Auch im Tierreich gibt es Nachbarschaftshilfe: Viele Vogelarten passen, wenn sie selbst gerade keinen Nachwuchs aufzuziehen haben, auf die Sprösslinge der anderen Mitglieder ihrer Kolonie auf - obwohl das ihnen auf den ersten Blick überhaupt nichts bringt. Weder können die Tiere auf diese Weise ihr Erbgut an die nächste Generation weitergeben, noch werden sie satt oder anderweitig belohnt.
Altruismus, eine selbstlose und durch Rücksicht auf Andere gekennzeichnete Art des Handelns, scheint selbst unter Tieren weit verbreitet zu sein - in einer Welt, die eigentlich vom harten Kampf um kleine evolutionäre Vorteile bestimmt ist.
Demnach sind die tierischen Babysitter umso hilfsbereiter, je näher sie mit den ihnen anvertrauten Jungtieren verwandt sind. Auf diese Weise können sie zwar nicht für die Verbreitung des eigenen Erbguts sorgen, sehr wohl aber für das der Sippe. Besonders wählerisch sind die tierischen Ammen bei Arten, die sehr stark auf die effektive Mithilfe der Gemeinschaft angewiesen sind.
Auch bei selbstlosen Menschen spielt die Sorge um die Verwandtschaft eine Rolle - ansonsten geht der Altruismus beim Homo sapiens aber sehr weit über die tierischen Vorbilder hinaus, meinen Ernst Fehr und Urs Fischbacher von der Universität Zürich.
Die empirischen Wirtschaftsforscher definieren altruistisches Handeln dabei als eine kostspielige Tat, die dem Gegenüber ökonomische Vorteile bringt. "Die Interaktion zwischen Altruisten und selbstsüchtigen Individuen ist unerlässlich für das menschliche Zusammenleben." Abhängig von äußeren Einflüssen kann eine Minderheit von selbstlosen Menschen die egoistische Mehrheit zur Kooperation zwingen. Einige wenige Egoisten können aber auch ein lange Zeit funktionierendes altruistische System aus der Balance bringen.
Geld oder Strafe?
Im Unterschied zu Tieren sind viele Menschen bereit, so Fehr und Fischbacher, anderen zu helfen. Sie versprechen sich Vorteile für die Zukunft - Vorteile in Form eines guten Rufes oder profitabler Tauschgeschäfte. Zugleich haben die Menschen aber auch eine Tendenz, andere Individuen zu bestrafen, und zwar selbst dann, wenn dies für sie Kosten verursacht.
Quelle:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,271080,00.html