Hallo Christian,

im Normalfall ist die von dir vorgeschlagene Dämmplatte kapillar aktiv und kann ohne Dampfbremse verarbeitet werden. Allerdings hat das Grenzen, so dass es sein kann, dass die innere Oberfläche einen gewissen Dampfwiderstand haben muss (das muss man berechnen, z.B. mit COND oder Delphin) - eine Tapete ist gar keine gute Lösung, da diese jede Menge organische Bestandteile hat, die wenn es Tauwasserprobleme gibt, ein super Nährboden für Schimmelpilzwachstum bitet -> ein Putz wäre besser, passend zu deiner Dämmplatte wäre ein Lehm, oder Lehmgipsputz. Am besten mal bei den Holzfaserdämmplattenhersteller schauen, die haben passende Systeme. Da die Dämmplatte nur 3 cm hat, mal geschätzt WLG 045 ergibt sich ein Wärmewiderstandswert von 0,03/0,045 = 0,67 mK/W; deine Bestandswand hat ca. 0,75 bis 1. D.h. der Zuwachs an Dämmung ist fast 100%, was schon im kritischen Bereiche ist - ich würde es rechnen (lassen) - macht manchmal der Hersteller als Service.

Der Kaminofen hilft das Innenraumklima zu stabilisieren, dass bei einem solchen Aufbau passen muss, in dem er Luft absaugt und für den Luftwechsel sorgt, der bei heute dichten Fenstern i.d.R. nicht mehr ausreichend ist. Ansonsten gut Lüften, da dein Aufbau nach innen nur abtrocknen kann, wenn es innen nicht zu feucht ist und damit das mit dem Feuchtegleichgewicht deiner Außenwand klappt, muss der Außenputz auch Schlagregen dicht sein.  Obwohl das bei einem so kleinen Bauvorhaben etwas aufwändig ist, lasse ich generell bei solchen Aufbauten vorher eine Materialprobe von außen und Innenputz nehmen (ca. 150-200 €, manchmal umsonst, wenn du Messung von der Fa. machen lässt, dessen System du einkaufst) und messe zumindest als Indiz (genaue Messung zu Aufwändig) den Feuchtegehalt der Bestandswand - wenn die nämlich zu feucht ist oder Innen der Putz zu Gipshaltig ist, kann es Probleme geben.

Das waren jetzt natürlich ein Haufen Dinge, die einen eher abschrecken eine solche Innendämmung zu machen, soll aber nicht bedeuten, dass eine solche Dämmung (wenn richtig gemacht) nicht sehr gut funktioniert und ein recht gutes Innenraumklima erzeugen kann - ich bin ein großer Befürworter von solchen Systemen. Ach ja noch was: bei jeder Innendämmung wird die Außenwand kälter und wenn da eine Wasserleitung verläuft.... man muss halt einige Sachen beachten, dann klappt das auch.

Gruß vom Energieberater und sorry, dass die Antwort so lange war.

Ein Link, der mir spontan dazu einfällt:

https://passipedia.de/planung/waermeschutz/waermeschutz_funktioniert/vier_innendaemmsysteme_im_vergleich_messungen_und_hygrothermische_simulationen

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Vorweg: als Laie unterschätzt man die langsame, nicht wahrnehmbare Luftbewegung, die durch Thermik und Winddruck am Gebäude enstehen und das Gebäude in einem "gesunden" Zustand halten. Dabei spielen auch Fenster zu Lichtschächten, die meist nicht dicht sind, eine Rolle. 

Beim Schließen der Kellerlichtschächte sehe ich 2 Probleme

a) der Heizungs-Kessel im Heizungsraum könnte Außenluft abhängig und über den Raumluftverbund  im Keller versorgt sein könnte, was ohne Luftaustausch zwischen außen und oben zu diesen Bereichen nicht mehr klappen könnte

b) es kann im Keller Emissionen und Feuchteeinträge  geben, die nicht mehr ausreichend abgeführt werden. Emissionen können auch durch Möbel und Lagerstoffe enstehen um Extremfall gesundheitsschädlich oder gar gefährlich sein - da man ja nie weiß, was in Zukunft in einem solchen keller passieren wird

-> ergo einem der Ratschläge der Vorgängerantworten folgen, wobei ich persönlich einer mechanischen Wohnraumlüftung, lieber etwas Rudimentäres, wie eine Schachtlüftung bevorzuge, die nicht kaputt gehen kann. 

LG vom Energieberater

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ich darf noch einmal kurz Stellung zum Luft-Erdreich-Wärmetauscher nehmen: ja er bringt etwas, vor allem im Frühsommer bei hohen Temperaturdifferenzen der Luft zum Erdreich, Daumenwert 1-2 h Verzögerung am Tag, bis das Haus sich aufheizt. Je nach Beschaffenheit des Bodens kann der Effekt gegen Ende des Sommers sehr gering werden.

