Teilweise

Ich kann nichts über die Beweggründe von irgendwelchen Personen sagen, die von einem Café aus beobachtet werden und über die niemand irgendetwas weiß. Wer sagt bitte, dass die Arbeitslos sind ? Als ich damals in der Ausbildung war und ich mit nem Freund vor Sylvester eingekauft haben, standen wir in der Schlange an der Kasse und die Person vor uns hat sich lautstark darüber aufgeregt, dass wir arbeitslose Säufer seien. Der besagte Freund war damals in Ausbildung als Garten und Landschaftsbauer und ist heute in einer Führungsposition bei der deutschen Bahn und hat ne Familie und n eigenes Haus etc.

Ich weiß, dass viele es anders halten, aber ich versuche es zu vermeiden, Leute auf einen flüchtigen Blick mit Vorurteilen abzustempeln. Jeder hat Vorurteile, da man sie einfach aus seiner Umwelt mitbekommt, aber ich folge meinen nicht. Wenn sie aufploppen, lasse ich sie ziehen, und behandele und bewerte Menschen als Individuen und nicht als Statistische Masse.

Ich war 2008 in meiner Ausbildung. Ich kam überhaupt nicht klar mit meinem Diabetes, was daran lag, dass ich mit der Einstellung "Erst die Ausbildung, danach alles andere" reingegangen bin. Meine Oma ist in der Ausbildung verstorben und die hat sich mit um den Diabetes gekümmert, aber das ist nebensächlich, da ich währen der Arbeitszeit ja sowieso damit auf mich gestellt war. Jedenfalls, was ich zu der Zeit noch nich wusste, habe ich langsam schwere Depressionen entwickelt. Ich stand neben meinem Gesellen und hatte die ganze Zeit, ab einem gewissen Zeitpunkt, Gedankenkreisen und habe mich Null auf irgendetwas konzentrieren können. Meistens stand ich hinter ihm, habe nachgedacht und ins Leere geguckt. Um auf den Diabetes zurück zu kommen, ich hatte ständig Unterzucker mit Bewusstseinsstörungen...bin dann in Wachträumen durch Kundenhäuser gerannt und hab beispielsweise gerufen "MEIN LEBEN, MEIN LEBEN" und hatte derweil das Gefühl ich schmelze aus der Existenz etc. Ein anderes mal, saß ich bei meinem Chef im Auto und sollte einfach da sitzen und warten, da er bei einem Kunden drin war. Ich saß da mit seinem Hund und habe ihn gestreichelt und nicht bemerkt, dass mein Zucker sank. Langsam gings wieder ab in die Bewusstseinsstörung und irgendwann habe ich meinen Edding aus meiner Arbeitshose geholt und das Armaturenbrett vom Bully meines Chefs vollgeschmiert. Als er rauskam, hat er einen Krankenwagen gerufen (Er wusste durch mich natürlich, dass ich Diabetiker bin etc.) und versucht mich wohl zur Straße zu bringen (Schätze ich, ich war nicht ganz bei mir), und ich habe ihn mit mir in einen Busch geworfen, dann waren da irgendwann die Sanitäter und die sind auch noch umgeschubst worden (Passiv nicht aktiv, also ich habe nicht meine Arme benutzt zum schubsen, sofern ich es mitbekommen habe, sondern sie "nur" mit meinem Körper rumgeschleudert, weil sie ja an mir "hingen" um zu versuchen mich in den Wagen zu kriegen), bis sie mich dann zu 5 in den Krankenwagen gepackt haben. Dann wollten sie mir eine Glukoseinfusion geben und ich habe immer in die Nadel gegriffen. Ich fühle mich generell von allem Bedroht bei Bewusstseinsstörungen, da ich die Lage nicht einschätzen kann und gerne Zeit zum "klarkommen" hätte. Natürlich komme ich ohne Hilfe nie klar, aber das weiß ich da ja nicht.

Das sollten nur 2 Beispiele meiner Ausbildung sein von mehreren. Nach 1,5 Jahren Ausbildung, habe ich dann meinen länger bestehenden Gedanken, dass ich dem Betrieb mehr Schade als alles andere und es sich auch wohl nicht bessern wird, in den Sack gehauen. Allerdings habe ich nicht normal gekündigt, sondern habe einfach geghostet bis die Kündigung kam. Ich war so dankbar für die Ausbildung, aber habe mich selbst und meinen damaligen Chef, aber vor allem mich selbst, abgrundtief enttäuscht.

