Wieso wachsen junge Eichen nicht im Eichenwald??

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich kenne das schon aus dem Wald: immer im Jahr nach einer "Mast" (wenn es viele Eicheln gab) sind im Frühjahr-Frühsommer in den dunkelsten Beständen dichte Teppiche aus Eichenkeimlingen. Diese zehren zunächst einmal von den Nährstoffen, die ihnen der Mutterbaum in den im Vergleich zu anderen Samen vergleichsweise großen Eicheln als Vorrat mitgegeben hat. Dies reicht bis in den Sommer hinein, aber irgendwann ist der Vorrat aufgebraucht, und entweder schaffen es die Pflänzchen bis dahin, auf eigenen Füßen zu stehen, selbst im ausreichenden Umfang Fotosynthese zu betreiben, oder sie verschwinden dann wieder. Im Wald ist das hauptsächlich dort der Fall, wo es zu dunkel für die Lichtbaumart Eiche ist. In deinen Kommentaren schreibst du, es könne dort, wo es bei dir passiert, nicht am Lichtmangel liegen. Da du auch die "angrenzenden Wiesen" in diesem Zusammenhang erwähnst, gebe ich zu bedenken, dass auch ein dichter Graswuchs kleinen Eichen, die niedriger als das Gras sind, das Licht rauben könnte. Aber natürlich kann ich aus der Ferne die Situation nicht beurteilen und weiß auch nicht, ob dort eventuell andere Faktoren vorliegen könnten, die dieses Umschalten auf "Selbstversorgung" verhindern.

Den Mehltau kenne ich als ausgesprochenen Opportunisten und Schwächeparasiten. Regelmäßig ist er im Herbst an Blättern junger Eichen zu beobachten, wenn das Bäumchen diese nicht mehr richtig versorgt, weil es sich ohnehin schon darauf einstellt, sich schon bald, vor dem Winter, von ihnen zu trennen. Ich denke also nicht, dass der Mehltau das Absterben auslöst, sondern dass er nur deswegen auftreten kann, weil die sterbenden Bäumchen sich nicht mehr wehren können. Ich höre die Vermutung heraus, dass die Altbäume selbst das Aufwachsen ihres Nachwuchses hemmen oder verhindern könnten. Es gibt solche Mechanismen, von der Walnuss ist bekannt, dass sie Wuchshemmstoffe ausscheidet, die ihr lästige Konkurrenz in gewissen Umfang vom Leibe halten. Von den Eichenarten weiß ich aber nichts Entsprechendes. Und nur den eigenen Nachwuchs auszuschalten, andere Pflanzen aber zuzulassen, würde gar keinen Sinn machen: irgendwann, wenn der Baum eeinmal abtreten muss, ist es auch in seinem Interesse, dass an der Stelle jemand seine Gene weiterträgt.

Kleidchen2 
Fragesteller
 25.06.2019, 23:37

Danke. Guter Beitrag. Mit dem Lichtmangel bin ich nicht konform. Ist klar, dass eine Wiese auch Licht abhält. In dem konkreten Fall ist da ein neuer Weg der sehr licht ist und der von Sprößlingen bedeckt war. Im Wald selber sieht man sowieso sehr viel weniger Sprößlinge.

Dass die Bäume ihre Gene weitergeben wollen, erscheint logisch. Jetzt sind einie Bäume abgestorben und im letzten Sturm umgefallen. Dabei sind Lichtungne entstanden. Normalerweise müsste durch ja Eichennachwuchs entstehen. Das werde ich beobachten.

Ich habe noch nie eine Eiche unter einer Eiche wachse sehen, egal wie licht oder dunkel das ist. Nur Solitäre eit entfernt von dem Wald wachsen alleine auf.

Vielleicht spinne ich auch.

0
Pomophilus  25.06.2019, 23:57
@Kleidchen2

In den Wäldern, die ich betreue, habe ich zB auch Flächen, auf denen die Naturverjüngung der Eiche mittlerweile als gelungen bezeichnet werden kann. Mit gezielter Steuerung des Lichtgenusses durch Entnahme von Altbäumen konnte die unter den Alteichen flächig aufgelaufene Verjüngung erhalten und mittlerweile stellenweise bis in Zimmerhöhe gebracht werden.

Eiche unter Eiche, das ist für mich ein häufiges Bild. Dort, wo sie heute wächst, passt sie in aller Regel auch gut hin, wir gehen auch davon aus, dass sie mit dem Klimawandel besser zurechtkommen wird als andere Baumarten, und meine Kollegen und ich sehen es normalerweise als unsere Aufgabe an, sie dort auch in der nächsten Waldgeneration wieder zu haben.

1
Kleidchen2 
Fragesteller
 26.06.2019, 00:02
@Pomophilus

Vielleicht liegt es daran, dass mein Wäldchen mal gepflanzt wurde. Die Bäume also gleichalt sind.

