Leonardo da Vinci hat als erster um 1500 die Anatomie des Darms gezeichnet.
Auf einer Skizze ist der Blinddarm und die Appendix (Wurmfortsatz) gut zu erkennen. "Seitenkrankheit" nennen die Menschen zu Leonardos Zeit und zuvor die heftigen Schmerzen im rechten Unterbauch.
Die meisten sterben daran, bis die Ärzte begreifen, dass Rizinusöl nicht hilft.
Erst am 6. Dezember 1735 gelingt dem Londoner Hofarzt Claudius Amyand die erste dokumentierte Entfernung einer entzündeten Appendix.
Der elfjährige Hanvil Anderson wird in akutem Zustand mit Verdacht auf einen vereiterten Leistenbruch ins St. George's Hospital eingeliefert. Amyand lässt dem Jungen sofort Opiumsaft zur Betäubung einflößen und greift zum Skalpell. Unter der Bauchdecke findet der Chirurg aber statt eines Leistenbruchs eine völlig entzündete, durchlöcherte Appendix – und als Ursache eine von Hanvilverschluckte Stecknadel. "Schneide gesamtes zerstörtes Darmstück weg", lässt Dr. Amyand im OP-Protokoll notieren und bewahrt seinen Patienten damit vor dem sicheren Tod. Während des Eingriffs durchleidet Hanvil zwar trotz des Opiums wahre Höllenschmerzen, aber er überlebt die Tortur. Einen Monat später kann der Knabe gesund nach Hause entlassen werden.
Also Opiumsaft. Was einen nicht ganz eingeschläfert/betäubt hat, war aber besser als nichts.