Klimasünder Privatjetreisende!
Die Grüne Jugend fordert massive Einschränkungen für Privatjet-Reisen

Reisen im Privatjet belasten das Klima. Die Grüne Jugend brachte daher einen kontroversen Vorschlag ins Spiel. Die gutefrage Community hat gemischte Meinungen zum Thema.

gutefrage-Redaktion
18.8.2023

Beim Gedanken daran, wie Menschen aus der High Society ihre Freizeit verbringen, haben viele von uns vermutlich ein ganz klares Bild vor Augen: Ausgedehnte Urlaubsreisen in die schönsten Regionen dieser Welt, wilde und ausschweifende Feiern mit VIPs aus Film und Fernsehen und ja - selbstverständlich auch die obligatorischen Flüge mit dem Privatjet, um schnell, pompös und vor allem möglichst exklusiv von A nach B zu kommen.

Ein nicht unerheblicher Teil unserer Gesellschaft - und das betrifft nicht ausschließlich die besser situierte Klasse - lebt ausschließlich im und denkt primär an das Hier und Jetzt. Dabei sind Themen wie Nachhaltigkeit, Klimawandel und CO²-Bilanz recht häufig zu abstrakte Begrifflichkeiten, mit denen man sich derzeit nicht beschäftigen kann oder schlichtweg nicht möchte. Doch vor allem Reisen mit dem Privatjet haben einen durchaus nicht wegzudiskutierenden negativen Einfluss auf den CO²-Ausstoß, weswegen die Grüne Jugend kürzlich die Idee ins Spiel gebracht hat, Privatreisen - so gut es geht - von deutschen Flughäfen zu verbannen.

Selbstverständlich haben wir dieses wichtige sowie kontroverse Thema im Zuge unserer täglichen Meinung des Tages auch mit unserer gutefrage Community besprochen. 

Das Jahr 2022 offenbart: Privatjet-Reisen sind en vogue!

Wenn man im vergangenen Jahr mal den Blick gen Himmel gerichtet hat, so war die Wahrscheinlichkeit nicht ganz so gering, unter den zahlreichen Flugzeugen in der Luft den ein oder anderen Privatjet zu erspähen. Mit Blick auf Privatjet-Flüge verzeichnete man hierzulande 2022 die stolze Zahl von insgesamt 94.000 Starts und Landungen; ein neues Rekordhoch! Bei dieser doch recht gigantisch wirkenden Zahl gilt jedoch zu beachten, dass es keine konkreten Zahlen darüber gibt, bei wie vielen der genannten Flüge es sich um kommerzielle (Geschäfts-)Reisen und bei wie vielen davon es sich um rein private Flüge handelt.

Konkrete Zahlen allerdings liegen zum CO²-Verbrauch der genannten Flüge vor: Alleine in Deutschland belief sich die Zahl für 2022 auf ungefähr 1.000.000 Tonnen. Zum Vergleich: Das entspricht in etwa einer Zahl, die für gewöhnlich 100.000 Durchschnittsbürger pro Jahr verbrauchen. Ein einzelner Flug mit dem Privatjet produziert umgerechnet in etwa so viel CO² wie 14 gewöhnliche Linienflüge in der Economy Class.

Für Timon Dzienus von der Grünen Jugend sei das ein Sachverhalt, den er ungerne länger hinnehmen möchte und darüber hinaus ein Schlag ins Gesicht der jungen Generation, die sich ernsthafte Sorgen um das Klima und ihre Zukunft machen würde.

Strg_F Klima-Doku erhitzt die Gemüter

Auf dem Youtube-Kanal des zum Öffentlichen Rundfunk gehörenden Formats Strg_F wurde kürzlich eine Reportage mit dem - durchaus polarisierenden - Titel “Privatjets, Yachten, Kaviar: Wie beeinflussen Superreiche das Klima?” veröffentlicht. Binnen weniger Tage ist das Video auf verschiedenen Internet-Portalen und Social-Media-Plattformen viral gegangen und hat dabei für reichlich Diskussionsstoff gesorgt. Besonders kritisch sahen die Internet-Nutzer sowohl das Verhalten als auch die Aussagen einiger Protagonisten, die sich hinsichtlich ihres CO²-Verbrauchs keine ernsthaften Gedanken machen würden.

