Hi! Erstmals tut es mir Leid zu hören, dass bei dir anscheinend sehr viele Freundschaften zusammenbrechen. Das kann einen schon stark mental charakterlich beeinträchtigen, da man dann anfängt auch ein Misstrauen gegenüber sich selbst oder anderen aufbaut, der meistens nicht wirklich langfristig gesehen charakterfördernd ist. Es gibt vieles was ich hier raus lese, was mich perplext. Ich werde eventuell jetzt harte Kritik geben, dennoch möchte ich dich in keiner Weise verletzen oder angreifen. Ich weiß diese Kritik kann sogenannte kognitive Dissonanzen ("Angst"zustände, wenn man bei einem Glauben mit etwas gegenteiligem konfrontiert wird) auslösen, aber das einzige was ich will, ist, dass du etwas offen über meine Nachricht reflektierst.
ich bin so ein Mensch der selbstbewusst ist, ehrliche Ratschläge/Meinungen gibt und einfach so zeigt wie ich bin ohne das ich was fake
Und:
Weil ich kann kaum Gefühle für jemanden zeigen erst wenn ich jemanden sehr lange kenne und ich kann auch über meine Gefühle garnicht reden.
Diese beiden Punkte passen für mich einfach nicht zusammen. Einerseits meinst du, dass du dich so zeigst wie du bist, dennoch erwähnst du am Ende, dass du deine Gefühle vorerst anderen versteckst. Somit zeigst du den Personen, denen du dein Bild versteckst, eine andere Person, als die du tatsächlich bist. Also was meinst du exakt mit: "Einfach so zeigt wie ich bin ohne das ich was fake"?
Klar könnte man jetzt argumentieren, dass es eben "du" bist. Du bist also die Person, die erst bei einer tieferen Verbindung mit einer Person seine Gefühle offenbart. Aber das ist für mich keine Authentizität. Denn so kann ein depressiver Mensch meinen, dass er ein nutzloser, wertloser und ein enttäuschender Versager ist. Für ihn mag es die subjektive Wahrheit sein, (vielleicht; ich bezweifle es immense stark!!) aber dennoch steckt viel mehr und etwas extrem tieferes drinnen bei "Authentizität" oder "bleib wie du bist". Deswegen spüre ich starke Abneigung gegenüber dem Sprichwort: Sei einfach wie du bist. Denn für mich ist das absolut schwer zu verstehen und sogar irreführend.
Wie dem auch sei, schweife ich ab. Machen wir weiter!
Ich war mit einer Freundin sehr gut befreundet. Ich hatte mal einen freund gehabt
Ich verstehe das auch nicht so recht. Für mich heißt "gut befreundet" über eine längere Zeitspanne hinaus eine vertrauliche Beziehung, die sich auf etwas fundamentales über einer anderen Person mit beidseitigem, offenem und wahrem Verständnis bewährt. Also zu hören, dass so etwas so schnell zusammenbricht.. Entweder es war keine gute Freundschaft oder es kamen wirklich immense große Missverständnisse zusammen kombiniert mit.. Stress? Das wäre mal ein Beispiel.
Obwohl ich manchmal nur meine ehrliche meinung gesagt hat zum Beispiel das er nicht süß zu mir war heut (1)
und der war direkt sauer... und mir gesagt das ich sie scheiße behandel und ich noch "toxisch" wäre (2)
Die Nummerierung dient der Einfachheit zur Übersicht.
Das ist das größte Fass. Es gibt mehrere psychologische Ansätze, die ich hier ansprechen kann, eins aber mal, dass du nie Menschen siehst, sondern nur passive Spiegel. Was meine ich damit? Du siehst nie die wahre Person, sondern nur eine Person, die du projizieren kannst. Also in einer reduzierten Sicht siehst du nie die Person, sondern nur dich selbst (oder wie du selbst sein solltest - diese "Forderungen" kommen jedoch aber auch aus deinen Präsuppositionen!).
Als Beispiel nenne ich mal jemanden, der in eine Zitrone beißt. Hast du noch nie eine Zitrone gegessen, dann wirst du nicht verstehen warum er auf einmal sein Gesicht zusammenzuckt. Hast du aber mal eine Zitrone gegessen, so verstehst du sein Gesichtsausdruck und wichtiger (aber nicht unbedingt eine Schlussfolgerung): seine Emotionen.
Die verbindest du aber mit sehr vielen Faktoren, sei es Mimik, Gestik, verbale Kommunikation etc. Das wichtigste ist aber, wenn du Zitronen hasst und eine unbekannte Person in eine Zitrone beißen siehst, die ihr Gesicht stark verzerrt, so denkst du, dass diese Person Zitronen hasst. Aber dafür hast du keine Beweise, dein einziger Beweis sind deine Erfahrungen. Deswegen finde ich die Quelle "Erfahrung" höchst gefährlich, da wir selektiv wahrnehmen.
(2) Was ich damit erklären will ist das Verhalten deiner Freund:innen. Sie bezeichnen dich in dem Sinne so, wie du bist. Selbstverständlich ist das mit höchster Vorsicht zu nennen, dennoch wenn es wirklich eine gute Freundschaft war, dann glaube ich fällt diese eventuelle "Falle" größtenteils raus.
