Meinung des Tages: Steht Deutschlands Wirtschaft vor dem "Abgrund" und wie kann sie sich erholen?

20 Antworten

Am Abgrund steht die deutsche Wirtschaft nicht. Dass es einmal Phasen gibt die eine Wirtschaft schwächen lassen ist normal Es kann kein stetiges AUF geben.

Wi haben eben ein Problem mit den Energiekosten. Darauf näher einzugehen erübrigt sich, weil dies jeden Tag neu diskutiert wird.

Die hohen Strom und Gaspreise sind für die Industrie Gift. Wenn diese nicht gesenkt werden, so leidet die Wettbewerbsfähigkeit darunter.

Unternehmen die zuvor im Monat 500 000 Euro an Energiekosten hatten, sehen sich derzeit mit 1,5 Millionen Euro pro Monat konfrontiert.

Da führt dazu, dass Teile der Produktion stillgelegt werden müssen.

Es ist angedacht, dass für die Industrie niedrigere Energiepreise vereinbart werden, was dann die Produktion wieder ankurbeln wird.

Das trägt wiederum dazu bei, dass sich der Staat mit diesen Subventionen weiter verschuldet.

Hinzu kommen die sehr hohen Lohnabschlüsse, bei einem geringem Wachstum .

Die Lohnkosten sind Bestandteil jeder Kalkulation. Das erschwert aufgrund höherer Preise auch die Wettbewerbsfähigkeit.

Unternehmen wollen überleben. Wenn die Kosten bei uns zu hoch werden, muss man damit rechnen, dass Firmen ihre Produktion in Länder verlagern, wo günstiger produziert werden kann. Das hätte dann zur Folge, dass die Arbeitslosenzahlen bei uns steigen werden.

Ein weiterer negativer Punkt ist die Abhängigkeit von China. Es entstanden auf breiter Basis Lieferengpässe bei Produkten die wir aus China beziehen.

Deutschland hat auf einigen Ebenen total verschlafen, was aufgeholt werden muss.

fabiki  23.09.2023, 10:47

total verschlafen ist nicht der richtige Ausdruck ! Die Union mit ihrer Angie und Ex Finanzminister haben das Land vor'de Wand gefahren. Altmeier , Scheuer, etc lachen sich ins Fäustchen weil'se raus sind ! Ich warte noch auf den Tag wo die CDU CSU ihre Seele verkauft um behaupt noch wahrgenommen zu werden !
Sie macht sich doch Heute schon zur Lachtablette der Nation !!!

0

Nein - Deutschland hat aber ein strukturelles Problem ...

Bekanntlich ist der Autosektor in Deutschland von großer Bedeutung - und da wandelt sich der Markt gerade rasend schnell, was man aber schlicht verschlafen hat, zudem leiden Luxusprodukte wie Autos am schnellsten unter wirtschaftlichen Schwierigkeiten.

Weiterhin hat Deutschland Probleme mit seiner Lieferfähigkeit, einerseits weil teilweise noch immer Engpässe als Corona-Folge bestehen, andererseits aber auch, weil zunehmend das Fachpersonal fehlt.

Erschwert wird das durch die Folgen der Merkel-Ära, die Energiekrise hätte uns bei weitem nicht so stark getroffen, hätte man die Umgestaltung früher in Angriff genommen.

Und so weiter ... Alles lösbare Probleme, nur ist Herr Habeck damit überfordert, der hat einfach zu wenig Durchblick, man denke nur an seine Ideen zur Gasumlage.

Kleidchen2  11.08.2023, 11:22

Nicht Habeck ist überfordert sondern seine gelben Regierungskollegen.

1
HugoHustensaft  11.08.2023, 11:23
@Kleidchen2

Nein, Habeck ist Wirtschaftsminister, der ist der Hauptverantwortliche, hat aber schlicht nicht den Überblick - die Idee der Gasumlage war dafür bezeichnend; es war ja auch nicht sein erster dicker Lapsus, ich sage nur Pendlerpauschale.