Ein junger und recht wohlhabender Geschäftsmann beispielsweise gab an, sich in Bezug auf Themen wie CO²-Bilanz und Klima seitens von Politik und Berichterstattung nicht ausreichend informiert fühle, wohingegen ein sehr junger Schüler aus wohlhabendem Hause offen kommunizierte, dass ihn diese Themen nicht interessieren würden und er auch nicht bereit sei, seinen aktuellen Lebensstil einzuschränken. Ein Kernthema der Diskussion drehte sich ferner um die Frage nach dem letztendlich größten Klimasünder und wie sinnvoll und produktiv es sei, mit dem Finger einzig auf Privatjet-Reisende zu zeigen.

Welche konkreten Maßnahmen wären sinnvoll und wie denkt die gutefrage Community darüber?

Dass ein generelles Verbot in der Realität womöglich kaum umzusetzen ist, wird auch auf Seiten der Grünen Jugend erkannt. Hier vertritt man beispielsweise die Meinung, dass sich der Staat, der häufig über Anteile an Flughäfen verfügt, am Beispiel Amsterdam-Schiphol orientieren soll: Dort werden ab 2026 keine Privatflüge mehr abheben. Stefan Gelbhaar von den Grünen wünscht sich anstelle von prinzipiellen Flug-Verboten eher ein Gesetz, in welchem reguliert wird, dass Privatjets in Zukunft ausschließlich mit klimafreundlichen E-Fuels betankt werden dürfen. Stefan Reuthner von der FDP hält recht wenig von Verboten und verweist auf die wirtschaftliche Bedeutung und Notwendigkeit von einigen Privatjet-Flügen.

Ähnlich sieht das Klimaökonomin Claudia Kemfert, die sich ebenfalls gegen ein Verbot ausspricht und primär an den Staat appelliert, Privatjet-Reisen künftig wesentlich höher zu besteuern und die Einnahmen in den Ausbau eines klimafreundlichen, funktionierenden und günstigen Nahverkehrssystems zu investieren. 

Wir haben unsere gutefrage Community zum Thema befragt, und auch hier gab es teils sehr gegensätzliche Ansichten. 

Community-Mitglied emesvau sieht in “solchen sinnlosen Privatflügen keinen Mehrwert”. Für ihn gibt es “keinen stichhaltigen Grund, wieso so etwas erlaubt ist”. Wenngleich die Reise etwas unflexibler sei, sollten emesvau zufolge “auch Reiche [...] in einem Flieger in der Business-Class sitzen”, anstatt den Privatjet zu nutzen. 

Der Nutzer ChristianLE beispielsweise verweist - vielleicht nicht ganz zu Unrecht - darauf, dass Leute, die “hier am lautesten krähen, [...] sich überlegen [sollten], ob sie irgendwelche Konsumgüter bei Wish oder Temu bestellen und aus China einfliegen lassen” müssen. Laut ihm habe “in Sachen Klima [...] jeder sein eigenes Päckchen zu tragen”. Der Nutzer JustTestin120 bemerkt, dass sehr reiche Menschen “zwar sehr exzessiv konsumieren können” und demnach “pro Person gerechnet sehr viel CO² [...] verursachen” würden, es in der Summe jedoch “nicht so viele Reiche” gebe. Sinnvoller sei es laut ihm dort anzusetzen, “wo die breite Masse konsumiert”

Bluemie sieht ein grundsätzlicheres Problem, wenn er bemerkt, dass “auch normale innerdeutsche Flüge [...] nicht mehr zeitgemäß” seien. Hier erhofft er sich von unseren “Politikern im Bundestag und in den Ministerien”, dass diese “mit gutem Beispiel voran gehen” und künftig eher auf die Bahn ausweichen anstatt den Flieger zu nehmen. Weiterhin hält er wenig von Verboten sowie einer höheren Besteuerung, befürwortet aber “ein Gesetz auf europäischer Ebene, dass solche Flugzeuge [...] nur noch mit E-Fuels oder anderen Alternativen fliegen dürfen”

Wie Du siehst gibt es seitens unserer Community verschiedene Ansichten zu Privatjet-Reisen. Sofern auch Du Deinen Standpunkt zum Thema mit uns diskutieren möchtest, antworte doch gerne noch auf die von uns gestellte Frage. Willst Du in Zukunft mit unseren Nutzern andere spannende Fragen rund um die Bereiche Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur diskutieren? Dann schicke unserem gutefrage Account eine Freundschaftsanfrage und freue Dich von Montag bis Freitag täglich auf eine neue Meinung des Tages.

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