Eine Hommage an Baldur’s Gate 3
Warum Spiele mehr sind als nur „Zockerei“

Im Rahmen unserer Subcommunity-Aktion haben wir einen Gastbeitrag hier auf der gutefrage-Highlightseite verlost. Lest hier den Text von unserem Nutzer Dultus.

gutefrage-Nutzer
9.10.2023
Gestapelte Euro-Münzen mit einer lesenden Miniaturfigur oben drauf

Einmal vorweg, was ist Baldur's Gate überhaupt? Baldur's Gate ist eine Videospielreihe, die 1998 auf dem PC begann. Sie basiert auf dem Kultspiel Dungesons and Dragons, einem Pen & Paper-Spiel. Man führt Handlungen aus und würfelt Würfel mit Modifikatoren, die den Ausgang von Aktionen bestimmen. Baldur's Gate spielt in den Forgotten Realms, einem bekannten Dungeons & Dragons-Kampagnenset. Ich bin kein DnD Spieler, geschweige denn Pen and Paper und gehe nicht weiter auf dieses Thema ein. Tatsächlich war Baldur’s Gate 3 mein erster Titel der Serie. Baldur’s Gate 3 spielt entsprechend chronologisch nach den zwei vorherigen Teilen und gilt als „Anomalie“ der Spieleentwicklung, wie Entwickler es bezeichnen. 

Baldur’s Gate 3, kurz BG3, hat mir auch persönlich aufgezeigt, wie gut und tiefgängig Spiele sein können. So sehe ich im Spiel tatsächlich riesiges Potenzial, dass Nicht-Spieler damit einsteigen können. Sehr viele Menschen schauen gerne mal einen Film oder lesen ein Buch und wertschätzen die Immersion oder Musik wie in einem Herr der Ringe, das Fingernägelkauen durch die Spannung in einem guten Krimi oder die Detailverliebtheit in sowohl Film und Buch! Man stelle sich nun ein Medium vor, welches beides miteinander vereint. Wir bekommen ein Produkt wie BG3. Viele Menschen denken beim „Zocken“ an Shooter wie Call of Duty oder MMOs wie World of Warcraft und verbinden damit eine lange Zeitaufopferung und „hirnlose“ Beschäftigung, in die man sich trotz allem einarbeiten muss. Gerade Shooter können für Neulinge und ältere Menschen sehr frustrierend sein. 

"Spiele können so gut und tiefgängig sein!"

Baldur’s Gate 3 bietet hingegen ein rundenbasierendes System, welches es einem erlaubt strategisch seine Runden zu machen. Es hat verschiedene Schwierigkeitsgrade, sodass auch Anfänger gut in das Spiel kommen – und vor allem ist das Spiel tiefgängig und detailliert wie ein Buch. Das Spiel beginnt auf einem Raumschiff der Gedankenschinder, furchteinflößender bösartiger Kreaturen mit psionischen Fähigkeiten. Von diesen gefangen genommen wird einem dort ein ominöser Wurm ins Gehirn eingesetzt. Wir stehen nun vor der Entscheidung zwischen einem der "Original-Charaktere" - d.h. vorgefertigten Charakteren, die im Spiel auch als Verbündete angeworben werden können, wenn man sie nicht selbst spielt - zu wählen oder einen komplett eigenen Charakter zu erstellen.

Wir wissen wie üblich in Spielen nicht detailliert, wo wir herkommen und wer wir sind. Wir wissen allerdings, dass wir aus der Stadt Baldur’s Tor kommen und wie wir heißen. Je nach Charakter haben wir noch etwas Hintergrundinfo bekommen, wie dass Gale aus Tiefwasser kommt oder dass Karlach eine infernale Maschine als Herz hat. 

Ein Mann der gerade ein Computerspiel zockt

Nun kämpfen wir uns durchs Schiff und es fällt immer wieder auf: Wir haben eine Wahl. Und ja, selbst die Entscheidungen vom Anfang des Spiels haben eine Auswirkung auf den deutlich späteren Spielverlauf. Sobald wir dann aus dem Schiff kommen, mag man denken, dass das Spiel stark linear ist. Ja, es folgt einem bestimmten Spielablauf, allerdings ist dieser alles andere als linear. Wir haben die Wahl böse oder gut zu sein, gierig oder freundlich, ob wir den Wurm entfernen wollen oder nicht. Dabei treffen wir immer wieder unterschiedliche Begleiter - die vorhin angesprochenen "Original-Charaktere" - die ihre eigene Geschichte erzählen und eigene Probleme haben. So wird uns relativ früh klar, dass Schattenherz, eine elfische Klerikerin der Göttin Shar, Angst vor Wölfen hat und Gale, ein menschlicher Magier - Energie für seine Krankheit benötigt – was genau das Problem ist, erfahren wir allerdings nur nach und nach. Und auch dort hängt es von unseren Entscheidungen ab. Wir haben also ein Buch, dessen Seiten wir uns anhand der Entscheidungen aussuchen können. Dabei haben wir eine wunderschöne musikalische Untermalung sowie erstklassige Schauspieler, die die Charaktere vertonen und Bewegungen geben. 

Wenn uns ein oder mehrere Charaktere gefallen, haben wir auch die Möglichkeit, mit ihnen Romanzen einzugehen. Ich für meinen Teil habe Gefallen an Karlach gefunden. Einer quasi-Teufelin (um Tieflinge näher zu beschreiben (ein Teufel ist sie aber nicht wirklich)), die durch ihre infernale Maschine als Herz alles verbrennt, was sie berührt. Eine Romanze mit so einem Charakter erscheint schwer, aber gerade diese erzwungene Distanz und Frust, der dem Charakter anlastet, lassen einen den Charakter wirklich liebgewinnen, zumal wir ihre großartigen Reaktionen erfahren, wenn wir ihre Maschine reparieren. 

Zocker

Um einmal anzufügen; wir hätten auch böse spielen können und im wahrsten Sinne ihren Kopf ausliefern können und sie so komplett überspringen können. 

So werden wir durch eine dreiteilige Quest geleitet, die mit Nebenquests vollgestopft wurde, die optional sind und niemals aus „Töte XYZ“ bestehen, sondern immer eine bestimmte Geschichte hinter ihnen haben. 

Das Spiel behält dabei eine so großartige Qualität, dass es auch nach einem Durchgang immer wieder spielenswert ist, zumal wir uns jedes Mal anders entscheiden können. Diese Qualitäten durch die Vertonung eines jeden Charakters (außer den Hauptcharakter), tiefe Quests, Moral, großartige Grafik, sehr gute Performance und gigantischen Spielspaß hebt es sich von so vielen Spielen von heute ab. Es gibt keinen Grind (also das ständige Wiederholen von Dingen) wie in so vielen anderen Spielen. Tu, was du möchtest, und erlebe eine Kombination eines sehr guten Buches, welches auf die Spielleinwand gebracht wurde. Meiner Ansicht nach ist der Titel längst kein Spiel für „Jungspunde“, sondern spricht als Zielgruppe so ziemlich jeden über 18 an. 

Das Spiel wird mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit das Spiel des Jahres werden. Das aus gutem Grund. Wenn man je Interesse gehorcht hat, ob das Spielen für einen etwas ist, ist Baldur’s Gate 3 meiner Ansicht nach das perfekte Spiel, es mal auszuprobieren. 

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