Man braucht die inneren Bilder nicht. Das Sehen ist nur ein Wahrnehmungskanal. Viel beim Meditieren geht über das Spüren und eine andere Art von Verstehen. Die Bilder lenken oft nur ab. Insofern kann es nützlich sein, nichts zu sehen.
Andersherum: Wenn du meditieren willst, um innere Bilder zu bekommen, probier es aus. An sich hat das Sehen, das beim Meditieren stattfindet, nichts mit dem physischen Sehen zu tun. Es könnte aber trotzdem sein, dass zumindest am Anfang die Interpretationsfähigkeit des Sehzentrums und seine Vernetzung mit den anderen Sinneszentren gebraucht wird. Bei sehr fortgeschrittener Meditation ist das Hirn näher an der Aktivität eines Hirntoten (wurde in Studien schon gemessen) aber es wird trotzdem viel wahrgenommen. Ich würde also nicht ausschließen, dass du ab einer gewissen Tiefe der Meditation sehen könntest. So richtig weiß ich nicht, was im Gehirn bei Aphantasie nicht funktioniert, aber irgendeine Verschaltung scheint da zu fehlen. Ob du beim Meditieren in den Anfangsstufen bildhafte Eindrücke wahrnehmen würdest, kann vermutlich keiner beantworten und du mußt es ausprobieren. Eine Kollegin von mir hat Aphantasie und sie hat es mal mit Zen-Meditation probiert, die allerdings auch nicht dafür bekannt ist, sich auf innere Bilder zu konzentrieren, und das fand sie recht langweilig, weil eben nichts passierte. Also vielleicht müßtest du Lichtmeditationen machen, um das innere Sehen zu üben. Die einfachste Anfangsmethode dafür ist, die Augen zu schließen, die Schwärze zu sehen und dann zu warten, dass sich kleine Lichtpünktchen oder Wölkchen in dem Schwarzen zeigen (sie tauchen von alleine auf, ohne dass du was machst). Den meisten Leuten gelingt das recht schnell. Berichte doch mal, ob das bei dir funktioniert. Vielleicht mußt du es wiederholt probieren, bis du etwas zu sehen beginnst. Aber ich wäre neugierig, ob es bei dir überhaupt ansatzweise funktioniert.
Und wie gesagt, wenn es dir vorrangig ums Meditieren geht, das geht auch ohne innere Bilder.