Zu welcher Epoche gehört dieses Gedicht von Ricarda Huch?
das gedicht heißt "nicht alle Schmerzen sind heilbar"
Nicht alle Schmerzen sind heilbar, denn manche schleichen
Sich tiefer und tiefer ins Herz hinein,
Und während Tage und Jahre verstreichen,
Werden sie Stein.
Du sprichst und lachst, wie wenn nichts wäre,
Sie scheinen zerronnen wie Schaum.
Doch du spürst ihre lastende Schwere
Bis in den Traum.
Der Frühling kommt wieder mit Wärme und Helle,
Die Welt wird ein Blütenmeer.
Aber in meinem Herzen ist eine Stelle,
Da blüht nichts mehr.
Es wurde 1941 verfasst und ich kann irgendwie leider keine charakteristische Merkmale entdecken. Ich nehme an es gehört mehreren Literaturströmungen an, aber woran mache ich das bitte fest?
Danke für eure Hilfe im Voraus
1 Antwort
Ja, Ricarda Huch gilt als Vertreterin der Neuromantik, doch das war in etwa identisch mit der Zeit des Jugendstils etwa um die Wende vom 19. zum 20. Jh. (sie war 1864 geboren).
Da „Epoche“ indes nicht eine Stilrichtung, sondern einen Zeitabschnitt kennzeichnet, wäre selbst eine Charakterisierung Huchs als Nach-Neuromantikerin für deine Frage irrelevant.
Als sie dieses Gedicht schrieb, hatte Ricarda Huch bereits über ein Dreivierteljahrhundert gelebt und in den Jahren vor der Entstehung dieses schmerzerfüllten Gedichtes reichlich Übles erlebt, was die Poetin als NS-Gegnerin in die innere Emigration getrieben hatte.
Die klassische Gedichtform der Elegie (in Distichen) existiert bei uns nicht mehr, da die hauptsächliche Bedeutung von "Elegie" jedoch jetzt "Gedicht im Ton wehmütiger Klage" ist, könntest du, wenn's ein paarmal länger wär, das Gedicht der Ricarda Huch wohl zur Elegie erklären. Die elegischen Töne sind ja da, doch in der Länge ist es im Vergleich etwa zu den Elegien von Schiller, Hölderlin, Rilke nur ein Mini.
S. meinen Kommentar unten. Es ist recht naiv zu meinen, Autoren hätten sich genau nach den Einteilungen der Literaturgeschichte zu richten.
Das Gedicht hat durchaus elegische Züge, was mit der Neuromantik mehr als vereinbar ist.
In mancher Hinsicht ist Huch die geblieben, die sie immer war, und das kann die Literaturgeschichte nicht berücksichtigen.
Danke! Weißt du vielleicht auch, was das für eine Gedichtform ist? Ist das eine Elegie?