0
Pomophilus  26.06.2019, 18:52
@Kleidchen2

Du hast geschrieben, dass die Eichen gut 100 Jahre alt sind. Das ist für Eiche kein Alter, und ein Bestand in diesem Alter ist normalerweise relativ dicht. Die Entstehung aus Pflanzung, da weiß ich nicht, wie die die Verjüngung beeinflussen könnte. Auch Bestände, die aus Saat oder Naturverjüngung hervorgegangen sind, sind ziemlich gleich alt und gleichförmig. Wenn ich im Wald auf einen Bestand mit hohem Anteilen von Eiche verjüngen möchte, dann muss ich eine relativ große Fläche auf einmal anpacken, in einer kleinen Lücke reicht ihr das Licht nicht. Es gibt da eine Faustzahl: Die Fläche sollte mindestens ein halbes Hektar groß sein, sonst ist die Schattenwirkung der umgebenden Bäume zu groß. Auf diesem halben Hektar wird auf einmal stark aufgelichtet, die großen Bäume in einem Hieb auf nur noch Wenige reduziert. So fangen dann die kleinen Eichen auch mehr oder weniger gleichzeitig an zu wachsen. Wenn ich auf kleinerer Fläche oder mit einer weniger starken Auflichtung arbeite, dann kriege ich höchstens ab und zu mal eine Eiche an einem besonders günstigen Plätzchen, Schattbaumarten wie Buche, Hainbuche machen das Rennen.

0
Kleidchen2 
Fragesteller
 26.06.2019, 18:58
@Pomophilus

OK, Danke für die Auskunft. Mein Wäldchen ist vielleicht zu klein, das sind nur 0,6 ha. Aber freistehend.

Ich hab mir das eben noch einmal angeschaut. Es wachsen überall junge Eichen auf dem restlichen Grundstück nur nicht in unmittelbarer Nähe. Vielleicht liegt es tatsächlich am Licht, denn schattigsten sind jetzt schon fast vertrocknet.

Kann das auch am Wasser liegen? Die Eichen ziehen ja sehr viel Wasser weg und was nicht bei Drei tief genug ist, hat dann Pech? Neue These.

0
Pomophilus  26.06.2019, 19:04
@Pomophilus

Was auffällig ist, ist dass dieses Verschwinden der kleinen Eichen immer ziemlich gleichzeitig erfolgt. Das klingt schon so, als ob sie tatsächlich nur solange existieren können, wie der Vorrat in der Eichel reicht, der ja bei allen ziemlich gleich groß ist. Sie schaffen es nicht, aus eigener Kraft weiter zu existieren. Mir fällt halt außer Lichtmangel kein Grund ein, der das verursachen könnte:

  • Wassermangel würde schon vorher greifen, da haben sie ja keinen Vorrat dabei. Und Vertrocknen sieht anders aus.
  • Nährstoffmangel: die Eiche hat keine allzu hohen Ansprüche, und die vorhandenen Hundertjährigen zeigen ja, dass es für Eiche passt.

Beobachte ruhig mal, was in den entstandenen Lücken passiert. Sie sind wohl noch nicht sehr groß (aus Sicht der Eichen, aus unserer Sicht mögen sie schon unschön sein!) aber vielleicht passiert es dort eher einmal, dass Einzelne passende Bedingungen vorfinden. Viel Freude weiter an deinem Wald!

0
Pomophilus  26.06.2019, 19:05
@Kleidchen2

Hat sich überschnitten, unser Schreiben! Reicht dir, was ich von mir aus zum Wasser geschrieben habe?

0
Kleidchen2 
Fragesteller
 26.06.2019, 19:38
@Pomophilus

Ja Danke. Ich werde es beobachten und dokumentieren.

Im Wald selber stehen noch ein paar Buchen, Birken, die nicht alt werden und sehr viel Ilex und anderes Unterholz. Abgesehen von der obenren Etage mit den Vögeln sind unten immer Rehe, Fasanen, manchmal auch Wildschweine und was man sonst so trägt. An den Wald grenzt eine Blühwiese mit einem kleinen Tümpel in dem Enten und Frösche leben. Zusammen ungefähr 1 ha für die Natur.

1
Kleidchen2 
Fragesteller
 26.06.2019, 19:44
@Pomophilus

Danke, ja, mit offensichtlich nur geringer Entwicklungsmöglichkeit für Eichen.

0

Ich sehe es so: im Laufe der 500, vllt. 1000 Jahre ihres Lebens muss eine Eiche nur dafür "sorgen" das eine einzige Eichel zu einem großen Baum heranwächst - alles andere ist Schwund...

Mehltau hat weniger mit der Alteiche drüber zu tun als mit den (günstigen) Bedingungen für den Pilz...

