Erstmal kommt es darauf an aus welcher Region deine Freundin stammt. Sie selbst ist also weiß?
Man kann Brasilien, das ja ein riesiges Land ist, was Ethnien betrifft in so 4-5 Zonen aufteilen. Der Norden Brasiliens - also das Amazonasgebiet - ist von den Abkömmlingen der Indianer geprägt. Dort sind die meisten dunkelhäutig, sehen aber nicht sehr afrikanisch aus. Im Nordosten ist die Mehrheit afrikanischer Abstammung, aber auch stark vermischt mit Europäern (vor allem eben Portugiesen) und auch Indianern, besonders im Hinterland, abseits des Küstenstreifens. Die Mehrheit ist dort jedenfalls auch dunkelhäutig. Im Norden und Nordosten ist nur die reiche Oberschicht weiß, die natürlich deutlich in der Minderheit ist. Dort fällt man als weißer Europäer schnell auf und macht vielleicht nicht nur gute Erfahrungen, obwohl man dort ungemein gastfreundlich empfangen wird. Dort ist aber dieses stereotypische Denken, dass alle Weißen wohlhabend sind, am weitesten verbreitet, weil die wenigen Weißen dort eben auch wirklich besser gestellt sind als die schwarze Bevölkerung, die sie zudem noch teilweise wie Sklaven behandeln und als minderwertig ansehen. Da kann es schon vorkommen, dass man ab und zu mal jemanden antrifft, der sauer auf Weiße ist.
Der Südosten (zu dem auch Rio und Sao Paulo gehören) ist dagegen ziemlich gemischt. Ich würde sogar sagen 50/50. Es kommt aber auf Stadt und Region an. Die ursprüngliche Bevölkerung ist weder schwarz noch weiß - Es sind Caboclos - Mischlinge aus Ibero-Europäern und den regionalen Indios, die nicht ganz so dunkelhäutig waren wie ihre Vetter im Norden. Rio und Sao Paulo wurden ja von großen Einwandererwellen aus allen Regionen, aber insbesondere dem Nordosten, überrannt. Deswegen gibt es dort heute auch viele Schwarze.
Trotzdem gibt es dort auch eine große weiße Schicht, denn im 19. und 20. Jh, sind dort viele Europäer eingewandert, insbesondere Italiener. In Sao Paulo gibt es auch viele Japaner, und diese Stadt ist auch sonst sehr multikulturell. Rio eigentlich auch. Dort gibt es auch viele Weiße, die arm sind. Dort sind Weiße absolut nichts Ungewöhnliches und deswegen würde man - was die Hautfarbe betrifft - nicht unbedingt sofort auffallen. Der Unterschied ist nur, dass dort auch die meisten Weißen sonnengebräunt sind und man sich als Europäer ja ganz anders kleidet und verhält als die einheimischen Weißen. Gerade in Rio werden Touristen daher immer schnell erkannt. Man kann dann höchstens ausgeraubt werden, aber nicht diskriminiert aufgrund seiner Hautfarbe. Trotzdem sind auch dort so gut wie alle Reichen weiß und die favelados (Einwohner der Elendsviertel) zumindest dunkelhäutig.
Südbrasilien ist dagegen mehrheitlich weiß (oder Caboclos), denn es wurde auch ab dem 19.Jh. intensiv von eruopäischen Einwanderern besiedelt - auch vielen Deutschen. Dort fällt man als Europäer fast gar nicht auf. In manchen Dörfern wird sogar noch ein deutscher Dialekt (Riograndenser-Hunsrückisch oder Pommersch) gesprochen. In dieser Region haben es Leute mit dunkler Haut besonders schwer (eigentlich in ganz Brasilien), weil es dort viele Rassisten gibt, viele Einstellungen wie im Europa vor 100 Jahren. In größeren Städten gibt es aber auch ein paar favelas und da leben auch wieder viele eingewanderte Schwarze aus dem Nord- und Südosten.
Fehlt noch das zentrale Brasilien, was recht dünn besiedelt ist. Die Mehrheit dort sind caboclos, meine ich. Die werden dort auch alle sertanejos genannt - die Cowboys Brasiliens. Die Hauptstadt Brasilia ist natürlich auch wieder so ne gemischte Stadt wie auch Rio und Sao Paulo.
Normalerweise hat es ein weißer Brasilianer wesentlich besser als ein dunkelhäutiger. Es ist Schwachsinn zu sagen, dass Weiße dort nicht gern gesehen werden. Leider ist dort weiß sogar die Idealfarbe. Niemand möchte als schwarz "beschimpft" werden, selbst die, die es eindeutig sind, nennen sich lieber "braun"... und die Mischlinge, die eigentlich braun sind, nennen sich weiß und werden oft auch als Weiße akzeptiert. Die kalkweißen Europäer gelten da dann schon als göttliche Gesandte, als Engel.
Da man überall auf der Welt gerne Leute überfällt, die Geld haben - das ist auch in Brasilien so - sind es zwangsläufig viele Weiße, die Opfer von Einbrechern, Räuber und Entführer werden. Das kann man dann schon so interpretieren, dass Weiße dort gefährlicher leben als Schwarze, was aber eigentlich nicht stimmt. Auch Dunkelhäutige werden überfallen, und wenn man ihnen nur das Handy und 10 Eruo wegnimmt. Der Großteil der Ermordeten stammt immer noch aus der armen, dunkelhäutigen Schicht. Dort sind nunmal die meisten Kriminellen anzutreffen und die leben meist auch nicht lange. Nur wenige werden älter als 20, wenn sie nicht vorher aussteigen oder im Knast landen.
FAZIT: Weiße werden eigentlich ganz gerne in Brasilien gesehen. Die große weiße Schicht pflegt gerne den Umgang mit europäischen Weißen, die meisten dunkelhäutigen Brasilianer auch. Viele würden sogar gerne eine(n) heiraten und mit nach Europa gehen. Andere sehen Weiße besonders gern (ob Ausländer oder Brasilianer ist egal), weil sie dann jemanden haben, dem sie etwas verkaufen können, die sie berauben oder irgendwie ausnutzen und betrügen können.
Sorry, das ist sicher einer der längsten Kommentare dieser community. Ich hoffe, er hat gefallen.
até mais! Fuuuui!