Ich hing dann circa 2 Jahren rum, habe mich von meinem PC zum Bett gerollt und zurück und habe gegrübelt, woran es liegt, dass mein Leben so Scheiße ist, obwohl die Umstände für mich kaum besser sein könnten. Und über den Sinn des Lebens. Ob ich nicht besser Schluss machen soll.

Eines Tages dann, schoss mir in den Kopf, dass ich Depressionen haben könnte. Der Gedanke kam einfach so, aus dem Nichts. Also habe ich gegoogled und die Symptome abgeglichen. Hatte alles gepasst, aber ich dachte, ich könnte mir das vielleicht einreden. Dennoch dachte ich, es checken zu lassen ist besser als nichts. Ich habe meinen Papa geholt und auf die Wikiseite gezeigt und gesagt "ich glaube, das habe ich". Daraufhin bin ich zu meinem Diabetologen mit Papa, erstmal um es irgendeinem Arzt zu erzählen, weil wir keine Ahnung hatten übers Thema. Daraufhin hat der Diabetologe mich in eine Klinik geschickt die meinen Diabetes einstellen kann, aber auch psychologische Begleitung hatte. Das Problem an der Sache war, die psychologische Begleitung hat mir nicht viel gebracht. Während und kurz nach den Gesprächen, gings mir besser und dann wieder alles Scheiße.

Ich war dann noch länger bei dem Psychologen in Behandlung, aber der Weg mit dem Zug war ziemlich weit und es hat mir nichts gebracht, also habe ich auch ihn geghostet.

Seit längerer Zeit war ich in einer U30 Gruppe im lokalen Jugendtreff und auch ReInit. Eines Tages hing ich da rum, auf dem Sofa und guckte ins Leere, als sich Frau Y (Privatssphäre undso :P), vom Gesundheitsamt, die auch oft da war, wenn sie Zeit hatte, zu mir gesetzt hat und gefragt hat was los ist. Habe darauf gesagt, kurz Zusammengefasst, Alles Scheiße, weiß nicht warum. Und sie schien stark besorgt zu sein und hat mich dann zu einer Tagesklinik "geschickt", bzw. vermittelt etc. und vorher gefragt, ob ich das möchte etc. Jedenfalls, klar wollte ich das wenn es helfen kann. Und ab da ging es mit meiner Psyche bergauf, da ich erstmals Antidepressiva bekommen habe. Die TK ist bis heute einer meiner Lieblingsorte...oder eher der Lieblingsort. War dort 3-4 mal von 2011 bis 2016.

Dann habe ich irgendwann durch einen Eurojob bei der evangelischen Kirchengemeinde als Küster-Assistent angefangen. Das war dort unbeschreiblich geil, muss ich sagen. Der Küster und die Putzkraft waren wie meine Eltern da...

(Ich habe meinen Papa und Oma, Opa bisher nur am Rande erwähnt, aber die haben, muss ich kurz klarstellen, alles für mich getan. Da Papa arbeiten musste, bin ich bei Oma und Opa aufgewachsen, da er dass nach der Scheidung mit meiner Alten nicht alleine konnte. Aber nachdem die mich im Kinderbett gefesselt und geknebelt hat, damit sie beim fremdgehen Ruhe hatte, während Papa auf der Arbeit war, hat sich Papa scheiden lassen und ihr 1000€ Angeboten, damit sie aufs Sorgerecht verzichtet. Eigentlich hat er sich nicht schon viel eher scheiden lassen, weil er dachte ich brauche ne Mama, obwohl sie zuvor auch nur Party gemacht hat. Oma ist immer vorbeigekommen und hat, während Papa arbeiten war, nach mir geguckt und mich da auch eben gefesselt und geknebelt gefunden xD Oma ist dann während meiner Ausbilung 2008 an einem Herzinfarkt gestorben, Opa dann 2015 ebenfalls an Herzinfarkt und Papa 1,5 Jahre nach Opa im alter von 53 an Lungenkrebs im Endstadium...also es war Endstadium als es diagnostiziert wurde und 4 oder 6 Wochen später war er tot...)

...zurück zum Euro-Job: Ich habe dort 2 Jahre ehrenamtlich weiter gemacht, nachdem mein Euro-Job geendet hat, weil ich zum Einen nichts zu tun hatte und zum Anderen, weil ich gehofft hatte irgendwelche beruflichen Kontakte da zu knüpfen und dadurch an Arbeit zu kommen. Das ist dort leider nie passiert.