1
HugoHustensaft  11.08.2023, 11:28
@Kleidchen2

Habe ich anders im Kopf, gleichwohl hätte er deren Unsinnigkeit erkennen und diese ablehnen müssen.

1
Kleidchen2  11.08.2023, 14:56
@HugoHustensaft

Immerhin hat er es als Fehler zugegeben.

Ich habe mich getäuscht, federführend waren fossile Energielobbyverbände.

0
HugoHustensaft  11.08.2023, 14:59
@Kleidchen2
Immerhin hat er es als Fehler zugegeben.

Aber viel zu spät - mit mehr Sachkenntnis hätte man das sofort erkennen können und müssen; mein erster Gedanke bei dem Modell war "Unsinn".

1
PlueschTiger  24.08.2023, 22:26
@HugoHustensaft

Aber er hat es wenigstens zugegeben und Sachkenntnis willst du doch den anderen nicht etwa ernsthaft unterstellen? Siehe dir FDP und Union an, alles was die können sind Steuererleichterungen. Wir brauchen uns auch nichts vormachen wem die helfen werden, der Mehrheit der Wirtschaft wohl kaum. Die FDP hat eh nur ein und die selbe Lösung für alles, seit Jahrzehnten und das sind steuererleichterungen, aber wie der Staat finanziert werden soll darüber kommt nichts.

0

Nein. Deutschland wird weiterhin eine sehr leistungsstarke Volkswirtschaft bleiben.

Es ist durchaus richtig, dass wir uns derzeit in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage befinden. So realistisch sollte man sein. Es gibt nichts schön zu reden.

Wenn man aber sagt, dass Deutschland an letzter Stelle beim Wachstum in diesem Jahr bei den G7-Staaten oder sogar bei allen EU-Ländern steht, dann muss man zwei Dinge unbedingt auch berücksichtigen.

  1. Kein anderes Land hatte sich wie Deutschland in die Abhängigkeit von russischen Energierohstoffen gebracht. Mit dem Krieg in der Ukraine mußte die komplette Energieverorgung in Deutschland umgedacht werden. Das war so extrem in keinem anderen europäischen Land so. Erst recht nicht in den USA oder Kanada. Und das blieb natürlich auch nicht ohne Folgen für die deutschen Unternehmen. Es ist durchaus eine Leistung, dass man mit neuen Lieferanten und extrem schnell geschaffenen LNG-Terminals nun die Energiesicherheit Deutschlands wieder garantieren kann. Die Gasspeicher sind jetzt schon im August voll und die Energiepreise gehen wieder schrittweise nach unten.
  2. Kein anderes Land hat so umfangreiche und verzahnte Handelsbeziehungen zu China wie Deutschland. Auch ist Deutschland nach China die zweitgrößte Exportnation der Welt. Es ist doch nur logisch, dass besonders Exportnationen nach den Krisenzeiten durch Pandemie und Lieferengpässen längere Zeit für eine Erholung als andere Nationen benötigen. Hinzu kommt, dass auch besonders China unter nicht vermuteten wirtschaftlichen Schwierigkeiten leidet. Das Wachstum und die Prognosen sehen für China überhaupt nicht positiv aus. China bewegt sich in eine Phase der Stagnation. Zusätzlich besteht in China eine erhebliche Gefahr einer Immobilien- und Bankenkrise. Wenn das passiert, haben wir eine Weltwirtschaftskrise. Auch die massive Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von China läßt uns momentan im Ländervergleich nicht gut aussehen.

Ein großes Problem ist für mich aber auch unsere deutsche Mentalität geworden. Für alles wird immer gleich nach Unterstützung durch den Staat geschien. Wir Deutschen haben es einfach verlernt, mal wieder selbst Initiative zu ergreifen und endlich mal ranzuglotzen. Es macht sich überall die Null-Bock-Stimmung breit und der Anspruch auf die persönliche Work-Life-Balance, wobei hier immer der Schwerpunkt auf Life liegt. Und sobald es irgendwo Probleme gibt, dann wird gefordert, dass der Staat alles zahlen soll.

