Wörttlicher unterschied zwischen Astrologie und Astronomie?

6 Antworten

Das griechische λόγος lógos heißt soviel wie ‘Wort’ (abgeleitet von λέγειν légein ‘sa­gen’), hatte aber bereits in der Antike viele abgeleitete Bedeutungen wie ‘Argument’ ‘Rede’, ‘Er­zählung’, ‘Berechnung’, ‘Verstand’, … . Deshalb bildet man den Namen vieler Wissen­schaf­ten auf -logie.

Das griechische νόμος nómos ist von νέμειν némein ‘verteilen’ abgeleitet und bedeu­tet soviel wie ‘Brauch’, ‘Gesetz’, ‘Regel’. Du kennst es aus Fremdwörtern wie Gastro­nomie (γαστήρ gastḗr ‘Magen’), Taphonomie (τάφος táphos ‘Grab’) und Ökonomie (οἶκος oĩkos ‘Haushalt’).

Griechisch ἀστήρ astḗr ‘Stern’ hast Du richtig erkannt

Woher ich das weiß:Hobby – Angelesenes Wissen über Sprach­geschich­te und Grammatik
LearnNerd 
Fragesteller
 06.02.2022, 08:53

Vielen Dank :)

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Die Astronomie ist die Wissenschaft, die sich mit der Erforschung und Berechnung von Sternen und Himmelserscheinungen befasst, mit dem messbaren Wo, Wann und Wieviel. Die Astrologie hingegen widmet sich der Bedeutung dieser Himmelserscheinungen und leitet aus den Konstellationen der beweglichen Elemente am Himmel eine erlebbare "Qualität" von Räumen und Zeiten ab. In früheren Zeiten eines "magischen" Bewusstseins hatten alle äußeren Erscheinungen eine unmittelbar erfahrbare Bedeutung, so auch die Himmelserscheinungen und der Gang der Sterne. In diesen früheren Zeiten gab es noch keine Trennung zwischen der Erforschung der Himmelserscheinungen (der Astronomie) und deren Deutung (der Astrologie). Die Astronomie stellt sich heute über die Astrologie und die beiden Endungen geben auch den Aufschluss darüber, warum das so ist. Denn das griechische "logos" beschreibt vornehmlich die Lehre oder den Verstand von einer Sache, während es beim griechischen "nomos", aber vornehmlich um die gesetzmäßige und vor allem auch messbare Ordnung geht. Eigentlich trennt man hier aber das, was eigentlich doch dem Ursprung nach zusammengehört.

...logie bedeutet in der Regel "Lehre von..." und ist eher eine theoretische Angelegenheit, die wissenschaftlich sein kann, aber nicht muss.

..nomie bedeutet in der Regel "Wissenchaft von.." und ist in der Regel eher empirisch orientiert, misst und beobachtet und zieht daraus ihre Schlüsse.

Hallo LearnNerd...,

du fragst nach der wörtlichen Bedeutung / Unterscheidung beider Wörter, Astrologie und Astronomie, um mehr von ihren sachlichen Inhalten zu erahnen? Guter Gedanke, nur kann er in die Irre führen, wenn man das geschichtliche Umfeld dabei nicht berücksichtigt (zB Definition "Stern"). Ich hoffe nun deiner Fragestellung gerecht zu werden.

Astrologie war die Jahrtausende ältere Kunde der hellen kleinen Punkte am nächtlichen Himmelszelt (Unterscheidung von Sternen und Planeten / Wandelsternen erfolgte erst sehr viel später). Vor über 4500 Jahren entwickelte sich die Astrologie aus den "Astrallehren der Sumerer". Aber schon aus 32000 v.Chr. hatte man von Cromagnon-Menschen geritzte Kerben auf einer Knochenplatte gefunden, die Mond­phasen dar­stellen. Später datieren solche Höhlen­male­reien in Frank­reich und Spanien. Da man wohl nicht von früh­wissen­schaft­lich-astro­nomi­schem Inte­resse aus der Steinzeit aus­gehen kann, halte ich die Suche nach der Be'deutung jener Götter­zeichen für wahr­schein­licher = Astro­'logie. Man untersuchte dabei nicht die unbeweglichen hellen Punkte der Fixsterne, sondern eben die sich verändernden "Wandel"Sterne, die Sonne / Mond / Planeten, die Gestirne des Sonnensystemes. Astrologie hatte sich nie mit "den Sternen" befasst.

Die einzelnen Spuren der weiteren Entwicklung dieses "Wissen um die Bedeutung der Gestirnsstände" [gr. logos =Sinn, Vernunft, göttlicher Geist, Wissenschaft] sind ja geschichtlich bekannt. Solche astralen Erkenntnisse wurden auch gerne von der Landwirtschaft und den Seefahrern genutzt.

