Würde es etwas bringen, Freelancer zu fördern, statt starre Angestelltenverhältnisse? Warum tut sich Deutschland so schwer, Soloselbstständigkeit zu fördern?

3 Antworten

Sie werden doch "gefördert". Heute erst lief im Öff.Rechtl. eine Sendung über einen Dresdner Kurierdienst, bei dem sich die Leute, die das Teil gleichzeitig führen, aber auch die Fahrer und Bürokraft in einem sind, ihre Arbeitszeiten selbst aussuchen können. Als Selbständige - für Mindestlohn. Mehr können sie sich noch nicht (gibt es seit >8 Jahren) zahlen.

Diese tolle Werbung gab es sicher umsonst.

Sarkasmus aus...

HansWurst45  27.04.2024, 21:50

Sehr oft bedeutet Kleinselbstständigkeit, sich selbst auszubeuten.

Selbst und Ständig.

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Freelancer sein bedeutet, eine super prekäre Beschäftigung zu haben. du hast nicht den Hauch einer Absicherung für dein Zukunft. Wenn es viele Freelancer in deiner Sparte gibt, wirst du gnadenlos im Preis gedrückt und kannst kein Reserven für Krankheit, oder auch nur für einen Zeitraum ohne Anschlußauftrag einkalkulieren. Du wirst gezwungen sein ein Pauschalangebot auf Basis der knappsten Kalkulation die du machen kannst abzugeben. Jegliches Projektrisiko liegt bei dir. Zeigt sich, dass du länger brauchst, machst du eben mehr Stunden ohne das du dafür mehr Held bekämest. Acht stunden am Tag kannst du dann knicken, und am Eden weist du nicht, wie du deine Kühlschrank voll kriegen sollst.

Abgesehen davon untergräbt der Freelancer die sozialen Errungenschaften die die Arbeiter zusammen mit den Gewerkschaften in den letzten hundert Jahren erkämpft haben, denn ein potentieller Arbeitgeber wird, wenn es viel miteinander konkurrierend Freelancer gibt, die sich gegenseitig unterbieten und die Preise kaputt machen müssen um wenigstens die Familie füttern zu können, immer den Auftrag nach außen vergeben, da er dann das unternehmerische Risiko mit outsourced. Außerdem spart er sich sämtliche Sozialleistungen.

Und die Sozialkassen der Künstler werden massiv von der Allgemeinheit aus Steuergeldern bezuschusst. Solange sich das auf Künstler beschränkt ist das auch gut und richtig, denn Kunst ist meist eine brotlose Kunst oder zumindest ist Schmalhans oft Küchenmeister. Wenn die Gesellschaft also Kunst haben will, dann muss die Gesellschaft den Künstlern auch unter die Arme greifen.

Das ist aber nicht mehr richtig und gut, wenn das ausgenutzt wird, damit Unternehmen ihre Gewinne maximieren, indem sie Sozialleistungen ganz bewusst unterlaufen und Freelancer ggf. sogar unter dem aus die Arbeitsstunden umgerechneten Mindestlohn beauftragen und eben keine Sozialleistungen dafür abführen, weil der Freelancer ja über die Allgemeinheit abgesichert ist. Das wäre dann hochgradig asozial! Aktuell ist das Ganz für die Gemeinschaft der Arbeitenden Bevölkerung noch tragbar, weil es in den meisten Fällen nicht so viele konkurrierende Freelancer gibt, das sich diese auf die geschilderte Art und Weise gnadenlos unterbieten müssen. Noch bleibt bei den Meisten am Ende genug 'kleben' damit sie sich ausreichend absichern können. Das ändert sich aber schlagartig, wenn es zu viele werden

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Das Arbeitsmodell Freelancer massiv zu fördern ist gesellschaftspolitisch ein Fehler. Dann haben wir bald amerikanische Verhältnisse, wo ein Großteil der Bevölkerung keine Krankenversicherung hat und ein hoffentlich nicht so großer Teil der Bevölkerung alles tun muss, um irgendwie die vor Hunger weinenden Kinder satt zu bekommen, auch wenn das bedeutet auf illegalem Weg Geld oder Lebensmittel zu beschaffen.

Ich finde es schon mal sehr sehr gut, dass du den Schutz vor Scheinselbständigkeit auf der Agenda hast. Aber ja, ich gebe dir vollkommen recht.

Einen Punkt möchte ich noch ins Feld führen. Es gibt nicht wenige Menschen, die fürs selbständige Arbeiten nicht wirklich geschaffen sind. Ich will hier nicht von einer Mehrheit sprechen. aber eben diese Gruppe ist schon zu groß um sie zu ignorieren.

Ich denke, der einfachste Weg wäre es, weiter zu vereinfachen. Vor allem die steuerlichen angelegenheiten etc. Dann würden sich auch mehr menschen trauen, selbständig zu arbeiten.