Was das aber auch ausdrückt ist die limitierte Sichtweise, die wir besitzen. Wenn du außerordentlich direkt bist (1), dann sehe ich machst du das stark bewertend und ohne Verständnis. Es löst die gleichen Emotionen aus, wie wenn du als "toxisch" (2) von anderen bezeichnet wirst. Ich glaube du und deine Freund:innen wollen in dieser Situation nicht bewertet werden, denn damit greifst du ihren Charakter an. Erstrecht wenn du schreibst (1) er war nicht zu dir heute süß. Ja was heißt das denn bitte? Alles was er getan hat, war nicht süß? Ich glaube da fühlt man sich als ganzen Charakter und als eine Person außerordentlich stark angegriffen. In dieser Situation wäre es eventuell angebracht erstmal eine Konversation ohne subjektive Implikationen zu starten. Sowas wie: "Hey, wo du gestern meiner Freundin darüber erzählt hast, wie ich mal aus versehen meinen Hund ins Gesicht gekickt habe, hat es mich verletzt, da ich mich dafür geschämt habe. Wusstest du, dass es mir wehtut?"
Und so zeigst du nicht nur eine Offenheit für eine Konversation, sondern auch die Bereitschaft seine Seite zu verstehen und zu lernen! Denn jetzt könnt ihr beide auf derselben Seite eine Diskussion aufbauen und ihr beide werdet euch wahrgenommen fühlen! Und ich glaube das würde die Beziehung längerfristig immense stärken, weil es auch eben deine Vulnerabilität zeigt, aber auch zugleich eine Bereitschaft zu verändern und Kritik anzunehmen. Verstehe mich nicht falsch, ich finde es ist absolut essenziell Kritik von näheren Personen zu bekommen und sich es zu Herzen zu nehmen, wie sonst kann man als Person lernen und wachsen?
Was du gemacht hast (1) fördert nicht nur dasselbe Verhalten bei anderen (2) (quasi: Wenn er das macht, darf ich das auch), sondern auch eben dieses.. Missverständnis. Wenn du sowas sagst (1), wie soll derjenige darauf reagieren? Eine Entschuldigung und Offenheit darauf zu erwarten wäre ein doppeltes Standard, weil du in meiner Sicht nicht dasselbe tust.
Außerdem denke ich, dass sowas nicht die Wahrheit ist (1). Das ist wie zu sagen, dass eine Person hässlich ist. Das ist nicht die Wahrheit, das ist eine gekrümmte falsche Wahrheit, die nur zum runterreden dient. Denn was soll daran bitte wahr sein? Ich werde es mit meinem besten Willen nicht verstehen. Vielleicht wenn du nur auf der höchsten Oberfläche einer ihrer Augen bewertest, kannst du sagen, dass es hässlich ist. Aber selbst dann, warum genau hässlich? Wie soll man daraus jemals etwas lernen können? In meinen Augen wäre es doch angebrachter zu sagen, was einem nicht gefällt, sei es die Farbe, das Muster, die Augengröße, wie "geöffnet" es ist etc. etc. Und ich glaube so eine ähnliche Art vom Runterreden erreichst du, wenn du einfach darauf losgehst und diese "Kritik" gibst. Natürlich bist du damit direkt und sagst das, was in deinem Kopf ist, aber die Wahrheit glaube ich ist es nicht. Jedenfalls nicht die ganze Wahrheit.
Wenn du also die Verhaltensweisen von anderen (2) minimieren möchtest, so würde ich erstmal an (Fehler) (1) arbeiten. Und dafür ist es besser, wenn du mal nicht der bist, der zurzeit existiert, sondern der, der in der Zukunft in einer verbesserten Form existiert. Aus diesem Grund mag ich auch das Sprichwort: "Bleib wie du bist" absolut nicht. Als Beispiel: Du bist suizidal, willst sterben, du fühlst dich nicht genug, du nimmst regelmäßig Drogen, isst kaum, dein Schlafrhythmus ist kreuz & quer dann kommt jemand und sagt "bleib wie du bist"? Es hört sich einfach zynisch an. Deswegen sage ich, sei eine Form von dir selbst, die viel besser ist, als dein derzeitiges ich. Dafür gebraucht es einen Vergleich, unzwar einen Vergleich mit deinem gestrigen-Ich um zu schauen, wie du dich verbessern kannst, was du verbessern kannst und, ob du dich verbessert hast!
Ich weiß es wird sehr viel Arbeit und sehr viel Energie gebrauchen, da du jetzt versuchen musst jemand zu sein, der du nicht bist. Es wird sich so anfühlen, als würdest du gegen deinen eigenen Bedürfnissen gehen. Ich weiß nicht, ob du mal die Erfahrung gemacht hast, aber bei mir ist es zumindest so, dass wenn ich mal vor Wut jemanden bewertet hab, so habe ich mich nach meiner irrationalen Phase mich echt schlecht gefühlt, da ich das Verhalten der anderen Person ganz anders eingeschätzt habe und es in der Realität anders war.
Als Beispiel war ich heute ziemlich aufgebracht, weil ich lernen wollte und die ganze Zeit Autos draußen hupten. Ich konnte mich kaum konzentrieren und habe mich gefragt, was die denn da draußen so hupen müssen? Ich bin rausgegangen und wollte sie wütend anstarren, habe aber dann bemerkt, dass mein Nachbar eine kleine Hochzeit hat und sofort habe ich mich schlecht gefühlt, weil ich diese Situation ganz anders eingeschätzt habe.
Und so wird es vielleicht bei dir sein. Aber ich glaube der kurzfristige Emotionsschub, bei dir das direkt sein, zu unterdrücken, wird dir längerfristig viel mehr bringen.
Damit viel Glück noch! Und alles Beste wirklich aus meiner Seite! Falls du darüber mehr reden möchtest, sende mir dazu einfach eine Freundschaftsanfrage! Wie dem auch sei, einen schönen Tag noch!