In erster Linie hat das etwas mit "Soft Power" zu tun, nicht wie andere Kommentatoren hier nahelegen, mit der "Hard Power".

Erstens: wenn man sich fragt, warum man z.B. nach einem Fest um 2h morgens nicht über die rote Ampel fährt, obwohl alles menschenleer ist, dann liegt das nicht an der Angst vor Bestrafung. Es ist in aller erster Linie Gewohnheit.Wir Menschen hassen Veränderung, deswegen haben auch die Sklaven nichts getan. Sie haben zu Essen bekommen, und wenn sie die Befehle ausgeführt haben, hat man sie auch gut behandelt oder sogar bevorzugt.

Zweitens sind diese Belohnungen real erlebbar gewesen im Vergleich zu den schwammigen, unsicheren Vorstellungen an eine bessere Zukunft. Arme Menschen, die es schon von Geburt an sind, wehren sich i.d.R. ja auch nicht gegen ihren Zustand. Sie beschweren sich zwar (siehe die Hartz4-Serie "Familie Ritter"), aber mehr als heiße Luft ist das nicht. Die Zukunft ist schließlich am sichersten vorhersehbar, wenn man die Füße still hält.

Denn drittens, wenn man sich wehrt, schafft man jede Menge Unsicherheit. Es könnte zwar eine Verbesserung geben, aber die eigene Angst lässt einen glauben, dass man keine Chance hat. Und tatsächlich kann man natürlich bei einem Aufstand als "Volksverräter" auf dem Scheiterhaufen enden. Bei solchen Möglichkeiten spielt die Fantasie natürlich verrückt. Da sind die Nachteile des Sklavenlebens viel vorhersehbarer und für die meisten deswegen ertragbarer gewesen.

Weil die Menschen Veränderung noch mehr hassen als den Status Quo gab es fast keine Aufstände gab, geschweige denn erfolgreiche. Dass die Sklavenhalter ihre Sklaven gut behandelt haben, Ungehorsame hart bestraft und Gehorsame befördert haben, hat sicherlich dazu beigetragen. Doch die Sklaven haben letzten Endes selber entschieden, Sklaven zu bleiben.

Wenn ein Großteil der Unterdrückten Freiheit will und eine reale Veränderung für wahrscheinlich hält, wie z.B. die Schwarzen-Bewegung letztes Jahrhundert in den USA, dann haben sie irgendwann auch Erfolg.

...zur Antwort
Weitere Inhalte können nur Nutzer sehen, die bei uns eingeloggt sind.