Wieso sind deutsche so unpatriotisch?

7 Antworten

Von Experte ArnoldBentheim bestätigt

Ich bin der Meinung, viele Deutsche sind Patrioten, definieren Patriotismus aber anders. Man kann nämlich Patriot sein, ohne dies mit übertriebenen Symbolen ständig zur Schau stellen zu müssen. Patrioten sind aus meiner Sicht z.B. Menschen, die sich für gesellschaftliche Belange einsetzen, andere Menschen unterstützen, sowie die Menschenrechte und das Grundgesetz achten.

Deutschland hat eine lange Geschichte der staatlichen Zersplitterung, was nicht nur negative Folgen hatte, Stichwort Vielfalt. Da bildeten sich kleinräumigere Loyalitäten, etwa in Bayern, Preußen, Österreich usw.

Nach der Katastrophe von 1933 bis 1945 war es klar, dass ein naiver Patriotismus nicht mehr möglich war. Dennoch waren Adenauer, Brandt, Schmidt und Kohl ebenso wie die Mehrheit des Volks Patrioten, aufgeklärte Patrioten, keine blinden.

Leider brach diese Entwicklung ab. Die Linken und die Grünen gewannen die kulturelle Vorherrschaft. Die meisten von ihnen hatten aus Hitler und Krieg den, meiner Meinung nach falschen, Schluss gezogen, dass jede Nation etwas Gefährliches, Toxisches sei, vor allem aber die deutsche. Also war und ist es ihr Ziel, Deutschland als Nationalstaat aufzulösen, man kann auch sagen auszulöschen. Sie hoffen darauf, dann von der "Last" der deutschen Vergangenheit befreit zu sein. Sie haben keinerlei positive Gefühle, wenn die das Wort "deutsches Volk" hören, im Gegenteil. Habeck sagt es ganz klar: "Mit Deutschland konnte ich noch nie etwas anfangen" und "Patriotismus ist zum K.tzen".

So denkt die Mehrheit in Politik und Medien. Und so wollen sie die Deutschen erziehen. Schon in einem schwarzrotgoldenen Fähnchen sehen sie das Kommen des Vierten Reichs. Es hat bei vielen irrationale, wahnhafte Züge. Unvergessen, wie Merkel 2013 einem feiernden Unionsmann das Deutschlandfähnchen wegnahm und es angewidert von der Bühne "entsorgte".

Der Durchschnittsbürger tickt nicht so, aber er ist ein Konformist, der nichts so fürchtet wie die allgegenwärtige Nazikeule. Also vermeidet er es, als Patriot zu erscheinen. Ein ungesunder Zustand.

Weil wir im Gegensatz zu Amerikanern oder Türken etc. zu den Verbrechen unseres vergangenen Staates stehen und radikal bemüht sind, die Wiederholung der Geschichte zu vermeiden.

Außerdem haben wir einen sehr hohen Migrationsanteil, das trägt ggf dazu bei.

Ich denke, Patriotismus definiert sich nicht über Flaggen oder andere Symbole und auch nicht über das elendige Links-vs-Rechts-Gedöns. Patriotismus definiert sich darüber, was man selbst - gerne auch völlig unpolitisch - für das Land leistet, auf das man angeblich stolz ist. Und da ist es ein harter Widerspruch, dass ehrenamtliche Vereine seit Jahrzehnten nach wie vor unter Nachwuchsmangel leiden, während selbsternannte Patrioten seit ein paar Jahren wie Pilze aus dem Boden schießen.

Ich find es hier übrigens immer wieder witzig, wenn sich hier solche selbsternannten Patrioten melden, die kaum einen geraden deutschen Satz schreiben können.

Das ist eine kulturelle Frage. Sicher sind die Deutschen im Schnitt weitaus weniger patriotisch als andere Länder.

Das hat zum einen natürlich einen geschichtlichen Hintergrund (also den Nationalsozialismus). Zum Anderen aber auch mit dem im Europa voranschreitenden Liberalismus.

Ich zitiere aus einer anderen Antwort, die den Kerngedanken gut veranschaulicht:

"Es gibt nur keinen Grund, auf eine Tatsache stolz zu sein, für die man absolut nichts geleistet hat."

Dieser Satz beschreibt gut die Idee einer extrem individualistisch und liberal geprägten Ideologie. Die Vorstellungen "jeder ist seines eigenen Schicksals Schmied" und "jeder ist nur anhand seiner Leistung zu messen" sind erst nach dem Einzug des Neoliberalismus in Deutschland denkbar. Ein Deutscher des 19.Jhd würde diesen Satz nicht verstehen.

Alte Werte wie Volksgemeinschaft, Vaterlandsliebe und der damit verbundene deutsche Patriotismus wirken heutzutage eher wie skurrile Antiquitäten. Es passt nicht mehr in unsere Kultur.