrem anstrengenden Tag war ich glücklich endlich in die Wohnung zukommen. Der Tag war aber noch nicht vorbei. Wir haben noch eine kurze Besprechung gemacht und ich durfte noch einmal mein Gespräch üben. Nach dem langen Tag war ich eigentlich echt müde. Trotzdem habe ich die Gelegenheit genutzt und es komplett durchgezogen. Obwohl ich unterwegs ja nicht so erfolgreich war, habe ich für mein Gespräch dann viel positives Feedback und auch noch einige gute Tipps bekommen. Nach dem Essen bin ich dann sehr müde, aber glücklich ins Bett gefallen.

Die beiden nächsten Tage lief es quasi genauso weiter. Einen Unterschied gab es aber: Ich habe viel mehr Förderer pro Tag dazu gewinnen können. Viele von den Tipps die ich bekommen habe, konnte ich bereits in diesen Tagen anwenden und ich wurde auch immer weniger nervös.

Am Donnerstag habe ich dann für alle gekocht. Zum Glück nicht ganz alleine! Für mich war es nämlich das erste Mal für so viele zu kochen. So wie es aussah, hat es am Ende aber allen geschmeckt :P

Am Samstag haben wir dann auf die Woche angestoßen. Ich war so glücklich, dass ich es geschafft habe. Die Frau im Bewerbungsgespräch hat zwar gesagt, es wird anstrengend, aber ich hätte nicht gedacht, dass ich sooo froh über den freien Sonntag bin. Am Samstagabend haben wir in unserer kurzen Besprechung die Aktivität für den Sonntag bestimmt. Ich war sehr froh, dass wir in einem Park gefahren sind und einfach nur in der Sonne entspannt haben. Die gesammelte Energie konnte ich in der nächsten Woche gut gebrauchen. 

Mein Fazit dazu:

  1. Es war wirklich anstrengend. Das liegt vor allem daran, dass man am Tag sehr lange unterwegs ist. Das ist aber kein Nachteil! Zum Ende der Woche hin, als ich mich langsam an die Anstrengungen gewöhnt habe, habe ich mir oft noch 1-2 Stunden mehr gewünscht :D Das hört sich zwar seltsam an, aber der Ehrgeiz packt einen einfach.
  2. Das Teamleben ist einfach nur der Wahnsinn! Ich mochte die Leute von Anfang an und mit der Zeit sind wir so richtig zusammengewachsen. Am Ende hatte ich das Gefühl, als wenn es meine zweite Familie geworden ist. <3
  3. Ich hatte das Gefühl, dass meine Kommunikationsfähigkeiten besser geworden sind. Für mich ist normal geworden fremde Personen anzusprechen. Dazu muss ich erklären: Ich war nie total „schüchtern“, aber schon eher etwas zurückhaltend… Bevor ich den Ferienjob angefangen habe, war es für mich unvorstellbar fremde Menschen in einem Park anzusprechen, um z. B. mit denen Fußball zu spielen. An meinem ersten freien Sonntag bei Temmel Fundraising habe ich aber genau das gemacht. Hört sich für einige von euch nicht besonders spektakulär an. Für mich war es aber ein großer Schritt. O.o
  4. Für mich gibt es eigentlich wenig Negatives zu berichten. Man könnte sagen, dass man wenig Zeit für sich selbst hat. Ich weiß, dass das andere im Team manchmal fanden. Aber mich hat das ehrlich gesagt gar nicht gestört, weil ich das Teamleben einfach zu sehr feier :P

Die nächsten vier Wochen waren für mich gleichzeitig lehrreich, spaßig und anstrengend. Wie schon erwähnt lernt man einfach auf fremde Personen zu zugehen und mit ihnen gute Gespräche zu führen. Auch meine Familie und Freunde von zu Hause haben gemerkt, dass ich mich nach meinem ersten Einsatz stark weiterentwickelt habe.

Dadurch, dass nur Studenten im Team sind, ist aber auch der Spaß garantiert. Ich habe sogar Freunde gefunden, mit denen ich auch nach meinem Einsatz noch Kontakt habe (Liebe Grüße nach Wien und Frankfurt! :P ).

Was mich am meisten freut und auch stolz macht ist, dass ich nachhaltig Förderer gewonnen habe, die im Durchschnitt 7 Jahre lang (dieser Wert kommt von der Hilfsorganisation!) spenden. Wenn man das mal durchrechnet (also die Jahresbeiträge auf die 7 Jahre), heißt das, dass ich innerhalb von fünf Wochen, Spenden in Höhe von ca. 100.000 € für die sozialen Projekte gesammelt habe. Als mir das klar geworden ist, habe ich mir selbst auf die Schultern geklopft… Okay, habe ich nicht, aber hätte ich :D

Ich habe während meines Studiums noch einige Einsätze über Temmel Fundraising mitgemacht. Ich konnte damit mein komplettes Maschinenbau Studium finanzieren. Besonders gefallen hat mir daran, dass ich nicht in der Vorlesungszeit arbeiten musste. So konnte ich mich voll auf das Semester und die Klausuren konzentrieren. In den Semesterferien bin ich dann immer für einige Wochen arbeiten gewesen.

Was mir in den Jahren immer wieder aufgefallen ist, ist das dieser Arbeit relativ oft kritisiert wird. Ich finde das unsinnig und schade. Die wenigsten Menschen kommen von sich aus auf die Idee Hilfsorganisationen zu unterstützen. Dementsprechend sind die Organisationen auf Werbeagenturen wie Temmel angewiesen. Es handelt sich dabei um eine Dienstleistung, wie es sie in jeder Branche gibt. Die Hilfsorganisationen haben weder das KnowHow noch die Mitarbeiter dafür. Ehrenamtlich macht dieser Arbeit eh keiner auf Dauer, weil es schlicht und ergreifend zu heftig ist. (Wers nicht glaubt, probiert es bitte einfach mal aus, bevor er anderes behauptet!).

Diese Fehleinschätzungen gab es leider auch bei mir in der Familie. Mein Vater war nicht gerade erfreut, als ich stolz von meinem tollen Bewerbungsgespräch berichtet habe. Er wollte mir den Job sogar ausreden. Als ich während meines Einsatzes ab und an mit ihm telefoniert habe, konnte er es einfach nicht glauben, dass es so gut läuft. Wieder zuhause waren meine Eltern sehr überrascht, wie selbstständig ich geworden bin. Mehrere Gerichte Kochen, Putzen und Waschen – alles kein Problem mehr für mich. Meine Mutter war begeistert. :P  

Zusammenfassend kann ich euch folgendes Fazit geben:

Ich bin so froh, dass ich nicht auf meinen Vater gehört habe und mir ein eigenes Bild gemacht habe!!! Für mich war es das Beste, was ich hätte machen können! Der Job hat mir das Studium finanziert. Ich musste nicht am Fließband rumstehen, sondern konnte was wirklich sinnvolles machen. Und ich bin selbstbewusster und offener geworden.

Der Job ist nicht für jeden was, das ist klar. Aber wer keine Angst hat hart zu arbeiten und gerne bei der Arbeit was dazulernt, sollte den Job ruhig mal ausprobieren und dann entscheiden ob er passt.

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