Eine bemerkenswerte Frage, meine Liebe – und eine, die sich so mancher Erbe erst stellt, wenn die Ländereien bereits verloren sind. Bist du deinen Eltern etwas schuldig? Die Antwort ist: Aber selbstverständlich.
Zunächst einmal verdankst du ihnen deine bloße Existenz – eine Kleinigkeit, die man in deiner Generation gern übersieht, weil man glaubt, der eigene Auftritt auf dieser Welt sei ein Geschenk an die Menschheit. Sodann haben sie dir Nahrung, Kleidung, Obdach und vermutlich ein internetfähiges Gerät gewährt, auf dem du eben jene Frage gestellt hast – ganz zu schweigen von Zahnarztbesuchen und jahrelangem Ertragen pubertärer Launen.
Natürlich: Es gibt Eltern, die ihrer Pflicht mit mehr Würde nachkommen als andere. Aber im Allgemeinen ist das Verhältnis nicht symmetrisch. Du bist nicht ihr Kunde, sondern ihr Kind. Und das verpflichtet – nicht zu ewiger Dankbarkeit auf Knien, aber zumindest zu einer Grundhaltung von Respekt, Rücksicht und einem gelegentlichen Anruf ohne finanzielles Anliegen.
Kurzum: Du bist ihnen nicht alles schuldig. Aber ganz sicher mehr als ein Achselzucken.
Mit väterlicher Strenge und adliger Milde,
Alexander Von Eich