Manchmal denke ich, dass die Leute und leider auch viele Politiker denken, dass Geld einfach nur aus dem Bankautomaten kommt. NEIN - Geld muss auch immer erarbeitet werden. Es wächst nicht auf Bäumen und man muss es nicht nur pflücken. Und alles, was der Staat an Leistungen bezahlt, muss er auch durch Steuern wieder einnehmen. Letztendlich zahlen also doch immer die Bürger die Zeche. Und auch wenn der Staat Schulden aufnimmt, müssen diese irgendwann mal wieder durch Steuern refaninziert werden.

ich habe Verständnis, wenn durch die hohe Inflation alles für die Bürger teuer geworden ist. Aber wenn ich dann von Tarifabschlüssen in Höhe von 12% lese, obwohl die Inflation doch nur bei 6,8% liegt und es zusätzlich ja noch üppige Inflationsumlagen vom Staat gab, dann läuft doch irgendwas falsch. Lohn- und Gehaltserhöhungen sollten sich auch nach der Produktivität richten. Und diese liegt in Deutschland leider nur bei 0%. Üppige Tarifabschlüsse heizen also auch zusätzlich noch eine weitere Infaltionsspirale an. Das sollten wir mal nicht vergessen.

Und trotzdem bin ich dagegen, alles immer so pessimistisch zu sehen. Uns hilft hier keine Schwarzmalerein.

Die deutsche Wirtschaft ist sehr robust, hier leben sehr kluge und gut ausgebildete Menschen, unsere Infrastruktur wird zwar auch zunehmend schlechter, ist aber immer noch im Ländervergleich sehr gut.

Internationale Unternehmen wie Tesla, Intel oder TSMC zieht es nach Deutschland. Das würden die ja nicht machen, wenn unser Standort und unsere Perspektiven so schlecht wären.

Es gibt also keinen Grund zum Jammern.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – interessiere mich sehr für politsche Themen
gutefrage 
Fragesteller
 11.08.2023, 11:55

Auch an Dich ein Dankeschön für diese ausführliche Antwort!

1

Auf die Frage ein klares: ganz im Gegenteil! Nach gefühlt 20 Jahren Reformstau packt die aktuelle Regierung endlich die Theman an, die angepackt werden müssen, um den Staat nach vorne zu bringen. Und zwar genau im Rahmen der Möglichkeiten, die bei der von uns gewählten Konstellation übrig bleiben.

Natürlich ist es Pech, dass die Parteien nicht wirklich zusammenpassen und auch noch ein Krieg in der Nachbarschaft irgendwie hinbekommen werden muss aber zum Glück haben wir eine sehr gute Regierung.

Zu beurteilen, ob gut oder schlecht gearbeitet wird, ist jedem selbst überlassen und letztich auch eine Frage, wo man sich informiert. Klar sollte aber auf den ersten Blick sein, dass der Reformstau nach 20 Monaten in der Regierung nicht behoben sein kann und klar sollte auch sein, dass dieser gewaltig war.

Keine Ahnung, was die Regierungen in den 15 Jahren davor gemacht haben. Vor allem 2009 bis 2013 hätten sich CDU/CSU und FDP nicht die ganze Zeit gegenseitig auf den Füßen stehen müssen, was sie aber ganz offensichtlich gemacht haben. Oder braucht es Krisenzeiten, um ein Land zu modernisieren? Auch keine Ahung, warum die FDP trotzdem wieder mitmischen und Reformen verhindern darf.

Bleibt zu hoffen, dass das, was jetzt angegangen wird, in der nächsten Regierung nicht wieder durch Stillstand ersetzt wird. Aber noch sind zwie Jahre bis zur nächsten Wahl und vielleicht merkt irgendwann jeder, dass in der Regierung eine Partei dabei ist, in der für das Geld richtig gerackert wird.

Wenn die Politik so weitermacht, wie bisher, geht es BIP mässig tatsächlich runter. Auch die Idee der Grosssubventionen für bestimmte Industriezweige kriegen sie nicht hin, weil Subventionen für einzelne Firmen verboten sind. Auch Steuervorteile bekommen sie nicht hin - ist auch verboten.