Insgesamt ist die Eiche eine Lichtbaumart = waldbaulich gesehen muss man der Eichenverjüngung also zeitig und genug Licht geben (im Gegensatz zu z. B. Buchen oder Tannen die als Schattbaumart Jahre und Jahrzehnte unter Schirm gut wachsen...) oder gleich in Form von Saatflächen (mit nur wenigen alten Bäumen auf der Fläche) begründen...

Eine nicht zu unterschätzende Verbreitungsmethode ist die sog. Hähersaat: Eichelhäher (aber auch Eichhörnchen etc.) verstecken die Eicheln bis weit in die Umgebung und vergessen davon immer welche = das gibt Eichen in manchmal beträchtlicher Entfernung zum Mutterbaum - und die werden große, wenn sie nicht gefressen werden (Wildverbiß als stark limitierender Faktor) und sie genug Licht bekommen (entscheidend im Konkurrenzverhältnis z. B. zu Buchen)

trotzdem werden 99,99% der Eichenkeimlinge sterben lange bevor man sie richtig Baum nennen könnte...

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Die Eiche ist eine Lichtbaumart. Die mächtigsten Eichen sind freistehende Bäume, die von allen Seiten Licht erhalten. Im Wald wächst die Eiche nur auf Sonderstandorten, wo es feuchter und heller ist. Die natürliche flächendeckende Baumart in Mitteleuropa ist die Buche, und im Buchenwald haben Eichen kaum eine Chance, weil es dort zu dunkel ist und auf entstehenden Lichtungen die Buchen gleich wieder dicht an dicht wachsen. Ebenso ergeht es der Eiche im Fichtenwald.

Vermutlich werden sich die Eichen aber wieder mehr durchsetzen und ausbreiten, weil sie von Natur aus meist in Gesellschaft mit den Eschen vorkommen (Eichen-, Eschen-, Hainbuchenwald). Die Eschen sind jedoch von einem fernöstlichen Pilz betroffen, der die Jungtriebe zum Absterben bringt. So sterben viele Eschen ab oder werden gefällt. Auf diesen freiwerdenden Standorten haben die Eichen gute Chancen sich durchzusetzen.

Kleidchen2 
Fragesteller
 25.06.2019, 16:39

Mein Eichenwald ist vor über 100 Jahren gepflanzt worden. Die Waldgrenze ist klar erkennbar und in den letzten 20 Jahren, in denen ich das Grundstück bewohne, gleich geblieben. Auch wenn Eicheln an angrenzenden Wiesen ausgetrieben haben. Licht und wasser gibt es da genug. Aber innerhalb dieser "Todeszone" von ca 10 m wächst keine einzige Eiche, wohl aber andere Pflanzen.

Auch in Lichtungen, die ein paar 100 qm groß sind, wächst keine einzige Eiche.

Ich könnte das nachvollziehen, wenn junge Eichen von 3 oder 4 Jahren unter den Wipfeln der anderen aufgeben, aber die sterben alle gleichzeitig weit vorher. Als ob ein Botenstoff denen sagte, sie müssten jetzt sterben.

0

Eine Eiche produziert im Laufe ihres Lebens mehrere Millionen Samen. Damit die Art erhalten bleibt, muss nur aus einer der vielen Millionen Eicheln ein Baum heranwachsen. Alle anderen sterben vor Erreichen des Erwachsenenalters ab. Wenn nicht alle Bedingungen zum Überleben gegeben sind, dann sterben die Keimlinge oder jungen Bäume. Ein wichtiger Faktor ist hier das Licht, weshalb Keimlinge unter dem Kronendach keine Überlebenschancen haben.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Bin Diplom-Biologe und bin seit über 40 Jahren Fachberater
Kleidchen2 
Fragesteller
 25.06.2019, 16:30

Wie gesagt. es ist dort sehr hell. Teilweise offene Wiese. Die Eicheln in einem Abstand von schätzungsweise 10 m zum Waldrand gehen alle ein, die weiter weg sind, werden Bäume.

Ic hwürde das sofort verstehen, wenn die verkümmern würden, aber die sterben alle gleichzeitig.

0
Luftkutscher  25.06.2019, 16:36
@Kleidchen2

Vielleicht stimmt dort das Mikroklima nicht und sie werden deshalb von Mehltau befallen.

1

Junge Bäume können nur da wachsen, wo sie genügend Licht bekommen. Unter den Kronen der großen Bäume gehen sie ein. Fällt aber ein Baum um, entsteht ein Loch in der Kronendecke. Auf dieser Lichtung werden sich sofort ein paar dieser gekeimten Eicheln aufmachen, diese Lücke zu erobern. Nicht alle schaffen es, am Ende steht dort wieder ein großer und mächtiger Baum.

Kleidchen2 
Fragesteller
 25.06.2019, 15:22

Ich hab einen kleinen Eichenwald. Da sind jetzt, wie jedes Jahr 100erte Sprößlinge, die letzte Woche alle gesund waren. Seit gestern sind alle gleichzeitig grau, obwohl sie am Waldrand stehen und sehr viel Licht bekommen.

0