Nach den 2 Jahren dort, habe ich mich für ein Berufskolleg im Bereich Druck und Medientechnik angemeldet, um nen Realschulabschluss nachzumachen. Witzigerweise war der Stoff dort lächerlich einfach im Gegensatz zur Hauptschule vorher und ich habe den Abschluss dann mit nem Durchschnitt von 1,9 ohne Mühe geschafft. Die lokale Hauptschule hatte zu der Zeit eh den Ruf eine der Fordernsten zu sein und ich war in 2 E(rweiterungs)-Kursen und hätte somit an der Hauptschule schon den Realschulabschluss geschafft. Eine Lehrerin hat mir damals in Mathe derartig geholfen, dass ich eben in Mathe in besagten E-Kurs kam. Leider wurde dann auf unseren E-Kurz eine Referendarin losgelassen, die felsenfest der Meinung war, dass 100 Meter ein Kilometer sind. Unser Klassenlehrer kam dann rein und hat sich aufgeklärt :D Dadurch bin ich wieder in den 4er 5er Bereich in Mathe gefallen = kein E-Kurs = kein Realschulabschluss.

Ich wollte den Realabschluss vor allem für mein kaum vorhandenes Selbstwertgefühl. Hauptschule hat ja einen gewissen Ruf bei der Gesellschaft.

Mir fällt grade auf, dass ich hier ein wenig eskaliere mit einer detaillierten Lebensgeschichte. Ich belasse das an diesem Punkt dabei und erläutere meinen initialen Grund dafür.

Ich bin immer noch Arbeitslos, bis heute, unterbrochen von versuchen irgendwie selbstständig zu werden auf verschiedene Arten wie Praktika, Minijobs, Spontanbewerbungen, Maßnahmen und Projekten von der ARGE, ReInit, Rebeq etc., zwischenzeitlich vom Gesundheitsamt 2x 2 Jahre krankgeschrieben um mich um meine Gesundheit zu kümmern.

Und am 25.07. startet die nächste Maßnahme, von der sowohl ich, als auch mein Sachbearbeiter beim Amt wissen, dass es mir 0 bringen wird, denn mein Ziel ist jetzt eine Behindertenwerkstatt. Um dort aber reinzukommen, muss man vorher "alles andere" versucht haben. Scheinbar reichen die unzähligen Maßnahmen und Krankschreibungen und Jahre der Arbeitslosigkeit nicht xP Ich war kurz vorher nämlich in einem anderen Projekt namens Work:Art, wo es um Theater ging etc. Fand ich super geil, aber irgendwann kam dann eine meiner, bisher zwar nicht erwähnten, aber dennoch obligatorischen "schlechten Phasen" in denen ich körperliche Schwäche, Sekundenschlaf, Unkonzentriertheit und Verwirrtheit etc. habe. Vor diesen habe ich die Leiter des Projekts vorgewarnt, da ich in einer super Phase gestartet habe. Ich hatte Energie, Power, Durchhaltevermögen und Konzentration. Mir ging's Bombe. In der schlechten Phase war ich allerdings so lange Krank (1 Monat), dass ich aus dem Projekt geflogen bin. Und das ist die Geschichte meines Lebens. Ich starte etwas auf hoher Note und sobald meine "schlechten Phasen" kommen, kämpfe ich noch eine Weile, aber ich schaff es dann auf Dauer nicht mehr. In diesen schlechten Phasen fühlt es sich permanent an, als hätte ich Blei in meinem Körper und auf den Schultern. Selbst langsames gehen empfinde ich als unfassbar anstrengend.

Und naja, deshalb will ich in eine Behindertenwerkstatt, da ich denke, da ich es in diesem Leben nicht mehr in den ersten Arbeitsmarkt schaffe.

Ich hatte mir mein Leben eher so vorgestellt, wie das meines Freundes. Wir waren ja zusammen auf der Hauptschule. Meine Vorstellung war, Ausbildung => hocharbeiten => hocharbeiten etc. und dann eben ein Selbstständiges Leben führen in einer gut bezahlten Position. Und auch wenn mir öfter attestiert wurde, alles andere als doof zu sein, habe ich mich daran viel zu lange dran hochgezogen und gedacht, dass ich doch irgendwas schaffen müsste. Allerdings bin ich mit meinem HbA1c (Langzeit-Blutzuckerwert) von knapp 11 körperlich nicht in der Lage. Führerschein darf ich wegen des HbA1c's (verständlicherweise) auch nicht machen, was mich zum Teil auch einschränkt, für Berufe, in denen man fahren muss.

