Ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum hier so viele Antworten davon ausgehen, dass du lügst. Lass dich davon nicht verunsichern und auf gar keinen Fall solltest du dich davon einschüchtern lassen. Du bist eine selbstständige, mündige Person. Hab keine Angst davor, für dich selbst einzustehen und klar zu kommunizieren, was du möchtest.
Es fehlt ehrlich gesagt ein Wenig Information, um sie wirklich sinnig beantworten zu können.
- Wie alt ist Dein Lehrer?
- Was für eine Beziehung hast Du zu ihm?
- Ist er prinzipiell jemand, der sich Schülern besonders nähert? Flirtet er allgemein mit dir und deinen Mitschülerinnen?
- Oder vielleicht hast Du rückblickend das Gefühl, dass ihr euch immer schon besonders gut verstanden habt, also besser als mit anderen?
- Kann es also sein, dass sich für ihn schon seit einiger Zeit eine sexuelle Spannung angesammelt hat, die sich nun entladen hat?
- Kann es sein, dass er schon seit einiger Zeit vermeintliche oder tatsächlich gegebene "Zeichen" von Dir gedeutet hat?
- Ist es möglich, dass er Dein Vordringen in seinen persönlichen Raum als "ersten Schritt" von Dir empfunden hat?
Auf keinen Fall glaube ich, dass es eine spontane Aktion "aus dem Nichts" war. Das tut niemand, der nicht schon länger darüber nachdenkt. Also, entweder denkt er schon eine Weile sexuell über dich nach, oder er denkt schon eine Weile, dass du über ihn sexuell denkst.
In jedem Fall ist klar, dass der Lehrer das nicht durfte, egal ober er 26 ist und frisch aus dem Referendariat, oder 63 und kurz vor der Rente. Dein Lehrer befindet sich in einer gesellschaftlich geordneten Machtposition. Alleine aufgrund dieses Machtgefälles hat er dich in eine sehr unangenehme Position gebracht.
Ich würde an deiner Stelle Folgendes tun:
- Vertraue dich jemandem an, z.B. deinen Eltern, Geschwistern oder einer Freundin.
- Wenn du der Meinung bist, dass du dich ihm alleine stellen kannst, sprich ihn direkt an und sag ihm, dass er einen Fehler gemacht hat und du keine Beziehung zu ihm wünschst. Das solltest du definitiv klarstellen, um weitere Schritte, Peinlichkeiten, Verlegenheiten etc. zu unterbinden. Ansonsten nimm jemanden mit, oder schreib ihm einen Brief. Eindeutige Kommunikation ist der allerwichtigste Schritt!
- Dokumentiere, was passiert ist. Ich meine nicht so einen einfachen Eintrag hier, sondern setz dich hin und denk wirklich scharf darüber nach und schreib alles auf, was dir in Erinnerung kommt. Dokumentiere auch alles, was folgt. Das ist später eventuell wichtig und deine Erinnerungen werden sich über die Zeit ändern. Vor allem werden sich deine Erinnerungen ändern, wenn du anderen Menschen davon erzählst. Sie werden ihre Meinungen dazu äußern und mit der Zeit wird das Einfluss auf deine Erinnerung an die Sache nehmen. Daher nochmal: Schreib alles auf, solange es frisch ist! Schreib auf, was passiert ist, was du dabei gefühlt hast, wie du reagiert hast.
- Denk darüber nach, welchen gemeinsamen Weg ihr gekommen seid und welchen Einfluss das wohl auf diese Entwicklung hatte.
- Du solltest ernsthaft in Erwägung ziehen, dich einem Vertrauenslehrer oder einer Sozialmitarbeiterin oder so an deiner Schule anzuvertrauen. Vielleicht ist dein Lehrer eigentlich ein anständiger Mensch und hat es nicht verdient, dass man ihn entlässt. Aber die Wahrheit ist, er ist in einer Machtposition und hat diese Position ob nun aus Böswilligkeit oder menschlicher Schwäche heraus ausgenutzt. Er darf das nicht - und wenn er das nicht kontrollieren kann, ist er im falschen Beruf. Wenn du der Meinung bist, dass du ihm nicht schaden willst und es keinem anderen Lehrer anvertrauen willst, okay. Aber umso wichtiger sind die Punkte 2 und 3. Also, distanziere dich ganz klar und eindeutig und schreibe es auf. Wenn er es versteht und akzeptiert, kannst du es dabei belassen. Aber wenn er nicht aufhört und eventuell Einfluss auf deine schulischen Leistungen nimmt, dann wird es für dich später problematisch werden, nachträglich zu argumentieren, warum du das nicht früher gemeldet hast. Wenn also Rache nehmen und dich schulisch fertig machen will, dann wird man dir nicht mehr glauben, wenn du sagst, das käme alles von dieser Geschichte.
- Und schließlich solltest du ernsthaft darüber nachdenken, welche Rolle du in dem Ganzen spielst. Egal, was du getan hast, er durfte das als Lehrer nicht tun. Trotzdem solltest du überlegen, ob du eventuell durch Verhaltensarten, Gestiken, Mimiken oder gesprochenen Inhalten dazu beigetragen hast. Also, ob du ihm das Gefühl vermittelt hast, dass er sich dir auf solche Weise nähern kann.