Eltern akzeptieren Beziehung nicht Türkin und Deutscher?

Hallo liebe Community.

Zu meiner Person erstmal. Ich bin Türkin (17) und mein Freund Deutscher (16). Ich bin Muslimin und bin seit meiner Kindheit religiös aufgewachsen. Seit der Trennung meiner Eltern lebe ich bei meiner Mutter. Meine Mutter trägt keinen Kopftuch und ich auch nicht. Wir verhalten uns nicht der Religion entsprechend. (Beten, Kopftuch tragen usw.)

Ich hab meinen Eltern meine Beziehung zu meinem Freund erzählt, was sie ziemlich schockiert hat und sie komplett dagegen waren. Sie haben es nicht akzeptiert. Seitdem sie es wissen gibt es jeden Tag bei uns Zuhause Stress, wir streiten uns nur noch und das Vertrauen zwischen mir und meinen Eltern ist auch zerbrochen. Ich bin komplett mit den Nerven am Ende und weiß nicht mehr weiter. Meine Eltern haben mich so unter Druck gesetzt, wegen meiner Beziehung, dass ich seelisch und physisch am Ende bin. Ich weine tagtäglich. Sie verbieten mir den Kontakt zu ihm und reden auf mich ein das ich diese Beziehung beenden soll. Wenn ich es nicht tue, sagten sie das ich sie verlieren werde. Ich liebe meinen Freund sehr und er mich. Er hat mir gesagt das es ihm egal ist was meine Eltern sagen oder denken und das er mich immer noch lieben wird und nicht gehen lässt. Ich kann ihn nicht verlassen, es würde mir das Herz zerbrechen, denn so eine tolle Beziehung, wo ich glücklich bin hatte ich nicht. Bei seinen Eltern gab es keine Probleme, sie sind ja auch schließlich nicht gläubig. Natürlich liebe ich auch meine Eltern aber ein tolles Verhältnis zu ihnen habe ich nicht mehr. Sie sind der Meinung das ich einen Türken heiraten soll, der Moslem ist und eine Beziehung zwischen deutschen und Türken nicht gibt. Das schlimmste für mich ist das meine Mutter mich unter die Wahl gestellt hat entweder sie oder er. Oder das ich in der Zukunft nur leiden werde und das was ich entschieden habe bereuen werde. Ich habe stundenlang mit ihnen geredet, aber weiter gebracht hat es uns nicht. Gegen die Liebe kann man nichts machen! Man kann nicht entscheiden in wen man sich verliebt, egal ob schwarz, weiß, Türke, deutscher oder russe. Und jetzt sagt mir bitte liebe Community wie sieht ihr das? Ich weiß nicht mehr weiter. Ich brauche dringend Hilfe..

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Du stellst hier eine wirklich zeitgemäße, kritische Frage. Die Antwort oder ein Rat eines jeden kann nur einzig und allein auf der religiösen Grundeinstellung basieren. Der Rat eines gläubigen Muslim wir abweichen vom Rat eines gläubigen Christen. Dieser wird abweichen von dem eines Juden und dieser wiederum von dem eines Buddhisten etc.. Dann gibt es noch die Meinungen der Rechten und der Linken. Mit dieser Frage könntest oder wirst Du einen bunten Blumenstrauß an Antworten erhalten.

Religionen sind vor ewigen Zeiten entstanden, damit sich Menschen die Welt und die Natur erklären konnten. Heute sollten Religionen das friedliche Zusammenleben durch entsprechende Werte gewährleisten. Nationale Grenzen sind ebenso künstlich durch die Geschichte mit all ihren Kriegen entstanden. Heutzutage stellt die Aufteilung der Welt in Nationen doch nur die Aufteilung in Wirtschaftseinheiten dar.


Welche Rolle sollten Religionen, nationale Grenzen oder wirtschaftliche Interessen eigentlich im Leben und im Zusammenleben zweier Menschen darstellen? Meiner Meinung nach sollte es keine Rolle spielen. Und nur so kann sich die Menschheit entwickeln und neue Wege gehen.