Ich arbeite schon seit Jahren an meinem Zucker, aber wenn eine "schlechte Phase" kommt, betrifft diese ja auch die Psyche und nicht nur den Körper und dann schlafe ich in diesen Phasen auch circa 80% des Tages und spritze kein Langzeitinsulin, nehme meine Tabletten nicht etc. Es ist auch schwer sich auf eine Kondition einzustellen, wenn diese kommt und geht, eben Phasenweise. Ich habe bis heute keine Ahnung was diese Phasen bedingt. Mein Zucker kann es eigentlich nicht sein, da ich mich dann permanent schlecht fühlen würde und nicht im Wechsel von 3-6 Wochen. Ich wurde auf Anämie getestet dahingehend, aber habe ich nicht. Und als ich letztens mit meinem ambulanten Betreuer bei meiner Hausärztin war, wieder wegen dieser Phasen, tat sie es mit dem Satz ab: "Das ist lange bekannt" und ist nicht mehr drauf eingegangen, nur auf die anderen Beschwerden die ich hatte. Der Partner meines Stiefbruders ist Arzt und hat gemeint, ich könnte Vorhofflimmern haben. Ich sagte, dass die ambulante Betreuerin meiner Stiefmama meinte, dass es aussieht als hätte ich Wasser in den Beinen und ich diesen Drucktest machen solle, wo man eben ne Weile in sein Bein drückt und wenn die Delle nur langsam verschwindet, sei das ein Zeichen auf eine mögliche Herzinsuffizienz. Dem Partner meines Stiefbruders habe ich das auch gezeigt und er hat indirekt bestätigt, dass er auch der Meinung ist, da wäre Wasser in meinen Beinen, indem er sagte, dass es bedenklich sei in meinem Alter (32) Wasser in den Beinen zu haben. Er hat zuerst mit seiner Apple Watch ein EKG gemacht und es selbst ausgewertet. Die Uhr meinte Sinusrythmus (also normal), aber er hat da Auffälligkeiten gesehen und meinte eben ich soll mal zum Arzt und ein Langzeit EKG und Blutdrucktest anfordern. Danach hat er mich nochmal mit nem Stethoskop abgehört, wo allerdings nichts Auffällig war. Aber er meinte, das hat nichts zu sagen, da Vorhofflimmern ja nicht permanent da sein muss, deshalb auch Langzeit-EKG und Blutdruck.

Aber wie gesagt, als ich bei meiner Hausärztin war, schien sie an dem Thema völlig desinteressiert und hat nen kurzen Blick auf meine Beine geworfen, gesagt: "Da ist kein Wasser" und damit war das Thema gegessen, zu dem generellen Thema "schlechte Phasen" kam: "Das ist lange bekannt" und anstelle eines Langzeit EKG's hat sie ein ambulantes EKG gemacht, welches unauffällig war.

Jetzt könnte man sagen, Arzt wechseln, aber es nimmt im Umkreis von 20km keiner mehr auf und nebenbei haben alle nicht den besten Ruf, bzw. sich in den letzten Jahren drastisch verschlechtert. Ich meine ist mir schon klar warum. Corona hat alle wahrscheinlich ausgewrungen und nu sind die Ärzte fertig. Aber das ist ein anderes Thema.

Ich mache jetzt hier mal nen Cut.

Ich wollte die Gründe für meine Arbeitslosigkeit darlegen, die seit 2008 Bestand hat und damit darlegen, was für eine Story hinter Personen stecken kann, die an einem Arbeitstag irgendwo rumgammeln (auch wenn ich persönlich, wegen Sozialphobie, nur rausgehe, wenn es unvermeidbar ist). Vielleicht hatten die Urlaub ? Andere Arbeitszeiten ? Psychische, visuell nicht erkennbare physische oder andere Einschränkungen ? Vielleicht wollten die einfach mal n bisschen Spaß haben, selbst wenn sie keine Arbeit haben ? Und ich rede schon wieder von der Gruppe als Ganzes. Jede einzelne Person von denen kann wahrscheinlich so einen Text schreiben. Leute die man sieht, sind keine Statisten mit einer Seite Script, sondern jeder Einzelne hat sein eigenes Buch.

Das ist kein simples Thema was man mit 50% faule Schweine, 50% zu dumm zum arbeiten beantworten kann. Aber so ist die Frage gestellt und so sind einige Antworten geschrieben.

Mir ist der Arbeitsstatus von anderen völlig egal, Hauptsache netter Mensch.

...zur Antwort
Weitere Inhalte können nur Nutzer sehen, die bei uns eingeloggt sind.