Wieso sollte man noch auf die Realschule gehen?

7 Antworten

  1. Kein Zwang für eine zweite Fremdsprache. In den meisten Gymnasien in DE muss man zwei Fremdsprachen machen, in der Regel immer englisch, dazu als Auswahl zb Französisch, Spanisch oder Latein.
  2. Andere Schulfächer. Die wenigsten Gymnasien unterrichten Hauswirtschaftslehre, Kochen und Handwerk. Wenn man aber schon weiß, das man einen Beruf in eine dieser Richtungen machen möchte, dann bringt es nichts, Jahrelang an einer Schule zu sein, die das nicht anbietet.
  3. Natürlich: Die Themen. An der Realschule werden nicht dieselben Themen im selben Jahr behandelt. ZB hab ich in meiner Schulzeit in der 5. schon mit negativen Zahlen angefangen, aber meine Ex, die auf einer Realschule war, hat das erst Ende der 6. Klasse angefangen. Manche Dinge behandelt man auf der Realschule auch gar nicht, wie zb Integrale. Und für manche ist das ein tolles Argument, das alles etwas langsamer geht und viele Dinge, die man im Leben nicht unbedingt braucht, ganz weg gelassen werden.
  4. Die Freunde aus der Grundschule haben sich gleich entschieden. In meiner Grundschulklasse waren einige, die sich bewusst gegen das Gymnasium entschieden haben, weil ihre Freunde auf die Realschule sind und sie das Gymnasium ja auch noch nach machen können.
  5. Und da haben wirs: Wenn man den Realschulabschluss 'normal' gemacht hat, kann man das Abi immer noch nach machen. Also drehen wir den Spieß um: Warum sind Leute so blöd und gehen aufs Gymnasium? Ob sie das Abi wollen oder nicht können sie ja immer noch später entscheiden.

Die Realschule bietet sich für Kinder an, die auf dem Land oder in der Vorstadt wohnen und etwa zum Gymnasium mit dem Bus oder mit der Bahn fahren müssten, denen diese Reise aber mit 10-11 Jahren noch nicht zugemutet werden kann - eben eher stille Kinder, die auf der beschaulichen Realschule vor Ort, auf die sie zu Fuß gehen können einfach besser aufgehoben sind als 20 Kilometer weiter auf einem unübersichtlichen, anonymen Gymnasium, auf das Kinder aus dem ganzen Gäu gehen, die Klassen überfüllt sind und die Lehrer sich einen feuchten Kehricht um die Kiddies kümmern.

Ich habe selbst damals Mittlere Reife gemacht (2007) und war ein sehr stiller Junge, der zwar die Empfehlung fürs Gymnasium hatte, aber wo es hieß - der ist vor Ort wohl besser aufgehoben als 20 Kilometer weiter, wo er täglich im lauten Linienbus fahren muss. Ich bin mit der Zeit etwas lockerer und offener geworden, war aber einfach nicht der Typ, den man morgens um 6.30 Uhr in den Bus setzt und der in der "Ferne" allein klar kommt. Die Realschule war zwar nicht durchweg gut, aber für mich war es besser den Komplex zu besuchen, den ich aus der Grundschule kannte und wo mehr oder weniger geschlossene Gesellschaft aus dem selben Viertel herrschte. Letztlich habe ich beruflich auch alles erreicht, was ich wollte bzw. sogar noch mehr und dafür auch kein Abitur gemacht.

Mit einer guten Mittleren Reife kann man eigentlich schon viel anfangen und auch mehr wie viele denken mögen.. es liegt oft auch an einem selber, was man draus macht oder nicht macht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Kristall08  07.01.2023, 19:32

"Beschauliche Realschule?! 😳

Du bist schon lange aus der Schule raus, oder?

2
rotesand  07.01.2023, 19:37
@Kristall08

Nee, es gibt echt noch erstaunlich viele kleinere, im Vergleich mit großen Gymnasien tatsächlich "beschauliche" Realschulen auf dem Land - so meinte ich das auch. Ich bezog meine Antwort in erster Linie auf das Land und die Vorstadt, wo die Schulen noch relativ übersichtlich sind und zweizügige Klassen haben, wo auch die Elternarbeit noch funktioniert und nicht aus 20 verschiedenen Ortschaften die Kinder angekarrt werden, wo es pro Landkreis vielleicht ein allgemeinbildendes Gymnasium oder deren zweie gibt, für das eine längere und ggf. mit Umsteigen verbundene Fahrt vonnöten ist - das kann man einfach nicht jedem 10/11 Jahre alten Kind zumuten. Aus so einem Umfeld komme ich selber, so wohne ich auch heute noch. Das gibt es tatsächlich öfters - wenngleich eben nicht in der Stadt.. es kommt immer auf den eigenen Blickwinkel an :-)

Habe auch beruflich immer wieder mit solchen kleineren Schulen zu tun - und ja, ich habe bereits im Sommer 2007 Mittlere Reife gemacht :-)

1
Kristall08  07.01.2023, 20:45
@rotesand

Ich hab, ebenfalls auf dem Land, im Jahr 2010 an einer Verbundschule gearbeitet. Am Ende habe ich mich geweigert, im Realschulzweig zu unterrichten. Soviel zu ländlich und geordnet. :P

Meine Tochter besucht hier in der Stadt ein Gymnasium mit 700 Schülern. Und wir sind bisher sehr zufrieden.

Mit dem Bus zur Schule fahren (mit Umsteigen und allem) mussten meine Schwester und ich früher auch. SO schlimm fand ich das auch wieder nicht.

