Moment, jetzt mal halblang! Wenn du dich an das Jugendamt oder eine andere Beratungsstelle wendest (z. b. Landratsamt oder ProFamilia), dann heißt das noch lange nicht, dass deinen Eltern das Sorgerecht entzogen wird oder irgendwer aus der Familie weggenommen wird. Ganz im Gegenteil: Da werden erst mal Gespräche geführt und Hilfe angeboten. Du hast dort die Möglichkeit mit jemandem zu reden, der die zuhört und dich ernst nimmt, dir Tipps geben kann. Wenn du willst, müssen deine Eltern noch nicht mal was davon erfahren, aber du hast eine Anlaufstelle, jemand der dich auffängt, dir hilft wieder an dich selbst zu glauben. Du bist nämlich nicht schuld! Und deine Rücksichtnahme auf deinen kleinen Bruder ehrt dich zwar, aber du hast auch Rechte!

Es klingt so, als wären deine Eltern mit der Situation überfordert. Niemand wird darauf vorbereitet oder dafür ausgebildet, ein behindertes Kind großzuziehen. Das ist eine enorme Herausforderung und oft bleiben die Bedürfnisse der Eltern selbst auf der Strecke. Das ist aber noch lange kein Grund dich zu bedrohen und zu schlagen.

Wenn du es schaffst den Mut aufzubringen, sich an eine Beratungsstelle zu wenden, kannst du deiner Familie vielleicht sogar helfen. Aber auch falls sie sich uneinsichtig zeigen oder noch nicht bereit sind, Hilfe anzunehmen, kannst du zumindest für dich selbst sorgen - etwa indem du in einer Jugendwohngruppe unterkommst und auch weiterhin einen Ansprechpartner hast. Denn unter der Situation bei dir zuhause leidet auch deine Seele.

Du bist weder für deinen Bruder noch für deine Eltern verantwortlich. Wenn du dir Hilfe suchst wird sich für deine Familie dadurch erst mal noch nichts ändern. Im Prinzip ist es ja jetzt schon so, dass sie sich nur um deinen Bruder kümmern. Nur dass du dich aus der Schusslinie nimmst. Und zwar nicht durch Selbstmord, sondern durch Hilfe von außen. Du brauchst jetzt erst mal Sicherheit und Unterstützung! Und im zweiten Step kann man deinen Eltern dann auch Unterstützung und Entlastung bei der Betreuung deines Bruders anbieten. Das Ziel ist immer die Zusammenführung der Familie, nicht deren Trennung.

Aber eines nach dem anderen. Jetzt geht es erst mal um dich. Du steckst in einer Akutsituation. Bitte lass dir helfen.

