Es ist leider zu spät zum antworten, aber ich hoffe dennoch, jemandem damit helfen zu können. Seltsam, oder?! Dass uns unsere Eltern mit Gewalt dazu bringen wollen, etwas zu verstehen. Es ist, wie du sagst. Plötzlich bekommt man Panik oder Wut auf sich selbst oder verzweifelt an den einfachsten Aufgaben. Und kurze Zeit später, wenn man es nicht erwartet, fällt einem die Lösung ganz von alleine ein. Oder die passende Antwort. Man setzt sich selbst so unter Druck, dass alles denken und fühlen aufhört. Man ist eben nicht mehr man selbst, sondern fürchtet die zornige Mutter und zwingt sich zu Kontrolle, Konzentration. Man fragt sich, warum man so dumm ist oder so nutzlos oder so wertlos. Dabei vergisst man sehr schnell das eigene Ich. Man sieht sich selbst nicht. Man hat Angst, nimmt sie aber nicht wahr. Man sieht nur die Mutter und ihren Zorn. Es macht mir nicht den Eindruck, als wäre dein Vater wirklich präsent. Daher gehe ich davon aus, dass du neben diesem Verlust auch noch Angst hattest, den letzten dir vertrauten Menschen zu verlieren. Du warst wirklich allein. Die schlimmste Strafe für ein Kind. In der Situation mit der Uhrzeit siehst du nur, wie deine Mütter dich sieht. Dumm, klein und nutzlos. Aber du siehst/sahst dich nicht als verängstigt, hilfsbedürftig und überfordert mit all diesen Emotionen. Du sahst nur, was deine Mutter sah, aber nicht dich selbst. Was deine Mutter sah, war sie selbst. Ein dummes, nutzloses und meinetwegen psychisch verwirrtes Geschöpf, das ihr eigenes Kind missbrauchte. Sie sah nicht dich. Bitte, das ist wichtig: Sie sah dich nicht. Das ist sehr schmerzhaft. Aber es ist wichtig zu verstehen, dass sie dir ihre eigenen Gefühle der Überforderung und Nutzlosigkeit aufzwang, um sich zu erleichtern. Plötzlich war nicht mehr sie unfähig, dumm und nutzlos, sondern du warst es für sie. Du hast es ihr abgenommen. Damit sie sich besser fühlt. Aber das bist du nicht. Du bist/warst verängstigt, überfordert und glaubst, dass das immer so sein wird, wenn du anderen Menschen begegnest. Aber du vergisst, dass Einschüchterung und Überforderung von außen kommen. Das ist nicht deine Person. Von außen wird es aber nie kommen, sofern du mit emotional gesunden Menschen verkehrst, die sich selbst und damit auch deine Grenzen respektieren. Es wird ein langer Weg, dieses Vertrauen in sich und andere wieder aufzubauen. Jetzt müsstest du 21 sein und hast daher noch viel Zeit.
Alles gute und auch viel Spaß dabei.