moin,
als jemand, der Physik und Philosophie studiert hat, denke ich immer, das fiele irgendwie in meinen Kompetenzbereich. Aber ich finde es nicht heraus :D
Ich sehe folgende Probleme: Zeit ist nur messbar, wenn Veränderungen da sind. Damit sind Zeit und "Maß der Veränderungsrate" für uns so eng zusammenhängende Begriffe, dass wir den einen ohne den anderen nicht begreifen können. Damit hat physikalisch in unserem Universum (und da wir empirische Wissenschaftler sind, die ihre Aussage gerne falsifizieren können würden, können wir nur darüber reden) mit dem Beginn dieses Universums "angefangen", weil damit erst für uns greifbare, mess- und überprüfbare Veränderungen angefangen haben.
Die aktuell wichtigste Urknalltheorie (Quantenfluktuation) setzt voraus, dass vor dem Urknall die Raumzeit (am besten in unendlicher Ausdehnung) vorhanden war (sowie die Gesetzte der Quantenmechanik galten). Ich selbst hänge dieser Extrapolation an, da mir am plausibelsten erscheint, dass unsere Bühne schon immer eine Zeit hatte, die Quantenveränderungen gemessen hat, sowie eine unendliche Ausdehnung. Aber es werden sicherlich einige widersprechen.
In diesem Bild hat es die Zeit also "schon immer" gegeben. Die gegenteilige Vorstellung, dass Zeit und Veränderung (für uns ja quasi ein Wort) irgendwann "zu existieren begannen" (sozusagen am Zeitpunkt 0) ist für uns nicht wirklich vorstellbar und erzwingt beinahe eine Konstruktion wie einen Unbewegten Beweger, den einige als Gott identifizieren. Nach meinem Dafürhalten ist das sowohl unnötig als auch logisch nicht einwandfrei, denn wenn der Unbewegte Beweger etwas anlässt, dann wohl IN der Zeit.
Als nächstes kommt das Problem hinzu, was Zeit ist, also ob es sozusagen eine objektiv schwingende Weltuhr gibt oder ob die Zeit aufhört zu laufen, wenn unser Universum komplett zerfallen ist (siehe Photonenzerfall). Dann laufen zwar noch schwarze Klumpen (Löcher) herum, aber diese sind eine Grenze unserer Raum-Zeit (und kein Teil von dieser). Wobei die QM sagt, dass selbst dann im Vakuum zwischen diesen kein absoluter Stillstand eintritt.
Was zur Frage nach einer möglichen Quantenlimitation anregt, was ich nicht glaube, da die Energie-Zeit-Unschärfe absolut gültig zu sein scheint (virtuelle Teilchen also immerzu produzierbar sind). Dies hängt wiederum mit der zeitlichen Invarianz der Naturkonstanten zusammen, bei denen wir aktuell jedoch keine Veränderung beobachten können.
Es gibt also eine ganze Menge Unsicherheiten, wobei ich tl;dr sagen möchte, dass es vermutlich so ist, dass wir nie herausfinden, ob und wie "Zeit" und "Veränderung" getrennt werden können, dass es wohl schon immer eine Zeit und einen Raum gab, und dass schon immer in dieser Raumzeit die Quantenmechanik wirre Sachen angestellt hat.
Wenn du Fragen zu einzelnen Sachen hast, bitte nur zu. Auch für Einwände, bitte mit Begründung, bin ich jederzeit gerne zu haben.