Es tut mir leid, dass du gerade in so einer Zwickmühle steckst. Wir alle bauen mal Mist, aber das Schlimmste am Mist bauen ist meistens das wieder ausbaden. Eigentlich weißt du schon, was du tun musst oder? Es gibt Wege, die werden nur dadurch leichter, dass man sie geht. Was wäre denn das Schlimmste, was passieren könnte? Dass deine Eltern dich wieder anbrüllen? Aber handgreiflich werden sie nicht, oder? Hast du das Gefühl, dass du den Anschiss verdient hast? Hast du in der Vergangenheit die Erfahrung gemacht, dass deine Eltern sich wieder beruhigen und dir auch wieder verzeihen? Glaubst du, dass deine Eltern dich trotzdem noch lieben, auch wenn du mal Mist gebaut hast? Hast du das Gefühl, dass du dich im Notfall auf deine Eltern verlassen kannst? Wenn ihr nicht gerade Streit habt, habt ihr dann ein gutes Verhältnis? Wovor hast du wirklich Angst? Davor, einen Fehler zuzugeben? Du bist noch jung, Fehler zu machen gehört zum Leben dazu und ist sogar wichtig, denn aus unseren Fehlern lernen wir am meisten. Oder davor, deine Eltern zu enttäuschen? Gegenfrage: haben deine Eltern dich auch schon mal enttäuscht, oder dich verärgert? Warst du schon mal richtig sauer auf deine Eltern? Siehst du, sowas kommt vor. Menschen, die sich lieben, sind manchmal auch sauer und haben manchmal eben auch Streit. Das ist unangenehm, geht aber vorbei. Wenn du den Mut findest, deinen Eltern zu sagen, was du verbockt hast, dann zeugt das von Größe. Vielleicht werden sie das nicht gleich so sehen, aber du kannst durchaus stolz auf dich sein . Fehler zu machen, ist leicht, Fehler zuzugeben kostet Mut. Es wird vielleicht unangenehm, aber ich verspreche dir, du wirst daran wachsen. Und sag deinen Eltern ganz offen und ehrlich, was der Grund war. Auch, dass du Angst hattest vor Ihrer Reaktion und sie deshalb angelogen hast. Vielleicht denken Sie dann ja auch mal über ihr eigenes Verhalten nach. Wenn du ehrlich zu Ihnen bist, sind die Chancen groß, dass sie dir verzeihen. Wenn du sie weiter anlügst und sie es erst durch deine Lehrer erfahren (was auch immer passiert ist), ist das viel schädlicher für euer Vertrauensverhältnis. Wenn du möchtest, kannst du ihnen einen Kuchen backen, ein Bild malen, irgendeine Art Entschuldigung mitbringen. Aber erwarte nicht, dass sie deshalb automatisch milder reagieren werden. Und dann sag gleich offen und gerade heraus: „Mama, Papa, ich habe Mist gebaut und es tut mir unheimlich leid. Können wir drüber reden?“ Deine Eltern, lieben dich. Ich bin sicher, sie werden dir zuhören und auch verzeihen. Viel Glück!

Die Antwort hast du dir im Prinzip schon selbst gegeben. Wenn das, was du beschreibst, so stimmt, dann ist das definitiv sexuelle Belästigung. Wenn nicht sogar schon mehr. Dein Schwager scheint sich sehr übergriffig zu verhalten. Darf ich fragen, wie alt du bist? Ich nehme nicht an, dass du den Mut hast zu sagen, dass du das nicht willst, sonst hättest du es vermutlich schon längst getan. Trotzdem möchte ich dir diesen Tipp unbedingt geben. Du hast das Recht, nein zu sagen! Es ist dein Körper, und niemand darf dich ungefragt einfach anfassen, wenn du das nicht möchtest! Natürlich sind Umarmungen innerhalb der Familie oder unter Freunden durchaus normal, aber auch da nur, wenn beide Beteiligten damit auch wirklich einverstanden sind. Man muss nicht jeden Schwager oder Onkel oder sonstigen Verwandten in den Arm nehmen. Unabhängig davon ist aber bei dir in der Vergangenheit schon ziemlich viel passiert, und du spürst, dass das etwas mit dir macht. Wenn du unter 21 bist (davon gehe ich jetzt mal aus), hast du zum Beispiel die Möglichkeit, dich an die psychologische Beratungsstelle am Landratsamt deiner Region zu wenden. Die müsstest du ganz einfach über Google finden. Das ist kostenlos und anonym und das sind sehr gut ausgebildete, sensible Berater . Es hilft schon mal überhaupt über das reden zu können, was mit dir passiert ist und was das mit dir macht und welche Ängste du hast. Und du bekommst dort auch konkrete Tipps, wie du dich verhalten oder wo du dich hin wenden kannst. Ich kann dein Dilemma durchaus verstehen, es ist ja der Mann deiner Schwester. Aber auch der hat Grenzen, an die er sich halten muss. Es wäre dringend ratsam, dass da mal jemand genauer hinguckt, wie dieser Mann sich verhält. Das ist aber nicht deine Aufgabe, damit wärest du überfordert. Du musst dich um dich selbst kümmern und gucken, dass du wieder ein gesundes Selbstvertrauen bekommst und auch ein gesundes Verhältnis zu anderen Männern, denn es sind beileibe nicht alle so. Wie gesagt, wende dich bitte gerne an die Beratungsstelle vom Landratsamt. Ich bin sicher, die können dir helfen.