Über diese "Assyrischen Wissenschaften" (noch Keilschrift auf Tontafeln...!) und die dann schon sehr viel komplizierteren Voraussagen der "Chaldäer", gelangten solche Kenntnisse nach Griechenland. Dazu kamen weitere Kenntnisse aus den Weis­heiten der Inder, Perser, Syrer, Arme­nier und Klein­asier, der arabischen/ägyptischen Astrologie und verdichteten sich im "sto­ischen Welt­bild" der Griechen in der "Helle­nis­tischen Astro­logie" (Aristoteles), dem Vorgänger unserer modernen Astrologie.

Jahrhunderte päter schuf Ptole­mäus die wissenschaftliche Begründung mit seinem epochalen Lehr­buch der Astro­logie, dem "tetra­biblos":

Es ist für unser Verständnis wichtig zu wissen, dass die Astro­nomie in der Antike nicht unter­schieden wurde - Astro­logie war die gemein­same Wissen­schaft (später auch Uni­versi­tätsfach) mit dem Ziel, der Götter Wesen­heit und den Sinn/die Bedeutung für alles mit Hilfe der Plane­ten­stände zu er­fassen. Ganz sicher keine unseriösen "Fantasiegebilde". Bis zum 4. Jahrhd. waren die Begriffe Astro­logie und Astro­nomie noch absolut synonym. Kurz noch zu den verbreiteten Laienvorstellungen, dass die Astro'logie sich mit astra = vor allem mit "Sternen" befasse. Früher, als man das Wort 'astro' benutzte, kannte man zwar schon die Planeten des Sonnensystemes, um die es hier geht, nannte sie jedoch 'Wandel'Sterne, da sie sich im Gegensatz der anderen Sterne zum Teil recht schnell bewegten (und damit erst deutbar wurden).

'Wie Astrologie funktioniert'...

Mit der Astrologie wollte man also schon in der auslaufende Steinzeit (Keilschriften) etwas mehr von der Bedeutung (der Götter Wille?) der Lichter am Himmel erfahren und beobachtete also die Zusammenhänge zwischen den Lichterstellungen und dem Geschehen auf der Welt. Alles ganz empirisch (erfahrungsgebunden) und nichts da mit Magie oder "Esoterik". Durch diese extrem lange Zeit der Beobachtung und ständigen Überprüfung der Erkenntnisse kann man heute erstaunlich exakt aus den Gestirnsständen ersehen, was im Leben der Person geschieht. 

Im Laufe der Jahrtausende spezialisierten sich einige dieser Astrologen darauf, die (ja immer gleichen) Wege der Gestirne noch genauer zu erfassen, Gesetzmäßigkeiten zu erkennen und mehr von Ihrer Physik auch der stillstehenden Sterne zu verstehen, während die anderen Astrologen sich nach wie vor mit der Deutung der Gestirnsstellungen im Sonnensystem befassten.

Erst vor gut 500 Jahren trennten sich jene physischen Gestirnsbeobachter mehr von ihrer Mutter, der Astro'logie, und begriffen sich (mit Kopernikus) neu als die Wissenschaft der Astron'omie. Die beiden Begriffe waren in der ganzen Geschichte jedoch synonym, noch 1817 gab es in der Uni Würzburg die Fakultät der *Astrologie".

Astro'logie = (gr.: lògos) Kunde, Lehre, Wissenschaft, Wissen um den Geist dahinter, die tiefere Bedeutung

Astro'nomie = (gr.: nomos) Wissen um die Ordnung, Namen und Physik der Gestirne. 

Die Astrologen sorgten in Jahrtausenden für das wissenschaftliche Grundgerüst vernünftiger Gestirnskenntnisse. Es waren die Weisen, die den Potentaten damit wichtige Erkenntnisse gaben. Das simple Fest­stellen von Daten, nur der Daten wegen, spaltete sich erst sehr viel später in der Astro­nomie ab. Sie ermit­telte ledig­lich die physi­kali­schen Eigen­arten der Himmels­körper und ihre Wege.

Solche Hintergrundkenntnisse helfen, etwas mehr Abstand zu vorschnellen Bewertungen zu finden, nicht? :- )

Rein aus den Wortendungen "-logie" und "-nomie" allein lässt sich nichts Brauchbares über den inhaltlichen Unterschied zwischen den beiden Begriffen ableiten.

Andere (z.B. "Naiver") haben sich erhebliche Mühe gegeben, dir ausführlichere Antworten zu schreiben. Doch das, was du eigentlich wolltest (eine rein sprachliche Begründung), geht eben einfach nicht.