Ich denke, die Popularität der AfD ist nur ein Symptom, welches auf zwei Dingen fußt:
- Egal wie man zur AfD steht muss man leider erkennen, dass die Politk der letzten Jahrzehnte in vielen Bereichen nicht nur völlig versagt, sondern genau das Gegenteil dessen getan hat, was sinnvoll gewesen wäre. (Wohnungsbau, Gesundheitswesen, Infrastruktur, etc.)
- Es gibt viele äußerst homogene Bevölkerungsgruppen, deren Verhalten an Sektenmitglieder erinnert, die logischen Schlussfolgerungen und erkenntnisgewinnorientierten Diskussionen verschlossen sind, und sich strikt weigern, mit Andersdenkenden überhaupt zu kommunizieren, und die jeden, der nicht zu mindestens 99,9% linientreu ist, sofort als Feind bekämpfen. (AfDler, Linke, Feministen, Veganer, Impfgegner, Homöopathie-Anhänger, und und und ...)
Die Fehler aus Punkt 1 treiben den Gruppen aus Punkt 2 unbedarfte Anhänger in die Arme, und die Gruppen aus Punkt 2 nutzen wiederum die Fehler aus Punkt 1 erfolgreich (und teilweise sogar zu Recht) für ihre zwecke.
Dass dabei jedes Maß und jede Verhältnismäßigkeit verloren geht, und sachliche Diskussionen mit unstrittigen Argumenten auf Augenhöhe nicht mehr möglich sind, ist eine Schande.
Aber um deine Frage zu beantworten: Ich habe auch Verwandschaft im Ausland, und wenn dort etwas über die AfD oder Pegida im Fernsehen läuft, ist mir das schon sehr sehr unangenehm.
Trotzdem sehe ich die religös anmutende "Verbohrtheit" wesentlich gefährlicher, als AfD-Wähler, weil diese eben nicht nur eine kleine Randgruppenpartei betrifft, sondern sich durch die gesamte Gesellschaft zieht.
Wenn hier ein AfDler fragt: "Was ist denn an der AfD populistisch?", ist das genauso, als wenn ein Impfgegner nach Beweisen für Masern-Viren fragt, eine Feministin behauptet, Männer seien per se Sexisten, Anhänger einer Religion "den Anderen" ggü. hochnäsig auftreten, bestimmte Linke sagen, dass es keinen von Schwarzen ausgehenden Rassismus geben könne oder Veganer erzählen, dass man sich problemlos ohne Mangelerscheinungen und Supplementierungen nur von pflanzlicher Kost ernähren kann.
All diese Gruppen haben eines gemein: Sie ziehen nicht mal in Erwägung, evtl. in Teilbereichen einer fehlerhaften Einschätzung zu unterliegen (auch wenn sie nachweislich ALLE in gewissen Punkten richtig liegen) und sträuben sich äußerst aggressiv gegen jede Form von zivilisierter Kommunikation, wobei sie sich selbst alle - komischerweise - für die einzig Gebildeten halten.
Die AfDler sind dabei nur eine Randerscheinung unter vielen. Aber das Hauptproblem hat sicher auch etwas mit Bildungsmangel, Herdentrieb, Selbstbestätigung, und vielen anderen Dingen zu tun.
Fazit: Vor ausländischen Freunden und der Familie schäme ich mich (als sog. Biodeutscher; blond, blauäugig, groß, sportlich) schon sehr. Aber ausdrücklich NICHT nur für die AfD.