Ich würde sagen, dass die Hauptschuld die Gesellschaft trägt, die vorgibt, dass Gretchen nicht hätte mit Mephisto schlafen dürfen, kein Kind hätte bekommen sollen ohne verheiratet zu sein, das Kind nicht hätte töten dürfen etc. Marthe spricht stellvertretend für die Gesellschaft, aber deshalb würde ich ihr keine Schuld geben. Die eine Freundin hätte Gretchen wohl nicht weniger verzweifelt gemacht. Wenn ich mich richtig erinnere tratscht sie ja nur mit Gretchen über eine andere Bekannte und gibt ihr selbst keinen Rat in der Hinsicht, aber das müsste ich selbst nachlesen. Faust und Gretchen sind dann ebenfalls insofern schuldig, als dass sie sich hätten zügeln können (gerade im Falle des reiferen, gebildeten Faust sollte man mehr Vernunft erwarten können). Auch hätten sie zu weniger drastischen Mitteln greifen können - muss man denn direkt die Mutter derart stark betäuben dass die gute Frau stirbt? - oder den gesellschaftlich "korrekten" Weg über den Traualtar nehmen können. Was Gretchen angeht, würde man heute sagen, sie hätte anders handeln können, aber in der damaligen (so dargestellten) Gesellschaft hat sie nur die Wahl, das Kind zu behalten, dafür geächtet zu werden und am Ende sogar in die Hölle zu kommen, oder es zu töten, was ihr die Hölle zwar nicht erspart, aber zumindest die Chance bietet, in der Gesellschaft nicht im Ansehen zu fallen, sofern sie nicht erwischt wird. Ich würde ihr, wenn man davon absieht, dass sie zu Faust hätte nein sagen können (als fromme 15jährige sollte das wohl möglich sein, schöne Geschenke hin oder her), keine Schuld geben, sie ist eben das Opfer der Misere. Und ohne Mephisto wäre Faust schließlich nie jung und übermütig geworden, hätte Gretchen nicht angemacht, die Mutter wäre nicht vergiftet und der Bruder nicht ermordet worden, sie hätte keine Dämonen in der Kirche gehört und wäre niemals im Verlies gelandet wegen Kindsmord. Er ist also der Ursprung von Gretchens Schicksal und die treibende böse Kraft an den entscheidenden Punkten. Aber wenn die Gesellschaft in Goethes nicht gegen vorehelichen Geschlechtsverkehr und uneheliche Kinder wäre, hätte Mephistos Handeln keine tragischen Konsequenzen gehabt.

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Ich würde dir auch empfehlen, schau in die Lehrpläne. Die sind soweit ich weiß in jedem Bundesland irgendwo zum downloaden bereit gestellt. Meiner Erfahrung nach ändert sich zwischen den Jahren nur wenig, Klassiker wie Faust, Die Leiden des jungen Werther von Goethe oder Woyzek von Büchner etc. werden immer gelesen. Ansonsten wird auch gerne auf aktuelle Ereignisse geachtet, meine Abiturprüfung ist z.B. auf ein Jubiläum von Kleist gefallen und da musste ich dann zwei Lektüren von ihm kennen. Allerdings macht es auch einen Unterschied ob du Leistungs- oder Grundkurs nimmst. In Englisch musste ich im Leistungskurs bspw. Shakespeare lesen, das musste der Grundkurs nicht. Aber generell: mach dir keine Sorgen, dass du jetzt schon mit den Lektüren anfängst die du in zwei Jahren kennen musst. Ich würde dir eher raten, viel Zeitung zu lesen und Nachrichten zu schauen, in den Abiturprüfungen, mündlich wie schriftlich, wird sehr gerne auf "aktuelle" Themen Bezug genommen. Ohne Lektüreschlüssel oder (hoffentlich) hilfreiche Lehrer blickst du bei vielen Werken vermutlich nicht so gut durch wie es in einer Abiturprüfung erwartet wird (ohne meine Lehrerin hätte ich Faust maximal zu 30% verstanden). Merke dir besser die Dinge, die du im Moment in der Schule hast, gut, dann hast du in den "entscheidenden" Jahren weniger Stress, das nochmal lernen zu müssen, und hast genug Zeit, dich um die Lektüren zu kümmern.

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