Hab inzwischen auch etwas Erfahrung damit und kann nur sagen, lass besser die Finger davon. Falls du doch unbedingt online pokern willst, dann versuch mit Freerolls ein Startkapital zu gewinnen und bau das dann weiter aus. Schon da wirst du merken, wie sehr deine Gewinne schwanken und du wirst das gewonnene Geld wahrscheinlich schnell wieder verzockt haben. Und genau so ists auch mit eigenem Geld, das ist da ganz schnell weg, egal für wie gut du dich hältst, denn dies ist schlicht eine mathematisch bewiesene Eigenschaft des Pokerspiels, dass dein Bankroll extremen Schwankungen unterworfen ist. Du brauchst schon mindestens 20x soviel Moneten wie du bei einem Spiel/Turnier einsetzt, um davon gefeit zu sein, und dann auch nur, wenn du so gut spielst wie die Profis.

Es gibt immer welche, die behaupten, man kann online viel Kohle machen, aber ich glaub, das sind entweder Angestellte der Pokerseiten oder Leute, die sich selbst überschätzen.^^ Denn beim Onlinespiel fehlt eine der wichtigsten Komponenten des Spiels, die verräterischen "Tells" deiner Mitspieler. Sie sind es, die den Profis ihre genialen Bluffs erst ermöglichen, aber online gibts leider so gut wie null Tells. Und ohne gelungene Bluffs mutiert Poker zum Glücksspiel, denn ohne sie kann man auf Dauer nicht gewinnen. Zwar wird behauptet, man kann auch online seine Mitspieler lesen, z.B. durch Verzögerungen beim Bet, durch alle Arten ängstlichen Spiels und durch fehlerhafte Bluffs ihrerseits (Bluffverhalten weicht vom sonstigen ab...), aber das stimmt nur teilweise, weil all das auch sehr leicht vorzutäuschen ist. Ich war z.B. teilweise recht erfolgreich damit, am Anfang des Spiels zuviel zu Bluffen, ohne aber viel dabei zu bezahlen. Zwar hab ich dann immer schnell Chips verloren, aber meine Gegner hatten auch allen Respekt verloren und beim sind bei meinem nächsten Bet wieder sorglos mitgegangen, nur um in meine sorgfältig konstruierte Falle zu tappen. Solche komplexen Täuschungsmanöver findet man online sehr oft vor, gerade wenn es um viel Geld geht. Da denkst du dann, du bist der Schlauste Shark am Tisch und wirst von einem noch raffinierteren Spieler trotzdem vorgeführt wie ein Schuljunge. ;) An einem realen Pokertisch wäre all das nicht möglich, weil die schauspielerischen Fähigkeiten der meisten Leute schlicht zu begrenzt sind. Aber online wird plötzlich jeder zum Fuchs, da kannst du ohne viel Glück auf Dauer nur verlieren.

Ein anderer Grund, wieso für gute Spieler online nicht viel zu holen ist, ist der, dass die Anfänger alles absahnen. Wieso? Ganz einfach, sie stellen die grosse Mehrheit der Spieler und gehen meist bei noch so geringen Gewinnchancen Allin mit, einfach weil die Chance besteht. Das ist echt erbärmliches Poker, aber selbst ein blindes Huhn findet manchmal ein Korn und so wirst du spätestens beim 10. Direktvergleich mit der Hand solch eines Fisches einen "bad beat" erwischen und frustriert das Turnier beenden. Sogenannte Ringgames oder SitnGo-Turniere sind da schon geeigneter, aber auch da tummeln sich die Amateure und machen das Spiel hochriskant, da sie ständig zu stark raisen. Meist verlieren sie, aber selbst wenn, wirst wahrscheinlich nicht du, sondern jemand anders davon profitieren (meist ein anderer Anfänger, der den idiotischen Bet idiotischerweise gecallt hat) und du wirst frühzeitig shortstacked aufgeben müssen. Das Problem ist einfach, dass sie mit ihrem aufdringlichen Spiel alle Möglichkeiten für dich kaputt machen, selbst eine vernünftige Betstrategie zu entwickeln. Das macht also weder Spass noch bringt es auf lange Sicht Geld. Das Geld wird zwar auf lange Sicht sicherlich nicht bei all den Anfängern enden, die es dir abknöpfen, sondern bei einem guten Spieler. Aber wer das ist, liegt nicht in deiner Hand, es ist reine Glückssache.

Mehr Chancen versprechen da die Spiele mit höherem Buyin, denn da sind weniger Anfänger, sondern zumindest durchschnittliche Spieler, aber mangels Tells wirst du kaum Vorteile aus deiner höheren (Wenn du die Frage stellst, geh ich davon aus, du bist gut.) Spielstärke ziehen können. Zwar hast du Vorteile, aber mach dich auf die schon erwähnten extremen Schwankungen im Bankroll gefasst. Und was du im Endeffekt gewinnen kannst, ist wirklich nicht die Welt, dafür ist meist die Zeit zu schade, da jede vernünftige Arbeit einen höheren Stundenlohn bringt.

Zusammenfassend: Jeder, der Poker einigermassen beherrscht, ausserdem ehrlich ist (also kein Mitarbeiter einer Pokerseite ;) ) und nicht kürzlich "Opfer" einer langanhaltenden Glückssträhne war, die ihm vorgaukelt, die Sache im Griff zu haben, wird bestätigen können, dass Onlinepoker ein Glücksspiel ist, bei dem man auf lange Sicht nicht reich werden kann (100 Eu in 2 Jahren wie beim Vorposter oben sind ja auch nicht grad der Bringer, oder? Und ich geh davon aus, dass er gut ist, da er überhaupt gewinnt.)

Einzige Ausnahme (möglicherweise), die ich erst kürzlich entdeckt habe und noch am Überprüfen bin: Versuch mal Omaha, da spielen meist viele Hold'em-Spieler mit, die das Spiel kaum verstanden haben. Wenn du einigermassen schlau bist und in der Kürze der Zeit korrekt deine Outs bestimmen kannst, dann hast du da einen riesigen Vorteil gegenüber all den Dumpfbacken um dich herum.^^ Ich gewinn da jedenfalls deutlich öfter als beim Hold'em, wo ich auch Outs und Odds berechne, wo mir das aber bei der Übermacht an Noobs und den auch vorhandenen raffinierteren Bluffern kaum was nutzt. Beim Omaha aber scheinen Bluffs wesentlich riskanter als beim Hold'em, es gelingt mir jedenfalls viel häufiger, einen Bluffer auf Frischer Tat zu ertappen. ;) Dadurch kann ich da auch viel konservativer spielen und muss kaum selbst bluffen, was das Risiko vermindert. Also versuchz das doch einfach mal, vielleicht ists was für dich.