Ein Luft-Erdreich-Wärmetauscher ist keine "Klimaanlage"; hat aber durchaus einige ähnliche hygienischen Probleme, durch Kondensatbildung im Rohr und muss gut ausgeführt werden. Eine Alternative ist eine Systemtrennung, bei der nicht die Luft durchs Erdreich, sondern ein kleiner Wasserkreislauf zirkuliert und über einen Wärmetauscher im Winter die Wärme, im Sommer die Kälte an die Luft überträgt. Kostet mehr und ist beim Einsatz einer Erdreich-Wärmepumpe etwas doppelt-gemoppelt...

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Neuerungen gibt es bei Passivhaustechnologien hauptsächlich bei der Wärmeerzeugung, bei dem der Markt mit Micro-Wärmepumpen und Feuerungsanlagen mit sehr kleinen Wärmeleistungen reagiert. Auch kommen von mehreren Herstellern Kompaktanlagen auf dem Markt, die mehrere Funktionen, wie Heizen, Warmwasser, Lüftung miteinander verbinden. Interessant finde ich für große Wohnanlagen die Novelan Wärmepumpe, die mit einem Solekreislauf 25/15 °C versorgt wird, so dass man keine Verteilungsverluste im Gebäude mehr hat. Auch gibt es Systeme, die Temperaturen im Trinkwasserbereich herunter zu setzen und die Desinfektion chemisch/physisch, statt thermisch zu gewährleisten. Bei der Wärmerückgewinnung von Duschen scheint der Schweizer Hersteller joulia.com endlich ein System auf den Markt gebracht zu haben, das bei uns eine Zulassung hat. 

Bei der Gebäudehülle geht der Trend eher wieder in den Low-Tech-Bereich, Holz + Dämmung, die stehende Luft als Grundprinzip hat, weil die technischen Tricks der letzten Jahre (Nanogel, Vakkuum, Gase in den Kapillaren)  entweder zu teuer oder nicht dauerhaft funktionieren.

LG vom Passivhausplaner

Arne

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Hallo! egal ob Passivhaus oder "normales" Effizienzhaus und auch bei jeder Neubauweise, ist oder sommerliche Wärmeschutz ein zunehmendes Problem, da die Wärme, die hauptsächliche über die Fenster und die Luft ins Gebäude gelangt, genauso schwierig wieder herauskommt, wie im Winter. Bei einem hoch gedämmten Standard, wie dem Passivhaus (PH) ist dieses Problem noch größer, allerdings reduziert sich das Überhitzungsproblem durch die warme Zuluft, wenn man eine Lüftung mit Wärmerückgewinnung auch im Sommer einsetzt. Ob ein PH jetzt schlechter oder besser abschneidet, hängt vor allem von den Verglasungsanteil und der Qualität der Verschattungsanlage zusammen und weniger vom Dämmstandard. Eine Verschattung muss im Sommer schon morgens um 5:00 unten sein, auch wenn man es abends vergessen hat, den Rollo runter zu lassen und ausschlafen möchte, was für eine Automatisierung in diesem Bereich spricht. Eine Jalousie kann verschatten und trotzdem Aussicht gewähren und Tageslicht hereinlassen... Mit sonnigem Gruß vom Passivhausplaner:) Arne Kruft

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ich muss "willimatt" leider recht geben - sehr kritische Sache, eine funktionierende Hinterlüftung hat aber eher 4 cm, da man von 2 cm Toleranz ausgeht. Man kann "U"s aus Sperrholzplatten und 2 Holzfaserklötzchen als Abstandshalter bauen, die man von innen einbaut - die Außen-Luft muss allerdings auch durchziehen können... 

Eine Option wäre noch ein kapillaraktives Dämmsystem mit variabler Dampfsperre innen, das nur nach innen austrocknet - das müsste man bauphysikalisch simulieren (z.B. mit Wufi oder Cond) und es muss ein passendes trockenes Innenraumklima sicher gestellt werden, z. B. über eine Feuchte gesteuerte Abluftanlage (die nach DIN 1946-6 nach einer Dachabdichtung vielleicht sowieso notwendig wäre und auch sinnvoll ist)

Für das Ganze brauchen Sie einen Bauphysiker oder Energieberater, der sich mit so etwas auskennt. Und für alle anderen, die das lesen: dämmt doch das Dach gleich mit, wenn man die Deckung erneuert, dann gibt es solche Probleme nicht...

LG Arne

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Begriff: "Energiepass" ist kein öffentlich rechtliches Dokument, der "Energieausweis" dageben ist Pflicht bei Neubau, Verkauf und Vermietung. Es wird zwischen Wohn- und Nichtwohnnutzung unterschieden, also bei Ihrem Falle gibt es 2 Ausweise. Man tut so, als ob das 2 Gebäude wären. Für den Nichtwohnteil braucht man i.d.R.. einen freien Energieberater mit dementsprechender Zulassung, für den Wohnteil gibt es Techem und Co, eine Menge Internetportale (die oft falsche Ausweise erzeugen) und viele Energieberater (GIH-BV.de), die das auch machen. Im Bestand wird man i.d.R. Verbrauchsausweise erstellen.

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