Wieso homologie/Analogie Beleg für die Evolution?

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Homologien sind ursprungsgleiche Merkmale, also Merkmale, die bei zwei verschiedenen Arten auftreten und auf ein gemeinsames Ur-Merkmal eines gemeinsamen Vorfahren zurückgehen. Homologe Merkmale können damit also die gemeinsame Abstammung, d. h. die Verwandtschaft von zwei Arten zueinander bestätigen. Unsere Zähne sind beispielsweise homolog zu den Placoidschuppen der Haie. Der Grundaufbau der Placoidschuppen ist genau der gleiche wie bei unseren Zähnen: innen gibt es eine Pulpahöhle, in der Nerven und Blutgefäße liegen. Umgeben wird sie von Dentin (Zahnbein), einer knochenartigen Substanz. Auf dem Dentin aufgelagert ist schließlich eine Schicht aus Schmelz (Enamelum) bei den echten Zähnen bzw. schmelzähnlicher Substanz bei den Placoidschuppen. Sowohl Zähne als auch Placoidschuppen sind außerdem Bildungen der Unterhaut und im Bindegewebe sind sie über den selben Typ kollagener Fasern (die so genannten Sharpey-Fasern) verankert. Die Homologie der Zähne und der Placoidschuppen belegt somit, dass wir und Haie einen gemeinsamen Ur-Ur-Ur-Vorfahr haben.

Analogien sind keine Belege für die Evolution per se. Analogien werden zwei Merkmale genannt, wenn sie eine gleichsinnige Anpassung an die gleiche ökologische Nische darstellen, aber unabhängig voneinander erworben wurden. Analogien gehen also nicht auf einen gemeinsamen Vorfahren zurück und belegen somit auch keine gemeinsame Evolutionsgeschichte. Sie zeigen aber, dass viele Lebewesen sich an ähnliche Lebensweisen oft in gleicher Art und Weise anpassen. Das ist so, weil die Ansprüche, die die Umwelt an die Lebewesen stellt, in solchen Fällen sehr ähnlich sind.
Ein Beispiel: jedes Tier, das fliegen kann, hat Flügel entwickelt. Das ist im Lauf der Evolution mehrfach unabhängig voneinander passiert: zuerst bei den geflügelten Insekten (Pterygota), dann bei den heute ausgestorbenen Flugsauriern (Pterosauria) in der späten Trias vor gut 220 Mio. Jahren, im Jura vor rund 150 Mio. Jahren ein drittes Mal bei den Dinosauriern (genauer: den Vögeln) und schließlich vermutlich in der späten Kreidezeit oder im frühen Eozän bei den Fledertieren (Chiroptera). Dass die Flügel dieser Tiergruppen nicht homolog sind, zeigen Unterschiede im Feinbau. Das Grundprinzip ist aber überall gleich, es handelt sich immer um mehr oder weniger einem Flugzeugflügel ähnliche Tragflächen, die Auftrieb geben. Denn die Gesetze der Aerodynamik stellen an jedes Tier, das fliegen will, die gleichen Herausforderungen und da ist der Flügel die sinnvollste Antwort darauf. Im Reich der Pflanzen haben sich auch an einen Helikopter erinnernde Strukturen entwickelt, man denke nur an die Samen des Ahorns. Aber keine Pflanze hat es dabei so weit gebracht, dass sie aktuv und bewusst fliegen kann.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig