Das destruktive Spiel von Empörung und Entsetzen …

das große Motiv deiner Auflistung ist Narzissmus.

Ich schäme mich fremd für die dummen Antworten, die dir gegeben wurden, Verständnis sehe ich darin nicht viel.

Mit 2, 3, 4 beschreibst du Sexismus von Menschen die oft gleichzeitig behaupten gegen Sexismus zu sein. Was soll ‚gendern‘ anderes sein als das Hervorheben von Geschlecht? Darin wird sicher Einigkeit bestehen, dass in Sprache aktuell durch viele insbesondere hier Geschlecht hervorgehoben wird. Gleichzeitig ist es von den Befürwortern einer Sprachanpassung maximal inkonsequent. Unsere Sprache kennt Artikel, der Mensch, die Person, aber fühlt sich jemand vom einen oder anderen mehr angesprochen? Ich nicht. Scheinbar ist es auch den größten Befürwortern von ‚gendern‘ egal oder erscheint nicht für woke Provokation geeignet. Gleiches für Abweichungen von monogamer Heterosexualität: stört sich im Jahr 2000 ernsthaft ein nennenswerter Teil der Gesellschaft daran, was Menschen einvernehmlich in ihren vier Wänden machen wenn niemand gestört wird und niemand Schaden davon nimmt? Ich glaube nicht.

Empören sich gerade Menschen darüber, in ihrem Geschlecht nicht angesprochen zu werden … statt als Mensch/Person? Ich denke schon. Ist ihnen der Sexismus ihrer Haltung bewusst??? Worin sich viele stören, ohne dass dies bewusst in Diskussionen eingeht ist der Sexismus mit einem Geschlecht angesprochen werden zu wollen, oder im Fall von LGB… mit Dingen, die einem Menschen noch weniger angesehen werden. Darin angesprochen werden zu wollen bedeutet tatsächlich eine öffentliche Sexualisierung der eigenen Identität, eine Entfernung davon sich als rationaler Mensch zu betrachten. Natürlich ist auch Feminismus - schon dem Namen nach - Sexismus. Davon kaum zu trennende Zeitungen wie EMMA (die Kontaktanzeigen, aber nur der Rubrik ‚sie sucht sie‘ enthält), kaum zu trennende Frames wie ‚alter weißer Mann‘ (eine Diskriminierung nach Alter, Geschlecht und Hautfarbe) sollen nur ein Beispiel sein für sexistische Empörung zum eigenen Vorteil statt sachlich neutraler Debattenkultur um Inhalte.

Deine abschließende Frage ‚ist den Leuten langweilig?‘ enthält mehr Inhalt als es manchen hier scheint. Es lässt sich beziehen auf Menschen die emotionaler sind als du, Befriedigung von Gefühlen im Augenblick suchen. Hemmung von Gefühlen zugunsten von Gedanken nicht als positiv empfinden: zelebrierte Hemmungslosigkeit, auch da wo sie rationale Menschen verletzt. 

Ein Bezug zum Geschlecht besteht insofern, als dass ‚emotionale Hemmung‘ bei Männern stärker ausgeprägt ist als bei Frauen. Eine nach mehr enthemmter Emotionalität strebenden Gruppierung sich möglicherweise mit dem Geschlecht verbindet (als ein Erklärungsansatz für die Selbstbezeichnung ‚Feminismus‘)

Rational verwirrend ist übrigens auch, dass eine Differenzierung von ‚sex‘ und ‚gender‘ mehr oder weniger an den Haaren herbeigezogen gesucht wird (wo doch eine Untrennbarkeit besteht) - 

gleichzeitig aber auf die Trennung von ‚Weiblichkeit‘ und ‚feminin‘ kein Wert gelegt wird.

Weiblich bezeichnet in unserer Sprache sichtbare Merkmale, die sich weiblichen Sexualhormonen zuweisen lassen…

feminin hingegen ein kulturelles Hemmen/Verdecken/künstlerisches Verändern von Weiblichkeit. (Ein runder Hut, runde Schuhe, gerade Falten über den Körper, die Rundungen von Geschlechtsmerkmalen ausblenden)

Deine Punkte beschreiben insgesamt eine gesellschaftliche Enthemmung: weg von langfristig konstruktiv rationalen Zielen in Gemeinschaft — hin zu emotional individualistischem Fühlen im Augenblick

Ob dies jedoch tatsächlich mit veränderten Gesellschaftsanteilen korreliert ist jedoch fraglich: vielmehr ist es die mediale Präsenz.

Über ein Buch von Sarrazin ist in Leserbriefen und Rezensionen keine Empörung entstanden - sie erfolgte durch emotionale Medienformate, damals noch Fernsehen. Darin zeichnet sich ein Wandel vom Übergang von gedruckten Massenmedien zum Smartphone als emotionaleres Massenmedium ab.

Ein typisches Merkmal des Narzissmus liegt in der zelebrierten Nacktheit, Schamlosigkeit unter Demütigung anderer. Es findet sich in ‚des Kaisers neue Kleider‘ ebenso wie im königlichen Thron (Toilettengang vor anderen Menschen), aber ebenso im Playboy. (Dort verstanden sich männlicher und weiblicher Narzissmus, fühlten sich mit einander und unter einander wohl, nutzten einander)

Eine solche Entblößung ist keinesfalls normal, aber mediale Überbetonung einzelner. Bei medial inszenierten weiblichen Entblößungen als Protestaktion ist es nicht viel anders, die Motive liegen ähnlich.

Worauf ich hinaus möchte ist die Parallele im Narzissmus, dem einander suchen und finden. Unter Hugh und Bunnies ebenso wie zwischen ‚Journalisten‘ und Selbstdarstellern von JungleCamp bis zur Politik.

Sie leben und bestätigen einander in ihrer Welt, zunehmend mehr an weniger narzisstisch eingestellten Menschen vorbei.

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