Beim Online-Shopping in die Schuldenfalle getappt!

Inwieweit befördern Später-Bezahl-Modelle die Schulden-Gefahr und wie können jüngere Menschen davor geschützt werden?

gutefrage-Redaktion
27.11.2023
Leute vor dem Laptop

Die gesamte vergangene Woche stand wieder einmal vollends im Zeichen von Schnäppchen, Schnäppchen, Schnäppchen. Sowohl der stationäre Einzelhandel als auch der Online-Handel lockten mit ihren “Black Week-”, “Black Friday-” und “Cyber-Monday”-Angeboten wieder einmal zahlungsfreudige Konsumenten an die (virtuelle) Kasse. Mit dabei sind seit vielen Jahren Zahlungsdienstleister, die ihre Dienste zur Verfügung stellen, um derzeit nicht flüssigen potentiellen Kunden dennoch zu ihren Wunsch-Produkten zu verhelfen.


Für viele Menschen jedoch sind
Bezahle-Später-Modelle oftmals der erste Schritt in die Schuldenfalle. Pünktlich zum “Black Friday” haben wir dieses Thema im Zuge unserer Meinung des Tages mit der gutefrage Community besprochen.

Viel Spaß beim Lesen!

Der Online-Handel boomt!

Während das große Ladensterben in vielen Städten und Einkaufspassagen in Deutschland unvermindert weiter geht, wächst der Online-Handel von Jahr zu Jahr; egal, ob Geld gespart werden soll oder man schlichtweg keine Lust auf überfüllte Innenstädte hat: Der Trend, Waren und Dienstleistungen im Internet zu bestellen, ist in Deutschland kaum noch wegzudenken. Laut Statistik haben 81% der 16- bis 74-Jährigen schon einmal etwas im Internet bestellt. Das gemütliche Stöbern und Preise-Vergleichen von der Couch aus hat sich bei Rabattjägern zur wahren Trendsportart entwickelt.

Bestellt wird im Internet mittlerweile so gut wie alles: High-End-TVs, Spielekonsolen, Haushaltsgeräte, Sportklamotten, Schuhe, Handtaschen, Anzüge, Schmuck, aber auch Produkte des täglichen Bedarfs wie Hygieneartikel, Lebensmittel und Getränke. Was den Online-Einkauf zusätzlich attraktiv macht?

Ein Gros der Anbieter bietet beim Kauf mittlerweile “Buy now, pay later”-Modelle an…

Kreditkarte auf Notebook

Einkaufen auch ohne Geld leicht gemacht - Klarna und PayPal sei Dank!

Gerade zum “Black Friday”, der für viele Geschäfte mitunter der wichtigste und verkaufsstärkste Tag des Jahres ist, rechnen viele Händler - trotz Inflation und unsicherer Welt- und Finanzlage - auch in diesem Jahr mit neuen Rekordgewinnen. Doch nicht nur Händler, sondern vor allem Zahlungsdienstleister wie Klarna oder PayPal zählen inzwischen ebenfalls zu den großen Profiteuren des Internet-Handels. Diese locken den Kunden mit vermeintlich lukrativen Bezahlmodellen, die einen Kauf - völlig losgelöst vom aktuellen Kontostand - nahezu immer ermöglichen. Gekauft wird heute, bezahlt zu einem späteren Zeitpunkt. Oder im allerschlimmsten Falle nie.

Insbesondere junge Menschen oder Menschen aus einkommensschwachen Haushalten greifen beim Online-Kauf immer häufiger auf die genannten Bezahl-Optionen zurück und tappen dabei nicht selten in eine für sie kaum noch zu bewältigende Schuldenfalle.

Zwei Frauen vor Notebook

Wenn der Onlinekauf zur Schuldenfalle wird - die gutefrage Community diskutiert!

Skurillerweise gab es in den vergangenen Monaten auf Social-Media-Plattformen wie TikTok und Instagram regelrechte Wettbewerbe, in denen Influencer mit ihren aktuellen Klarna-Schulden geprahlt und sich gegenseitig überboten haben. Die TikTokerin Leari Cheri hingegen hat jüngst die Schattenseiten des Online-Kaufs angesprochen und ihre Verschuldung öffentlich gemacht, um anhand ihres Beispiels andere (jüngere) Menschen für die Themen Online-Shopping und Schulden zu sensibilisieren. Nachdem sie immer mehr Waren im Internet bestellt hat, verlor sie irgendwann den Überblick. Als dann wenig später die ersten Mahnungen eingetroffen sind und sich diese von Woche zu Woche vermehrt haben, setzten psychologische Verdrängungsmechanismen bei ihr ein, die dazu führten, dass die Schreiben schlichtweg nicht mehr geöffnet und weggeworfen wurden. 

