nie gesehen hatte... Der erste Mensch, dem ich von alldem erzählte. Wir schrieben ½ Jahr lang jeden Tag, dann wollte ich ihn treffen. Ich wollte es mir nicht eingestehen, aber ich war so verliebt... Er war auch in Echt so. Charmant, klug, gut im Zuhören, romantisch, sogar gut aussehend. Ich wollte endlich mit allem, was davor passiert war, abschließen. Endlich ein normales Leben führen. Und er schwor und versprach mir, dass ich immer die Einzige für ihn sein würde. Ich Idi*** glaubte es ihm und schenkte ihm das letzte, was ich noch an körperlicher Würde besaß: Meine Jungfräulichkeit. Ich konnte mit ihm über alles reden. Meine Alpträume, meine Gefühle, meine Gedanken. Meine Zukunftspläne. Er hörte immer geduldig zu. Auch wenn nicht immer alles perfekt war, ich war schlimmeres gewöhnt. Als ihm Depressionen diagnostiziert wurden, beschloss ich, für ihn da zu sein, so wie er immer für mich da gewesen war. Ich war zum ersten Mal glücklich.
Ich hab mich nie getraut, zu einem Psychologen zu gehen. Aus Angst und Scham, obwohl ich wusste, dass das das Beste ist. Aber jemandem in die Augen sehen und über das hier reden? Unvorstellbar. Ich rief also vor ca. ½ Jahr bei der Telefonseelsorge an und redete mit einer Frau, die Psychologie studiert und sogar eine kurze Zeit eine eigene Praxis gehabt hatte. Fast jeden Tag. Sie sagte mir, dass sie vermutet, dass ich schwere Depressionen habe, aber sie sagte, dass sie noch nie bei irgendeinem Patienten gesehen hatte, dass die Liebe ihn so „gesund“ macht. Sie sagte immer, dass es ein Wunder ist, dass er mich so glücklich machte.
Ich hatte mich bereits Mitte 2013 für ein FSJ in Südamerika beworben. Er hat mich gefragt, ob ich ihn heirate und ich sagte Ja. Er wusste es, natürlich, sagte ständig „Das schaffen wir zusammen.“, „Ich freu mich für dich!“, „Ich les auf jeden Fall deinen Blog!“, „Ich komm dich besuchen, wenn ichs mir leisten kann!“ Vor 4 Wochen hat er Schluss gemacht. Aus heiterem Himmel. Weil ich weggehe. Und vor einigen Tagen hat er mir gesagt, dass er mich nicht mehr liebt.
Ich will jetzt sterben. Ich hatte vorhin die Tabletten in der Hand, genug, um eine Stadt zu versorgen. Aber dann dachte ich: Ich wollte so sehr nach Südamerika, seit damals, als meine Schwester dorthin geflohen ist vor all dem Elend hier. Und jetzt... Jetzt habe ich das Einzige, was ich je richtig gemacht habe, für dieses Schei* Land verloren, jetzt will ich da auch wirklich hin. Einfach aus Neugier, ob es sich gelohnt hat, ihn dafür aufzugeben. Ich kann mich ja auch danach umbringen. Oder vor Ort, da kommt man eh viel leichter an heftigere Mittel. Ich mein, wenn ich mir da irgendwo schwarz eine Kaliumspritze besorge und sie mir dann mit Joint in der Hand und Alk im Blut verabreiche, wird auch keiner danken, dass es Suizid war.
Ich hab aber so furchtbare Angst, dass es mir da gefällt. Das klingt mega beschurert, ich weiß. Aber was, wenn es mir dort gefällt und ich mir wieder einbilde, einen Grund zum Leben zu haben? Es war schon einmal so. Ich kann das nicht nochmal durchstehen. Der einzige Grund, der mich bis heute am Leben gehalten hat, war dieser Typ, dem ich nichts bedeute. Und vermutlich auch nie wirklich was bedeutet hab, der hats wahrscheinlich auch nur aus Mitleid mit mir ausgehalten und findet jetzt ganz schnell jemanden, der nicht wertlos und kaputt ist. Was ist, wenn ich wieder enttäuscht werde? Ist es da nicht besser, mich gleich umzubringen? Ich weiß nicht mehr weiter... Ich will sterben, aber ich will auch nicht, dass ich diese Beziehung an den Baum gefahren habe für etwas, was ich jetzt eh nie erlebe... Ich kann nicht mehr. Ich wette, jeder von euch hat das schonmal gedacht, aber ich KANN. NICHT. MEHR.
Ich will einfach nur noch zurück in seine Arme, festgehalten und beschützt werden, von seinen Armen festgehalten und von seiner Stimme beruhigt werden, wenn ich wieder diese Alpträume habe. Ich schaff dieses Jahr nicht ohne ihn und er hätte es nicht mit mir geschafft.
Ihr denkt jetzt sicher alle, dass ich nur so ein Troll bin oder sagt „Du schaffst das schon, jeder hier hatte schonmal Liebeskummer.“ Aber dann versteht ihr nicht im Entferntesten, was dieser Mann für mich war. Er war der Sinn meines Lebens. Und mein Antidepressivum. Und jetzt... WEG.