Wenn Alkoholkonsum zur Gewohnheit wird...

Wir haben die Community gefragt, ob das Thema Alkohol(-konsum) gesellschaftlich neu problematisiert werden sollte.

gutefrage-Redaktion
27.10.2023
Alkohol im Regal

Wir leben durchaus in einer Gesellschaft, in welcher der regelmäßige und häufig auch übermäßige Alkoholkonsum fest verankert ist. Neuere medizinische Daten allerdings offenbaren gravierende gesundheitsgefährdende Aspekte. Müssen wir unseren Alkoholkonsum mitsamt aller gesundheitlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen eventuell vehementer problematisieren?

Diese wichtige Diskussionsfrage haben wir im Zuge unserer Meinung des Tages an unsere gutefrage Community gerichtet. Hier erfährst Du, was unsere Nutzer dazu denken..

Das obligatorische Feierabendbier als Ausdruck von Geselligkeit

Kennst Du das auch? Ein anstrengender und vielfach auch viel zu langer Arbeitstag liegt hinter Dir und Du freust Dich auf nichts mehr als auf Dein Sofa sowie ein kühles Feierabendbier. Oder Du sitzt abends mit der besten Freundin beim Lieblingsitaliener und gönnst Dir bereits das vierte Glas Rotwein oder bestellst für die ganze Bande im Club noch eine allerletzte Runde Schnaps: Alkohol ist die am häufigsten konsumierte Droge weltweit. Doch aller physiologischen, sozialen und psychologischen Probleme, die zwangsläufig mit regelmäßigem Alkoholkonsum einhergehen, zum Trotz, wird der Konsum von Alkohol - in Kontrast zu anderen Drogen - nicht verteufelt, sondern durchaus gerne gesehen. 

Egal, ob in der Fernsehwerbung, in der gutaussehende Menschen an Traumstränden zu exotischen und alkoholhaltigen Drinks feiern, dem Oktoberfest, bei dem das Bier zum Vermittler zwischen den Kulturen wird oder bei Influencern auf Instagram und Tik Tok - ohne Alkohol scheint das (unverkrampfte) gesellschaftliche Miteinander kaum noch möglich. Dass inzwischen jedoch immer mehr Menschen an den Folgen des Alkoholkonsums versterben, wäre die traurige und vielfach ignorierte Kehrseite der Medaille.

Arzt

Beunruhigende Fakten und Zahlen zum Thema Alkoholkonsum

Mit Blick auf den Alkoholkonsum pro Kopf und Jahr belegt Deutschland im internationalen Vergleich seit mehreren Jahren konstant den dritten Platz. Im Durchschnitt trinkt jede/r Deutsche ab dem 15. Lebensjahr stolze zehn Liter Reinalkohol jährlich, was einer Menge von 450 Flaschen Bier oder 100 Flaschen Wein gleichkommt. Berechnungen zufolge sterben in Deutschland jährlich über 40.000 Menschen vorzeitig an den Folgen ihres Konsums. Das Suchtjahrbuch 2023 offenbart, dass sich die wirtschaftlichen Kosten alkoholbedingter Erkrankungen in Deutschland auf gigantische 57 Milliarden Euro pro Jahr belaufen.

Ganz im Gegensatz zu unserer Vorstellung, dass ein Glas Rotwein oder ein Bierchen am Abend nicht schädlich, sondern eher gesund seien, zeichnen neueste medizinische Erkenntnisse ein gänzlich anderes Bild: Tobias Böttler, Spezialist für Lebererkrankungen vom Universitätsklinikum Freiburg, mahnt an, dass es keinen gesunden Alkoholkonsum gebe und bereits der erste Tropfen unserem Körper schade. 

In Studien, die Einzelerkrankungen wie beispielsweise Herz-Kreislauf-Probleme oder bestimmte Krebsarten in den Fokus rücken, lässt sich eine lineare Beziehung zwischen Alkoholkonsum und Sterbewahrscheinlichkeit feststellen: Diese sei am geringsten, wenn grundsätzlich kein Alkohol getrunken werde.

Neben den schwerwiegenden gesellschaftlich-sozialen Problemen lassen vor allem die Zahlen zu alkoholbedingten Krebsneuerkrankungen aufhorchen: Hier beläuft sich die Zahl in Deutschland auf ca. 20.000 pro Jahr. Fachleute denken, dass von 500.000 Krebserkrankungen hierzulande jährlich gut 40% durch eine gesündere und alkoholarme bzw. -lose Lebensweise vermeidbar wären. 

3 Männer trinken Alkohol

Deutsche Trinkkultur - benötigen wir einen kritischeren Diskurs?

