Wieso ist d-Moll die traurigste Tonart?

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Seit 200 bis 250 Jahren werden Tasteninstrumente gleichschwebend gestimmt. Das hat zur Folge, dass es seitdem keine Tonartencharakteristik mehr gibt.
Natürlich waren und sind die meistem Instrumente keine Tasteninstrumente, jedoch mussten fast alle anderen Instrumente mit Cembalo und Orgel und später mit dem Klavier zusammenspielen können, entsprechend wurden sie gebaut und gestimmt.

In den etwa 200 Jahren davor war das anders: Da waren die Instrumente ungleichschwebend gestimmt, da klang jede Tonart anders: F-Dur und C-Dur besonders rein und strahlend, je entfernter im Quintenzirkel, desto schärfer klangen die Dreiklänge. D-Moll eignete sich besonders für Ernsthaftigkeit und Dramatik im Ausdruck, das zeigt sich z. B. bei Toccata und Fuge in d-Moll von J.S. Bach, aber auch bei vielen anderen Werken der Barockzeit.

Die späteren Komponistengenerationen haben die ältere Musik studiert und waren mit dieser Tonartencharakteristik vertraut, auch wenn sie sich auf den Instrumenten ihrer Zeit - der Klassik und Romantik - nicht mehr darstellen ließ.
So folgten sie oft dem Gebrauch, bestimmen Affekten oder Stimmungen die entsprechenden Tonarten zuzuordnen: Mozart schrieb z. B. die Ouvertüre des Don Giovanni in d-Moll, Beethoven in dieser Tonart u. a. die Sturm-Sonate und die 9. Sinfonie - Werke die Menschheitsdramen verkörpern.

F-Dur dagegen ist in den barocken Stimmungen eine besonders reine Tonart, die entsprechend wenig schwebt und ruhig klingt. Nahezu alle Pastoralkompositionen der Barockzeit wurden in F-Dur komponiert, und - wie Du weißt - hat auch Beethoven in dieser Tradition seine 6. Sinfonie, die 'Pastorale', in F-Dur geschrieben.