In erster Linie hat das etwas mit "Soft Power" zu tun, nicht wie andere Kommentatoren hier nahelegen, mit der "Hard Power".

Erstens: wenn man sich fragt, warum man z.B. nach einem Fest um 2h morgens nicht über die rote Ampel fährt, obwohl alles menschenleer ist, dann liegt das nicht an der Angst vor Bestrafung. Es ist in aller erster Linie Gewohnheit.Wir Menschen hassen Veränderung, deswegen haben auch die Sklaven nichts getan. Sie haben zu Essen bekommen, und wenn sie die Befehle ausgeführt haben, hat man sie auch gut behandelt oder sogar bevorzugt.

Zweitens sind diese Belohnungen real erlebbar gewesen im Vergleich zu den schwammigen, unsicheren Vorstellungen an eine bessere Zukunft. Arme Menschen, die es schon von Geburt an sind, wehren sich i.d.R. ja auch nicht gegen ihren Zustand. Sie beschweren sich zwar (siehe die Hartz4-Serie "Familie Ritter"), aber mehr als heiße Luft ist das nicht. Die Zukunft ist schließlich am sichersten vorhersehbar, wenn man die Füße still hält.

Denn drittens, wenn man sich wehrt, schafft man jede Menge Unsicherheit. Es könnte zwar eine Verbesserung geben, aber die eigene Angst lässt einen glauben, dass man keine Chance hat. Und tatsächlich kann man natürlich bei einem Aufstand als "Volksverräter" auf dem Scheiterhaufen enden. Bei solchen Möglichkeiten spielt die Fantasie natürlich verrückt. Da sind die Nachteile des Sklavenlebens viel vorhersehbarer und für die meisten deswegen ertragbarer gewesen.

Weil die Menschen Veränderung noch mehr hassen als den Status Quo gab es fast keine Aufstände gab, geschweige denn erfolgreiche. Dass die Sklavenhalter ihre Sklaven gut behandelt haben, Ungehorsame hart bestraft und Gehorsame befördert haben, hat sicherlich dazu beigetragen. Doch die Sklaven haben letzten Endes selber entschieden, Sklaven zu bleiben.

Wenn ein Großteil der Unterdrückten Freiheit will und eine reale Veränderung für wahrscheinlich hält, wie z.B. die Schwarzen-Bewegung letztes Jahrhundert in den USA, dann haben sie irgendwann auch Erfolg.

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Das Jurastudium ist definitiv auch etwas für Freidenker... Aber nur, wenn man ein dickes Fell hat.

Sehr viele Revolutionäre haben Jura studiert: Gandhi, Nelson Mandela, Robespierre oder auch künstlerische Freidenker wie Goethe.

Doch beim Jurastudium in Deutschland muss man das Gesetz nur ANWENDEN, nicht HINTERFRAGEN. Wenn du es also Gesetze kritisch siehst, dann interessiert das wirklich keinen, du musst sie nur konkret auf den Fall anwenden. Nur damit bestehst du eine Klausur. Deiner Kritik kannst du aber durch die verschiedenen Auslegungen umstrittener Normen eine Stimme verleihen. Du kannst in diesem Fall auch eine abgefahrene Meinung vertreten, wenn du sie gut begründest.

Zudem ist der Workload für das Studium recht hoch, deshalb sollte man unsere Rechtsordnung grundsätzlich mögen. Wenn man sich die ganze Zeit mit Wertehierarchien beschäftigt, die einem gegen den Strich gehen, dann wird man vermutlich depressiv. Zur Information: meiner Meinung nach ist unsere Rechtsordnung auf (wirtschaftlich) freiheitlichen und gleichzeitig konservativen Werte aufgebaut.

Um also die 5 Jahre Theorie + 2 Jahre Praxis bis zur Rechtsanwaltszulassung durchzuhalten, brauchst du ein dickes Fell, wenn du dich mit deiner Meinung gegen den herrschenden Konsens bist. Doch sicherlich findest du dort auch Gleichgesinnte, da es einige politisch/philosophisch aktive Studenten gibt. Zudem gibt dir das Recht auch ein scharfes Schwert an die Hand, mit dem du dich verteidigen kannst und wenn du im Jurastudium eines lernst, dann ist es gut zu argumentieren. Deswegen kann ich dir nur empfehlen, Jura zu studieren, mehr kritische Juristen kann unser Land gut gebrauchen!

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Hallo Psychonautik,

vielleicht ist deine Frage nach so langer Zeit schon beantwortet, vielleicht auch nicht. Deswegen hier meine Gedanken. Ich denke, man kann die Antwort nicht auf konkreter Ebene geben, also Christentum oder Hinduismus sagen. Denn jede Religion enthält meines Erachtens das gesamte Spektrum von Lebensphilosophien, die Frage ist nur welcher man sich zuwendet.

Doch die Philosophie holt das größte Potential aus einem heraus, welche die menschlichen Anteile in einem stärkt. Und wenn man sich persönlich voll entfaltet, so ist man sich seiner Schwächen und Stärken voll bewusst geworden. Das ist Wahrheit über sich selber erlangen.

Neurobiologisch gesehen haben wir reptilienartige Gehirnbereiche in uns, säugetierartige und solche, die einzigartig für den Menschen sind. Wir verhalten uns wie ein Reptil, wenn wir aggressiv sind oder blind unserem Sexualtrieb folgen. Dieses Verhalten ist zutiefst egozentrisch. Dagegen steht das menschliche Verhalten, welches sich durch Integrität und bewusste Entscheidungen auszeichnet.

Da wir allzu oft in unseres triebhaftes, kurzfristiges Tierverhalten zurückfallen, sollte man meines Erachtens die Menschlichkeit in einem stärken. Dies geschieht durch Stärkung der Selbstdisziplin und Demut. Dafür kann man auf konkreter Ebene z.B. Diäten durchführen oder sich moralische Beschränkungen auferlegen, die sich gegen die Natur der kurzfristigen Triebe stellen. Es geht letztlich also um konter-intuitives Verhalten.

Wer so mehr Selbstkontrolle erlangt, hat sich meines Erachtens zum Teil selbst verwirklicht. Berühmte Beispiele für diese Lebenshaltung sind Gandhi oder Steve Jobs.

LG

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