Dass regelmäßiger Alkoholkonsum langfristig negative Folgen mit sich bringt, sollte vielen von uns durchaus bewusst sein. Nichts desto trotz erfreut sich der Genuss alkoholischer Getränke in Deutschland weiterhin größter Beliebtheit. Insbesondere mit Blick auf Jugendliche und junge Erwachsene, die besonders zu schützen wären, stellt sich jedoch die Frage, ob von politischer Seite weitaus mehr Aufklärungsarbeit sowie Reglementierungsbemühungen unternommen werden sollten. 

Die Youtuberin Sashka machte kürzlich auf die Tatsache aufmerksam, dass viele namhafte Influencer, die unter jungen Menschen eine große Reichweite genießen, Alkohol häufig völlig unkritisch beschönigen und / oder sogar aggressiv bewerben würden. Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen fordert nicht nur eine weitreichende Verbesserung des Jugendschutzes in puncto Alkohol, sondern darüber hinaus eine drastische Erhöhung der Alkoholpreise in Deutschland. Ziel müsse es sein, die Beschaffung von Alkohol prinzipiell zu erschweren und für die Gesamtbevölkerung ein kritischeres Bewusstsein für all die negativen Begleiterscheinungen des Trinkens herbeizuführen. 

Selbstverständlich wollten wir im Zuge unserer Meinung des Tages von den gutefrage Nutzern wissen, wie sie darüber denken würden. 

Nutzer BenniXYZ ist klar für einen kritischeren Umgang, macht aber auf dörfliche Umgebungen aufmerksam, in denen “nach 19 Uhr kaum noch Fahrzeuge unterwegs” seien und viele aus Mangel an Alternativen nur folgendes machen: “Fernseher an und Alk auf den Tisch. Jeden Abend, bis sie nicht mehr davon loslassen können”. Ihm zufolge ist “Alkohol in Deutschland viel zu billig und [...] ohne Hürden” für nahezu jedermann erhältlich. 

Foulou findet ebenso, dass “die Haltung zum Alkohol [...] gesamtgesellschaftlich [...] durchaus zu positiv” gesehen wird und es “fast zum guten Ton [gehören würde], dass sich junge Menschen betrinken”. Foulou ist zudem der Ansicht, dass verteuerter Alkohol “die Haltung der Gesellschaft [...] dazu [...] kaum ändern” würde. Sinnvoller sei es “in den Schulen anzusetzen und entsprechend die Folgen von Alkohol” zu thematisieren. 

Person vor Laptop

etjna findet “es schade, dass gerade [...] die meisten Menschen verschlossen sind und sich anderen, weniger bekannten Menschen gegenüber eher abweisend verhalten”. Das ändere sich i.d.R. in jenem “Augenblick, in dem man zusammensitzt und angetrunken” ist. Sie hat das Gefühl, dass einige Menschen nicht imstande sind, “ohne Alkohol [...] [zu] feiern”. 

Ganz anderer Meinung ist der User cooleSocke206; für ihn sollte, da es “Spaß [mache], zu trinken, Alkohol eher als ein Geschenk angesehen werden [...], [das dabei helfe], seine Probleme zwischenzeitlich [zu] vergessen”. Meandor vermutet, dass man “den Gebrauch des Alkohols nicht verhindern” könne und primär auf Aufklärung zu setzen sei. 

janawieniq positioniert sich klar gegen “eine weitere Bevormundung durch Gesetze und Beschränkungen für Erwachsene. Eine drastische Verteuerung [käme] auch nur eine[r] Bevormundung mit Bereicherungseffekt” gleich. Besser sei es, besseren Zugang zu Entzugstherapien zu schaffen und vor allem Kindern und Jugendlichen den Zugang zu Alkohol zu erschweren. 

Wie Du siehst - das Thema, bei dem es viele Faktoren zu berücksichtigen gibt, wird durchaus kontrovers diskutiert.

Hast auch Du eine Meinung hierzu? Dann sieh Dir die Frage gerne noch einmal an und lass unsere Nutzer wissen, wo genau Du Dich positionieren würdest.

Über den Autor

Schreibt für gutefrage

Auch interessant

Welches Feature ging live und wie lief eigentlich das letzte AMA?

Welches Feature ging live und wie lief eigentlich das letzte AMA?

Erfahre es direkt! Und zwar in der Rubrik Aktionen und Neues.

Du fragst Dich, was bei gutefrage hinter den Kulissen los ist?

Du fragst Dich, was bei gutefrage hinter den Kulissen los ist?

Dann bist Du bei der Rubrik Einblicke und Hintergründe genau richtig.

Du möchtest wissen, was die Community aktuell so bewegt?

Du möchtest wissen, was die Community aktuell so bewegt?

Wir verraten es Dir, in der Rubrik Themen der Nutzer.