1
rotesand  07.01.2023, 21:49
@Kristall08

Es kommt sicher auch auf die Region an - bei mir ist es das Grenzgebiet Bayern/Baden-Württemberg ("Bayrisch Schwaben") mit noch recht ländlichen Strukturen, wo vieles tatsächlich noch ein wenig wie in den 90ern vonstatten geht - meine Mutter ist auch Lehrerin (Grund- und Hauptschule) und meint, vom Ding her ginge es noch, aber sie wird allmählich älter und vieles falle ihr aus dem Grund nicht mehr so leicht wie früher.

Sie meinte auch mal zu mir vor 1-2 Jahren, es käme aufs Kind an: Meine jüngste Cousine (Jahrgang 2001) schlug sich auf einem großen Gymnasium - eines von dreien im recht flächengroßen Landkreis, laut Wikipedia fast 800 Schüler - sehr wacker und fühlte sich wohl, ist aber auch schon immer ein sehr pfiffiges und aufgewecktes Kind gewesen, das im Freundeskreis schon immer das "Kommando" führte und schon als Zehnjährige total selbstsicher, fast ein wenig anstrengend, gewesen ist. Sie hatte aber auch nur zwei Kilometer bis dorthin und meine Tante fuhr sie jeden Tag, das ist was anderes wie wenn man als introvertiertes Kind aus einem kleinen Stadtteil, in dem jeder jeden kennt, nach der vierten Klasse an die ganz große, anonyme Schule geschickt wird - wie gesagt, es kommt aufs Kind an!

Ich hätte es damals nicht gekonnt, auch weil ich das Busfahren nicht gewohnt war und immer zu Fuß zur Schule ging. Auch meine beste Freundin und ein anderer Mitschüler versuchten es damals auf dem Gymnasium ca. 20 Kilometer weiter mit fast 1000 Schülern aus dem kompletten Landkreis und standen nach wenigen Wochen wieder auf dem Flur der Realschule, weil das Gymnasium und das Procedere dort sie überfordert hatten.

Als Berufsschüler bzw. Auszubildender war man schon besser organisiert und selbstbewusster - da waren aber auch die Kiddies von 11/12 im Bus, die zum Gymnasium fuhren und morgens wie mittags eine halbe Stunde Leerlauf hatten. Nur dass wir "Großen" halt zum Bäcker gingen und noch einen Kaffee tranken und bei einer Trafik die Bildzeitung (!) holten, während die Kiddies irgendwo Zeit schinden mussten ... hätte ich als "Kleiner" nicht gekonnt und ich habe oft dran gedacht. Aber wie gesagt, es kommt aufs Kind an. Mit 18 hatte ich dann den Führerschein und einen steinalten beigefarbenen Audi 100, der zwar nur 500 Euro gekostet hat, aber ein prima Begleiter war und mir das "Fortkommen" ohne Fahrplan ermöglicht hat - für mich war das Autofahren damals keine Leidenschaft, sondern schlicht immense Zeitersparnis.

0
Kristall08  07.01.2023, 23:54
@rotesand
 - wie gesagt, es kommt aufs Kind an!

Absolut!

Bei uns gab es keine Auswahl. Mindestens eine halbe Stunde mit dem Bus in die eine oder in die andere Richtung, einmal mit Umsteigen, einmal ohne.
Oder Hauptschule. Aber der Schulleiter war ein Freund meiner Eltern, der hätte mich gar nicht aufgenommen.

Heute würde ich kein introvertiertes Kind auf eine Realschule schicken wollen, nicht in dieser Gegend. Der Sohn einer Freundin war auf einer und kam gut klar, aber das war nicht hier im Ruhrgebiet.

1
rotesand  08.01.2023, 11:44
@Kristall08

Klar, da kann ich das verstehen - bei uns war es damals so; entweder du gehst auf die Haupt- oder Realschule im selben Schulzentrum wie die Grundschule und läufst den bekannten Weg (maximal 20 Minuten waren das, die ich auch gebraucht habe) oder man schrieb sich, wenn die Empfehlung da war, an einem Gymnasium 20 Kilometer weiter ein, das riesig groß war und durch schlechte Busverbindungen nicht grad gut zu erreichen.

Ich kenne einige, die mit Gymnasial-Empfehlung auf der Realschule blieben und später teils Abi nachholten, wenn sie mit 17/18 selbstbewusster und sicherer waren. Die Realschule hatte zwar damals nicht die beste Verwaltung und ein sehr altes Lehrerkollegium sowie einige "alteingesessene Dorflehrer", die z.B. Schüler sehr nachsichtig behandelten, weil sie mit deren Eltern über Sportverein, Kirchenchor und Co. befreundet und per Du waren, aber als die zwischen 2001 und 2003 allesamt pensioniert wurden und junge Lehrer mit externem Wohnsitz kamen, die die Strukturen nicht kannten, war es dann aus der Sicht okay und wurden alle bestraft, die bisher keine Konsequenzen gespürt hatten. Bei uns in der Klasse flog auch jemand von der Schule.

1

Der Lernstoff den hattest Du in vollem Umfang, Gymnasium ist schwerer.

Wer einen einfachen Realschule Abschluss will geht zum Gymnasium.

Korrekt

Ich würde mal sagen in der Realschule ist der Stoff womöglich etwas einfacher als auf dem Gymnasium.

Weil die Realschule trotz einer Abschlussprüfung in der 10. Klasse etwas leichter als das Gymnasium ist und es für viele Schüler wegen ihrer Leistung die richtige Schulform ist.