Aufgrund mangelnder wissenschaftlicher Belegbarkeit...

Wäre es sinnvoll, homöopathische Behandlungen aus dem Leistungskatalog der Krankenkassen zu streichen?

gutefrage-Redaktion
19.1.2024
Tabletten

Die Welt der Arzneimittel ist mehr als facettenreich: Es gibt Medikamente gegen Husten und Schnupfen, Kopf-, Glieder- oder Regelschmerzen, gegen Verbrennungen, Abschürfungen, Magen- oder Darmprobleme und und und… Doch neben den vielfältigen Produkten, welche die „klassische“ Pharmaindustrie gegen unsere Leiden bereit hält, setzen sehr viele Menschen auf homöopathische Mittel als Alternative zu den von Medizinern für gewöhnlich empfohlenen Medikamenten.

Bislang wurden zahlreiche homöopathische Behandlungen von den gesetzlichen Krankenkassen mitgetragen. Doch damit soll laut Gesundheitsminister Karl Lauterbach nun Schluss sein.

Selbstverständlich ließen wir’s uns nicht nehmen, dieses Thema im Zuge unserer Meinung des Tages mit der gutefrage Community zu besprechen.

Homöopathie – was ist das eigentlich?

Begriffsgeschichtlich setzt sich der Name Homöopathie aus den griechischen Begriffen „homoios“ = „ähnlich“ und „pathos“ = „leiden“ zusammen und bedeutet sinngemäß, dass Ähnliches mit Ähnlichem geheilt werden soll. Begründet wurde die Homöopathie bereits im 18. Jahrhundert durch den Arzt Samuel Hahnemann. Auf Basis pflanzlicher, tierischer und mineralischer Substanzen, die für gewöhnlich in stark verdünnter Tröpfchen- oder Kügelchenform eingenommen werden, sollen viele unserer Alltagsleiden geheilt werden.

Die Homöopathie jedoch gilt seitens der Wissenschaft als überaus umstritten: Wenngleich eine große Anzahl an Menschen von positiven Erfahrungen mit homöopathischen Behandlungsansätzen berichtet, konnte seitens der Wissenschaft seit Anbeginn der homöopathischen Revolution keine Wirksamkeit, die über den Placebo-Effekt hinausgeht, nachgewiesen werden.

Hinsichtlich der fehlenden wissenschaftlichen Evidenz möchte Gesundheitsminister Lauterbach jegliche homöopathische Mittel aus dem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen verbannt wissen…

"Die Grundlage unserer Politik muss die wissenschaftliche Evidenz sein."

Für den deutschen Gesundheitsminister soll das Vorhaben, homöopathische Behandlungen aus dem Katalog der Kassenleistungen zu streichen, vor allem Symbolwirkung haben: Homöopathische und anthroposophische Maßnahmen, die keinerlei medizinisch eindeutig belegbaren Nutzen aufweisen, sollten in Zukunft nicht weiter aus Beitragsmitteln finanziert werden.

Einige Krankenkassen werben zur Gewinnung möglicher Mitglieder hierzulande bewusst mit dem Versprechen, homöopathische Leistungen mit zu übernehmen. Dadurch, dass Krankenkassen homöopathische Mittel im Leistungsspektrum mit anbieten, könne bei vielen Menschen der Eindruck entstehen, dass es sich bei Homöopathie um wirksame Arznei handele.

Die finanziellen Einsparungen des Vorhabens allerdings wären beim Wegfall der Kostenübernahme eher überschaubar: Bei einem Gesamtausgabenbetrag von knapp 300 Milliarden Euro rechnet das Bundesgesundheitsministerium mit relativ geringen Einsparungen zwischen 20 und 50 Millionen Euro.

Anhänger der Homöopathie wollen jedoch versuchen, die Kürzungen noch abzuwenden. Diese pochen u.a. auf die Sinnhaftigkeit homöopathischer Behandlungsansätze und verweisen insbesondere auf Patienten in sozialen Brennpunkten, die auf derartige alternative Leistungen aus Kostengründen künftig gänzlich verzichten müssten.

Wir haben unsere gutefrage Nutzer gefragt, was sie vom Plan Lauterbachs halten würden:

So befürwortet der Nutzer ProfFrink das Vorhaben und betont, dass "die Solidargemeinschaft der Versicherten [...] damit nicht belastet werden" sollte und all diejenigen, die "trotzdem von der Wirkung überzeugt [sind], sich die Mittel ja selbst kaufen" könnten.

Auch Foulou befürwortet das Vorhaben aus Prinzip. Er weist darauf hin, dass die "Regelungen, in denen [steht], was sich Medizin schimpfen darf" hierzulande sehr schwammig seien. Für ihn müsste es im Bereich Arznei einheitliche Regelungen geben, so dass "alles, was sich Medizin nennen darf, auch konkrete Belege zur Wirksamkeit" aufweisen sollte.

Zwei Diskutierende

Der User Geraldiner sieht es ähnlich. Er denkt, dass "die Streichung wissenschaftlich nicht belegbarer Behandlungsformen [...] zweckmäßig" sei. Obgleich die Kostenersparnis nur gering wäre, sollten ihm zufolge Hersteller, welche die "Wirksamkeit [...] im Zeitalter der Aufklärung [...] nicht nachweisen können, [...] auch kein Geld der Beitragszahler erhalten".

Die Nutzerin 99leni00 kritisiert, dass es "nicht um die Gesundheit der Menschen, sondern nur darum [ginge], möglichst viel Profit zu machen. Wenn homöopathische Leistungen gestrichen werden, [seien] viele darauf angewiesen, Medikamente aus der Pharmaindustrie einzunehmen". Ihr zufolge würde das lediglich dafür sorgen, dass viele Pharmakonzerne noch größeren Profit machen könnten.

Auch der Nutzer ElationTrack24 sieht die Planung des Gesundheitsministeriums kritisch, da dieser "in der Vergangenheit positive Erfahrungen mit der Homöopathie gemacht" hat. Während ihm die "konventionelle Medizin im Fall von Allergien gegen Frühblüher nicht mehr weiterhelfen konnte", machte er beim eigens bezahlten Homöopathen gute Erfahrungen. Der Nutzer verweist darüber hinaus darauf, sehr gut einschätzen zu können, ob ein entsprechendes Mittel bei ihm wirke oder nicht.

Wie Du siehst: Das Thema Homöopathie und die mögliche Wirksamkeit spaltet die Gemüter. Hast auch Du einen konkreten Standpunkt zu unserer Meinung des Tages? Dann sieh Dir die Frage gerne an und lass die Community wissen, wie Du zum Thema denkst.

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