Wofür werden heutzutage Notärzte und Rettungssanitäter gebraucht, wenn es Notfallsanitäter gibt?

7 Antworten

Von Experte iwaniwanowitsch bestätigt

Ein Notfallsanitäter kann, weiß und darf nicht alles was ein Notarzt kann, weiß und darf. Entsprechend man Notärzte für die Sachen, die ein Notfallsanitäter nicht kann, weiß oder darf

Man brauch aber nicht für alle Aufgaben im Rettungsdienst das Wissen und können von einem Notfallsanitäter, entsprechend gibt es Rettungssanitäter. Des weiteren muss man auch wirtschaftlich denken, die Ausbildung eines Rettungssanitäter ist deutlich günstiger

GrafTypo  02.12.2021, 13:57

… günstiger und relativ kurz (ca. 3 Monate). Deshalb hat man früher ja gerne Zivildienstleistende dafür genommen. Ich bin damals auch 16 Monate in Weißkleidung durch die Gegend gefahren.

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RS: weil Rettungsdienst immer und ausschließlich Teamarbeit ist,

NA: weil auch die Kompetenz des NFS ihre Grenzen hat.

Was hat das jetzt mit dem NFS zu tun? RS und NA gab es auch vor dessen Einführung.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
Von Experte SaniOnTheRoad bestätigt

Ich muss mich leider aus Zeitgründen mit meiner Antwort kurzfassen:

Rettungssanitäter werden im qualifizierten Krankentransport als verantwortliche Transportführer benötigt. Hier bedarf es nicht der Kompetenz eines Notfallsanitäters, wenn keine Rettungssanitäter mehr neu ausgebildet werden würden, dann müssten langfristig auch Krankentransportwagen (KTW) mit zwei Notfallsanitätern besetzt sein und dies wäre absolut überflüssig. Desweiteren kommen Rettungssanitäter im Bereich der Notfallrettung als zweite Personen und zugleich als Fahrer auf Rettungswagen (RTW) zum Einsatz. Auch hier bedarf es nicht zwingendermaßen zwei Notfallsanitätern als Besatzungsmitgliedern sondern die Besatzung besteht üblicherweise aus einem NotSan als verantwortlichem Transportführer und eben aus einem RettSan als zweiter Person (Assistenzleistungen) und zugleich Fahrer des RTW.

Notärzten bedarf es, weil gewisse heilkundliche/ invasive medizinische Maßnahmen einfach einer gewissen Routine bedürfen, die im Rettungsdienst nicht erreicht werden kann sondern ausschließlich von klinisch tätigen Ärzten. Es genügt einfach nicht, eine Maßnahme im Rahmen der Berufsausbildung zwar erlernt zu haben, sie aber danach nur ein oder zwei Mal pro Jahr anzuwenden, dann hat man logischerweise nach ein paar Jahren nicht mehr die erforderliche Routine in der jeweiligen Maßnahme. Desweiteren ist das eigenverantwortlich heilkundliche Handeln von Notfallsanitäter*innen immer noch an gewisse rechtliche Voraussetzungen angebunden (§2a NotSanG), die nicht bei jedem Notfalleinsatz auch erfüllt sind. Auch bestehen für gewisse Maßnahmen immer noch Arztvorbehalte, zum Beispiel für die Applikation von Betäubungsmitteln gemäß §13 Betäubungsmittelgesetz (BtMG).

Ergänzung: allerdings muss man auch sagen, dass auch nicht alle Notärzte die Routine aufweisen, die es für bestimmte Maßnahmen erfordert. So sind beispielsweise was die endotracheale Intubation anbelangt gemäß der S1- Leitlinie zum prähospitalen Atemwegsmanagement zum Erlernen der Technik 100 Intubationen und zum Kompetenzerhalt mindestens zehn endotracheale Intubationen jährlich vorgesehen. Diese Anzahl wird jedoch eigentlich nur von den Anästhesisten erreicht, von Ärzten, welche im Krankenhaus eine andere Fachrichtung haben, eigentlich nicht. Auch kommen in ländlichen Bereichen niedergelassene Praxisärzte mit der Zusatzbezeichnung "Notfallmedizin" im Notarztdienst zum Einsatz und diese können Maßnahmen wie die endotracheale Intubation oder auch intraosärer Zugang ebenfalls ausschließlich im Rettungsdienst zur Anwendung bringen, sie haben demnach in diesen speziellen, rettungsdienstlich nur selten angewendeten Maßnahmen nicht mehr Routine als Notfallsanitäter*innen. Außerdem, enthalten die Rettungsdienstgesetze (RDG) der Länder bislang keine einheitliche Fortbildungspflicht für Notärzte, wohl aber mindestens 30 Stunden im Jahr für das nichtärztliche Rettungsfachpersonal. Notfallsanitäter*innen haben demnach die Möglichkeit, diese selten angewendeten Maßnahmen im Rahmen der jährlichen Pflichtfortbildung wenigstens am Phantom zu trainieren, während Notärzte das nicht unbedingt müssen. Der Notarzt ist aber Arzt und genießt demnach die ärztliche Therapiefreiheit.

Mfg

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Rettungsdienst🚑, sehr großes Interesse an Notfallmedizin.
Von Experte Rollerfreake bestätigt
Wofür werden heutzutage Notärzte und Rettungssanitäter gebraucht, wenn es Notfallsanitäter gibt?

Wozu werden Ingenieure und Mechatroniker gebraucht, wenn es staatlich geprüfte Techniker gibt?

Die Antwort ist in beiden Fällen die gleiche: unterschiedliche Aufgaben- und Kompetenzbereiche und Grenzen der Kompetenz erfordern unterschiedliche Qualifikationen.

Zum Fahren, Assistieren beim Notfalleinsatz und "Oma Erna mit zwei Litern Sauerstoff zur Dialyse fahren" benötigt es keine höhere Ausbildung als den Rettungssanitäter. Notärzte und Notfallsanitäter grundsätzlich hierfür einzusetzen wäre schlicht unwirtschaftlich und unangemessen.

Genauso hat die Kompetenz des Notfallsanitäters ihre Grenzen - manche Maßnahmen sind derart risikobehaftet, dass eben nur ein klinisch tätiger Arzt hierfür die Routine und das notwendige Know-How hat. Und dieser kommt dann als Notarzt zur Einsatzstelle.

Fazit

Die Qualifikationen unterscheiden sich entsprechend des Einsatzgebietes und sind darauf zugeschnitten. Eine pauschale Überqualifizierung bringt regelhaft keine Vorteile.

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Notfallsanitäter, Blogger, Medizinstudent

Naja irgendjemand muss den RTW doch fahren und im Einsatz zumindest unterstützen können. Dazu braucht er nicht die gleiche Notfallkompetenz wie der NotSan mit seinen 3 Jahren Ausbildung.

Und der Notarzt hat mit seinen 12 Semestern Humanmedizin plus der gut 2-jährigen Fachausbildung zum Notarzt sicher bedeutend mehr Notfallkompetenz als der NotSan.