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Ein Rückblick auf das Video-Themenspecial mit Jens Söring

gutefrage-Redaktion
7.6.2023

Jens Söring ist heute 56 Jahre alt. Weit mehr als die Hälfte seines Lebens verbrachte er im Gefängnis in den USA. Was macht das mit einem Menschen? Was erlebt man dort in all den Jahren und wie schafft man es, nicht an all dem zu zerbrechen? Um diese Fragen sollte es in unserem Video-Themenspecial mit ihm gehen. Söring wurde im Jahr 1990 in Virginia, USA, zu zwei lebenslangen Haftstrafen verurteilt, da er die Eltern seiner damaligen Freundin Elizabeth Haysom getötet haben soll. 2019 wurde er schließlich aus der Haft entlassen und nach Deutschland abgeschoben. Sowohl vor als auch nach seiner Entlassung wurden wiederholt Zweifel am damaligen Schuldspruch laut, so kam beispielsweise der Präsident des Landgerichts Hannover, Dr. Ralph-Guise-Rübe, 2022 zu dem Schluss, dass Söring in Deutschland nicht verurteilt worden wäre, da es erhebliche wissenschaftlich begründete Zweifel an der Schuld gäbe. Andere sind weiterhin von Sörings Schuld überzeugt.

Man kann mit Fug und Recht sagen, dass der Fall Sörings nun also seit mehreren Jahrzehnten auch die deutsche Öffentlichkeit bewegt. Es gibt zahlreiche Podcasts, die sich mit ihm beschäftigen und sogar einen Kinofilm (“Das Versprechen”) aus dem Jahr 2016, der inzwischen auf Youtube abrufbar ist. Auch Söring selbst, der mittlerweile als Autor, Redner & Coach tätig ist, äußert sich in seinen Büchern und auf seinen Social Media Accounts (Youtube, Instagram, Tiktok) häufiger zu seinen Erlebnissen. Auf gutefrage gab es nun im Rahmen des Themenspecials die Möglichkeit, Fragen direkt an ihn zu richten. Die 12 Fragen mit den meisten Daumen-Hoch-Bewertungen sollten beantwortet werden.

True Crime auf gutefrage - das interessierte unsere Community

Ein Thema, das sehr viele unserer Nutzer umtrieb, war Jens Sörings Zeit im Gefängnis. Tatsächlich behandelten 5 von 12 Fragen diesen thematischen Komplex. Nicht überraschend, denn speziell US-Gefängnisse gelten als sehr gefährlich und um dieses Gewaltpotential in den Gefängnissen ging es dann auch in einer Frage. Söring beschreibt die Situation in den Supermax-Gefängnissen in seiner Antwort als sehr aussichtslos, die meisten Insassen würden dort sterben und wüssten das. Dementsprechend herrsche viel Verzweiflung und somit auch Gewalt. Er selbst fand Sinn im Kampf für seine Unschuld, was ihm die Kraft gab, nicht an einer aussichtslosen Situation zu zerbrechen und all die Jahre zu überstehen.

Ein anderer Nutzer fragte, wie man dort überlebt, ohne Mitglied einer Gang zu werden. Söring erläuterte in seiner Antwort, dass Gangs in Virginia zu der Zeit, als er ins Gefängnis kam, noch nicht sonderlich verbreitet waren. Als sie sich schließlich durchsetzten, sei er schon älter und somit für die Gangs uninteressant gewesen. Tatsächlich sei die Situation mit den Gangs inzwischen aber sehr schlimm, denn sogar Gefängniswärter seien zum Teil Mitglieder. Diese Aussage unterstreicht nochmal, wie viel Macht und Einfluss Gangs heutzutage in US-Gefängnissen tatsächlich haben.

Der Mord und die Schuldfrage

Viele Fragen beschäftigten sich allerdings auch mit dem Mordfall selbst und der Schuldfrage. Da ging es unter anderem um Briefe, die Söring während ihrer Beziehung an seine damalige Freundin Elizabeth geschrieben hatte, und die von vielen Kritikern als Indiz für seine Schuld betrachtet werden. In seiner Videoantwort setzt Söring diese in den notwendige Kontext und verweist auf Kardinal Richelieu, der da sagte: “Man gebe mir sechs Zeilen, geschrieben vom redlichsten Menschen der Welt und ich werde irgendetwas darin finden, um ihn erhängen zu lassen.”

Und tatsächlich lässt der Kontext die Briefe in einem durchaus anderen Licht erscheinen. In schriftlichen Kommentaren unter der Antwort führte Söring dann weiter aus, dass es sich beim Inhalt der Briefe um  “das [peinliche] Geschwafel eines 18-Jährigen, der zu viele Bücher gelesen, aber noch gar keine Lebenserfahrung gesammelt hatte”, handelte und die meisten Menschen das Glück hätten, “dass sie ihre uralten Briefe nicht noch Jahrzehnte später „erklären“ müssen.”

Auch um die Tat selbst, also den Mord am Ehepaar Haysom, ging es in den Fragen natürlich. Söring erklärt, wie er seine Sicht auf den Fall während seines Prozesses geschildert hat und welches Motiv Elizabeth gehabt haben könnte.

Alle weiteren Antworten findest Du über unsere Sammelseite zur Aktion oder auf unserer Youtube-Playliste, in der alle Antworten von Jens Söring gesammelt sind. Wenn Du beispielsweise wissen möchtest, was er als erstes getan hat, nachdem er aus seiner Haft entlassen wurde und ob er heute noch Kontakt mit Elizabeth hat, dann bist Du dort richtig. Weitere Informationen zu Jens Söring und seinen Büchern findest Du auf seiner offiziellen Webseite.

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