Angesichts der Möglichkeit, die Zahlung aufzuschieben, verlieren viele Online-Käufer sukzessive den Überblick über ihre Einkäufe, die Fristen sowie etwaig angehäufte Schulden. Helfen kann hier oftmals nur noch die Schuldnerberatung.

Schuldnerberater Matthias Klusmann sieht vor allem Bezahldienstleister wie Klarna als großes Problem: Jeder einzelne Kauf wird bei Verzug einzeln abgemahnt und einzeln zum Inkasso gebeten. Zusätzlich fallen hohe Verzugszinsen an, die sich summiert mit anderen offenen Rechnungen und Käufen für manche Konsumenten zu einem finanziellen Fiasko entwickeln können. 

Die Verbindlichkeiten, die überschuldete Personen bei Gläubigern des Online- und Versandhandels hatten, beliefen sich im Vorjahr auf durchschnittlich 587 Euro. Das entsprach allerdings nur knapp zwei Prozent der gesamten durchschnittlichen Verbindlichkeiten aller überschuldeten Personen in Höhe von 31.087 Euro. 2016 hatte die Schuldenlast im Schnitt noch 510 Euro betragen.

Besonders oft betroffen sind Frauen, jüngere Menschen zwischen 20 und 24 und Menschen die den Versuchungen des Online-Kaufs erliegen und am Ende des Tages den Weg zu einer Schuldnerberatungsstelle antreten müssen.

Da das Thema durchaus viele Menschen betrifft und mit Sicherheit der ein oder andere von uns schon einmal einen Kauf via Klarna oder PayPal getätigt hat, wollten wir wissen, wie unsere Nutzer dazu stehen.

Der Nutzer peace87 verweist darauf, dass man "am Black Friday die ohnehin schon überteuerten Preise minimal" senken würde, um dem Kunden ein "vermeintliches Schnäppchen" zu suggerieren. Für ihn verfallen viele Käufer am "schwarzen Freitag [...] in einen obsessiven Kaufrausch", der sich hinsichtlich der Kosten und Schulden für einige wirklich zu einem schwarzen Freitag entwickelt.

Geldscheine

Für die Nutzerin testwiegehtdas "wäre [es] schon lange wichtig, ein Jahr vor dem Abschluss eine Stunde die Woche ein Fach wie Haushaltsführung zu unterrichten". Sie denkt, dass viele Absolventen schlecht auf ganz praktische Gründe des Alltags vorbereitet werden, wozu eben auch "grundlegende Dinge wie Ernährung [...], Wäschewaschen, [...] Finanzen und Versicherungen" gehören. Da "gerade Kinder aus ärmeren Haushalten [...] oft Eltern [haben], die sich nicht mit Finanzen auskennen", sieht sie hier vor allem die Schule in der Verantwortung, diese Menschen auf das spätere Leben vorzubereiten.

1975Lars denkt ebenfalls, dass "man [...] in allen Schulformen [...] als Schulfach die Fächer Finanzlehre und Wirtschaftslehre" einführen sollte. Ihm zufolge würden weitere Maßnahmen allerdings eher in Richtung "Bevormundung" übergehen.

Userin HappyMe1984 sieht "die Verantwortung dafür ganz klar in den Familien". Ihrer Meinung nach muss "Kindern und Jugendlichen dort beigebracht werden, wie man richtig mit Geld umgeht". Insbesondere sollte seitens der Eltern "vorgelebt werden, dass man nicht mehr ausgibt als man einnimmt" und Kredite lediglich für größere Anschaffungen wie beim Haus- oder Autokauf zu rechtfertigen sind.

5Leonarda blickt etwas tiefer und sieht hier ein viel grundsätzlicheres Problem. Ihrer Meinung nach machen wir uns zu selten Gedanken darüber, "wie viel Energie und Ressourcen der industrialisierte Kapitalismus [fressen] und wie viel Müll" dieser produzieren würde. Da für viele von uns das Credo "je mehr Konsum, desto besser" vorherrscht und wir allesamt Teil einer "umweltzerstörende[n] Wegwerf-Konsumgesellschaft" sind, bleiben in unserem Perfektions- und Konkurrenzstreben wir am Ende des Tages häufig "auch anfällig für die Schuldenfalle".

Wie Du siehst gibt es hierzu einige spannende Meinungen. Hast auch Du einen Standpunkt zum Thema, den Du mit der Community teilen willst? Dann sieh Dir gerne noch einmal die Meinung des Tages an und lass uns wissen, wie Du zum Thema Online-Shopping und Schulden stehst.

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