Wieso sind fast alle UKW Radiosender so schlecht und von der Musik so eintönig und langweilig mit nerviger kleiner Rotation?

1 Antwort

Hallo!

Das hängt mMn maßgeblich mit der Formatisierung der Radiolandschaft zusammen -----------> man möchte die "werberelevante" Zielgruppe in Form in Studien erdachter "typischer Deutscher zwischen 15 und 49 Jahren" erreichen, indem man sich anbiedert & nur noch seichte und platte, betont banale Musik spielt mit der man ja auch sichergehen kann jeden aus dieser Zielgruppe i.wie zu erreichen und die jeder kennt^^ das Resultat sind dann langweilige Formatradiokanäle die scheinbar nur fünf oder maximal zehn CDs besitzen ;)

Bin selbst im Medienbereich tätig & habe vor einiger Zeit auf einer Pressekonferenz eine Moderatorin eines öffentlich-rechtlichen deutschen Radiosenders auf exakt dieses Thema angesprochen. Sie erklärte mir, dass durch ein Gremium exakt vorgegeben wird, was gespielt werden soll & das vorrangig profilarme Musik ist, die diese Zielgruppe erfreuen soll bzw. Quote zu bringen hat: Songs die keinen stören & am besten auch möglichst platt sind also, Helene Fischer und so 'nen Zeugs (war ein Schlager- und Oldiesender).

Letzten Endes sind es daher die aktuellen Charts aller Genre, die das Radioprogramm gestalten, wenn man es so will, oder eben Oldies von denen man glaubt, sie seien besonders beliebt. 

Die Redakteure/Moderatoren hätten lt. dieser Moderatorin auf die gespielte Musik keinen großen Einfluss.

theman1999 
Fragesteller
 10.02.2017, 20:25

ist es denn möglich ein öffentliches radio programm was z.b. in ein ganzes bundesland sendet in ein format zu setzten, was kein mainstream spielt und so ein ähnliches format hat wie wfmu aus new jersey oder haben solche sender zu wenig einschaltquoten?

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Olaf68  14.02.2017, 14:14
@theman1999

Darüber hatte ich mich mit dem WDR schon seit längerem per Mail in der Wolle - in den 90ern war das WDR2 Programm eine gekonnte Mischung aus Musik (nix außergewöhnliches, aber gut hörbar mit ein paar eingestreuten Perlen und vor allem keine Rotation) und auch ausführlicheren Wortbeiträgen und Interviews mit Führungspersonen aus Politik und der Wirtschaft. Der Moderationsstil war angenehm "normal" und trotzdem auch unterhaltsam => ein sehr gutes, gehaltvolles Radioprogramm.

Seit Mitte 2016 ist der WDR2 endgültig ein klassisches Formatradio mit enger Musikrotation, ständigem Jinglegedröhn und nur kurzen musikalisch eingebetteten Wortbeiträgen meistens nur zu Wetter, Wetter oder manchmal auch Wetter. Immerhin gibts noch keine Wetterfarbe (man muß ja noch Luft nach vorne haben...)

Lt. den Aussagen des Senders haben sich die Hörgewohnheiten geändert; die meisten Leute hören nur noch kurze Zeit Radio und wollen in dieser Zeit die aktuellen Musikstücke aus den Charts, den Wetterbericht und evtl. einmal kurze Nachrichten hören.

Und bei vielen läuft das Radio zwar den ganzen Tag, doch gaaaanz ganz leise neben der Arbeit und soll nur etwas Hintergrundgeräusche liefern - daher die extreme Musikrotation und der Einstundenprogrammrhythmus:

(Nachrichten, Wetter kurz, Verkehrsfunk, Wetter lang; Lokalnachrichten, Wetter kurz, Verkehrsfunk, Wetter lang => Stunde um, alles wieder von vorne). Dazwischen reichen wir durchgedudelte Superhits vom kleinen USB-Stick.

Tja, wer weder Formatradio/Dudelfunk noch ein sehr wortlastiges Programm (z.B. Deutschlandfunk) will, hat ein echtes Problem - spontan fällt mir nur Radio Eins auf, die noch ein echts Programm auf die Beine bringen.

Ich denke, ein solches Programm würde sich auch bezahlt machen; einfacher (und damit auch billiger) ist jedoch der Dudelfunk..

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rotesand  14.02.2017, 16:36
@Olaf68

Glaube ich.

Bei mir war es SWR 4 Kurpfalzradio aus Mannheim, das auch in Südhessen (wohne im Frankfurter Raum) eine Kapazität ist für Radiohörer, die etwa im Dreiländereck Hessen/Bayern/BaWü wohnen und Infos aus allen drei Ländern hören wollen.

Ich kenne SWR 4 seit 1998 - seit es diesen Sender überhaupt gibt - und er war lange Jahre ein solider Sender. Nix Besonderes, aber hörbar und mit guten Moderatoren, denen man zuhören konnte, weil sie nicht so aggressiv sprachen wie auf anderen Sendern. Eben ein Radiosender für Leute, die gemütlich Radio hören & musikalisch zwischen Klassik, Schlager, Oldies und Instrumental à la James Last ihre Vorlieben haben.

Das Programm ist seit einigen Jahren so aggressiv und discofoxlastig, wenn man von ganz wenigen Oldies absieht die sich aber auch täglich wiederholen - laut denen hat etwa der von mir verehrte Udo Jürgens maximal drei Lieder geschrieben & die m.E. ebenfalls grandiose Katja Ebstein anscheinend auch lediglich "Dann heirat' doch dein Büro" und "Was hat sie, das ich nicht habe" - was aber früher nicht so war. Bis weit nach 2000 kamen da auch echte Raritäten, vorallem in der abendlichen "Spätlese". Wir saßen als gern stundenlang vor dem Radio & haben in der Nähe von Frankfurt unsere große Freude an diesem dezenten Programm gehabt.

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