Seit einigen Tagen bin ich mir einigermaßen sicher: mein Lebensgefährte ist Quartalsalkoholiker (wir hatten bis vor kurzem eine Wochenendbeziehung, da war das nicht so zu merken). Aber ich bin eben nicht ganz sicher und möchte es unbedingt vermeiden, ihm einen falschen Stempel aufzudrücken. Daher habe ich es bisher noch nie so direkt angesprochen. Nicht, weil ich ihm die Wahrheit nicht sagen könnte, sondern weil ich nicht ganz sicher bin, ob es die Wahrheit ist. So ein Urteil steht ja dann ganz schön zwischen zwei Menschen, man kann nicht einfach irgendwelchen Leuten sagen, dass sie eine psychische Erkrankung haben, oder? Da war ich selbst schon mal Opfer, es ist sehr schlimm, wenn das nicht stimmt, aber von einem angenommen wird.
Er trinkt monatelang nichts bis "normal" (ein Bier pro Woche etwa) und ist ein ganz liebevoller Vater und Lebensgefährte. Dann geht sein Konsum langsam hoch, das gilt auch fürs PC spielen. So richtige Rückzüge von allen und allem. Ich weise ihn darauf hin, dann wird er für seine Verhältnisse aggressiv, ist nicht wieder zu erkennen und beendet die Beziehung, so, als würde sie ihm nichts bedeuten. Dann hat er eine Art "Begründung", igelt sich etwa 10 Tage lang ein, spielt den ganzen Tag PC, gelegentlich fehlt er dann auch bei der Arbeit. Und trinkt nur abends, dann aber ein bis zwei Flaschen Wein oder ca. vier Bier. Flaschen verstecken gehört dann, glaube ich, auch zum Programm, mein "Koch-Wein" aus der Speisekammer verschwindet. Ich habe das bisher für eine Reaktion auf die jeweilige Krise gesehen. Mittlerweile erkenne ich: es gibt die Krisen, DAMIT er trinken und spielen kann. Und mich zieht er mit hinein, so lange ich das mitspiele. Ich habe vor einigen Tagen die Beziehung beendet und werde das auch ganz klar durchziehen.
Aber ich quäle mich noch mit dem Restgedanken, dass es doch einen geben muss, der ihm klar sagt: du bist süchtig, hol dir Hilfe. Hat glaub ich noch keiner. Ist das klug oder co? Und: ist er überhaupt Alkoholiker, kann ich das also von daher riskieren?