Wieso ist man "divers"?


08.02.2024, 15:00

meine so w/m/d

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Divers ist in Deutschland mittlerweile ein möglicher Geschlechtseintrag im juristischen Sinne. Ursprünglich gab es nur die Optionen weiblich und männlich. Aus juristischer Sicht waren diese Eintragungen damals deutlich wichtiger, da Frauen und Männern eine Vielzahl unterschiedliche Rechte zustanden.

Die Entscheidung über den Geschlechtseintrag wird üblicherweise durch Begutachtung der primären Geschlechtsorgane getroffen. Es gibt aber Babys, bei denen nicht eindeutig entscheidbar ist, ob es sich um Penis oder Vagina handelt. Da hat man dann lange hingeschaut und irgendwann gemeint, dass es vielleicht ein wenig mehr wie das eine oder das andere aussieht. Mit dem medizinischen Fortschritt hat man dann angefangen, Eltern zu Operationen zu bewegen, mit dem Ziel die primären Geschlechtsorgane eindeutig zu gestalten. Die Kinder sollten es so einfacher in der binären Geschlechterwelt haben.

Vor allem hat das aber gezeigt, dass es ein psychisches Geschlechtsempfinden gibt. Häufig konnten sich intergeschlechtliche Personen nicht mit dem Geschlecht identifizieren, zu dem sie umoperiert wurden. Das hat dann am Ende mehr Leid als alles andere erzeugt. Daher ist man von dieser Praxis wieder abgerückt.

2013 hat der Ethikrat vorgeschlagen, dass für solche Menschen die Möglichkeit geschaffen werden soll, den Geschlechtseintrag bei der Geburt offen zu lassen. Später kann sich die Person dann auf Wunsch selbst entscheiden, sich männlich oder weiblich eintragen zu lassen.

2017 hat das Bundesverfassungsgericht entschieden, dass dieser Ansatz diskriminierend sei. Das Offenlassen des Geschlechtseintrags sei keine echte dritte Option. Menschen müssten die Möglichkeit haben, sich weder als männlich noch weiblich einzuordnen und dafür einen positiven Eintrag als Option haben, anstatt die Angabe einfach nur wegzulassen. Daraufhin wurde die Option divers ergänzt.

Heute kann eine Person in Deutschland also eine von vier verschiedenen, juristischen Geschlechtseintragungen haben: männlich (m), weiblich (w), divers (d) und ohne Angabe (1).

Divers ist ein juristischer Begriff bzw ein juristisches Geschlecht und für gewöhnlich keine Geschlechtsidentität. Juristisch kann das Geschlecht auch »offen« sein, also keine Angabe.

Die Geschlechtsidentität bei divers ist häufig nonbinary, kann aber auch Mann oder Frau sein.

»offen« (keine Angabe) und divers (X) wurde in Deutschland 2018 für Intersex-Personen eingeführt: die Medizin kann diesen Menschen nicht eindeutig ein biologisches Geschlecht zuweisen. Diese juristischen Begriffe sind für Formulare und Dokumente, wie zB die Geburtsurkunde.

Vor allem Intersex-Babies und Kinder profitieren davon. Es gibt keine Notwendigkeit, voreilig eine OP durchzuführen und das Kind in eine Rolle zu pressen, die es später vielleicht bereuen wird.

Wenn es erwachsen ist, kann die Intersex-Person sich für männlich oder weiblich entscheiden. Oder »offen« bzw divers bleiben.

Neu ist: Laut Gerichtsurteil sollten per TSG auch trans Personen den Eintrag »divers« erhalten können. Auch das geplante Selbstbestimmungsgesetz sieht das vor.

Kommt darauf an, welche Art von divers du meinst.

Es gibt Intergeschlechtliche Menschen, die biologisch weder eindeutig Mann noch Frau sind. Diese werden nunmal einfach so geboren und lassen dann eben ihren Geschlechtseintrag als "divers" eintragen.

Dann gibt es noch Menschen, die zwar biologisch gesehen männlich oder weiblich sind, deren Geschlechtsidentität aber davon abweicht. Sie können sich nicht damit identifizieren, sondern empfinden sich selbst als weder männlich noch weiblich. Diese Geschlechtsidentität ist ebenfalls angeboren, auch wenn man sie eben von außen nicht unbedingt sieht und anders als bei Intergeschlechtlichen nicht direkt bei der Geburt feststellen kann. Solche Menschen lassen dann aber ihren Geschlechtseintrag zu "divers" ändern, weil es ihre Identität am besten wiederspiegelt und sie sich damit identifizieren können.

Das bezieht sich auf die Menschen die weder Mann noch Frau sind -> Nicht-Binäre Personen und/oder Intergeschlechtliche Menschen (früher "Zwitter" genannt, weil beide Geschlechtsmerkmale vorhanden sind).

Ich finde aber das hat bei einer Stellenausschreibung nix zum suchen.

Wenn sich jemand weder männlich noch weiblich fühlt hat das ja mit der Arbeit wenig zu tun und im Pass steht auch das man M oder W ist.
Zudem interessiert es mich als Chef nicht (und es geht mich auch nix an) , was bei meinem Mitarbeiter zwischen den Beinen hat, wichtiger ist, was da zwischen den Ohren los ist.

Problem, es gibt keine Anrede für nicht-binäre Personen. Herr/Frau geht ja nicht und "Es" ist beleidigend. Also wird man bei Vorstellungsgespräch nun mal so angesprochen, wie es im Perso steht

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Persönliche Meinung und Ansicht
Vanessa63  08.02.2024, 17:49

Im Pass kann auch divers stehen.

Du Genie.

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wenn es nicht klar ist was man ist