Diskutiere mit Deinen Eltern über die Entstehung der Religionen und der nationalen Grenzen. Da zumindest Deine Mutter nicht strenggläubig zu sein scheint, wird sie offen sein für die Themen. Und wenn es einen jungen Mann gibt, der unglücklicherweise außerhalb der künstlich geschaffenen religiösen und nationalen Grenzen geboren wurde, dann darf es doch an sich nur an der Person selber liegen, die eine Ablehnung hervorrufen könnte.


Davon mal ab… Du bist bald volljährig (auch eine künstlich geschaffene Grenze, aber gezogen als Teil eines Regelwerkes um das gesellschaftliche Zusammenleben zu ordnen)

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Man muss nicht nur ein komischer Kauz sein oder religiöse Beweggründe haben, wenn man gern in der Nähe der Eltern wohnen möchte. Auch wenn es nicht die eigenen Eltern, sondern die des Partners sind. Ich habe einige Jahre mit meinen Schwiegereltern gewohnt und kann Dich verstehen und Deine Zweifel sehr gut nachvollziehen. Allerdings habe ich im Laufe der Zeit auch verstanden, weshalb es meinem Partner wichtig war.

Ich glaube, dass es sehr wichtig ist, zunächst seine Beweggründe und Gedankengänge dabei zu kennen. Sieht er vielleicht kurzfristig Vorteile bei der Kinderbetreuung und damit verbunden vielleicht wieder etwas mehr Zeit für euch alleine? Vielleicht ist ja auch so, dass er die Sicherheit der Eltern sucht (auch eine erwachsene Person genießt manchmal den Rückhalt durch die Eltern). Es kann ja auch sein, dass er sich mit den beiden Kindern und einer Frau, die sich primär um die Kinder kümmert, etwas vernachlässigt fühlt und nun Sehnsucht nach Hause hat. Schwer zu beurteilen, aber einen oder mehrere Beweggründe wird es geben und die müssen herausgearbeitet werden.

Katzenpfote73 hat vollkommen recht mit der Aussage, dass er sich ebenso in Deine Situation versetzen muss. Das ist wichtig, um dann die Diskussion zu starten, ob es ein guter Schritt wäre, oder nicht.
Für den Fall, dass ihr euch entscheidet, diesen Weg zu gehen, sollten Regeln festgelegt werden, die ihr beide als Paar gegenüber den Eltern vertretet:

-> Inwieweit sind beide bereit, sich von den Eltern in Fragen des täglichen Lebens beraten zu lassen? Die Wahrnehmung eines guten Rats kann sehr schnell als Bevormundung aufgenommen werden. Am besten ist es, sich hierüber auch mit den Eltern vorher zu unterhalten. Einmal ausgesprochen, ist es als kritisches Thema präsent und jeder Beteiligte denkt über Äußerungen auch vor diesem Hintergrund vielleicht nochmal nach und agiert vorsichtiger.
-> Die Arbeitsteilung im Haushalt, im Garten und die jeweilige Arbeitseinteilung (also auch zeitlich) sollte besprochen werden. Abweichungen müssen erlaubt und abgesprochen werden.
-> Gegenseitige Erwartungen vom Zusammenleben und Befürchtungen sollten vorher besprochen werden.

Es gibt eine Menge Dinge, die man vorher besprechen sollte/könnte und man sollte die Gelegenheit nutzen, bevor man diesen Schritt geht.
Ich konnte es mir zunächst nicht vorstellen, mit meinen Schwiegereltern zusammen zu wohnen. Aber nachdem ich die Fragen, Befürchtungen und Erwartungen im Laufe der Zeit (leider nicht im Vorfeld) klären konnte, läuft es sehr gut. Das brauchte Zeit, weil ich eben vieles nicht vorher angesprochen habe. Ein gemeinsames Zusammenleben kann auch Vorteile haben und die müssen genauso für alle Beteiligten herausgearbeitet und erkannt werden.

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