Wieso hat es bisher noch niemand geschafft, einen lebendigen Einzeller aus reiner Materie zu erschaffen?

Spikeman197  21.03.2022, 13:05

Was meinst Du genau? ein künstliches Bakterium mit künstlicher DNA usw.?

KarinBreez 
Fragesteller
 21.03.2022, 13:09

Wir reden hier nicht von Copy and Paste.

15 Antworten

Einfache Einzeller bestehen aus Kapsel, Membran, Plasma, Ribosomen, DNA
Aus welchen Molekülen eine Zellen aufgebaut ist weiß man,
Aber das Nachzubauen ist nicht möglich oder nicht einfach weil:

  • Moleküle und deren Atome sind klein: Es ist schwierig was zu "bauen" wie Zellwand
  • Moleküle und Atombindungen welche eine Zelle braucht um zu funktionieren, entstehen in einem Prozess zum Teil innerhalb einer bereits vorhandenen Zelle, auch mit Hilfe bestimmter Moleküle innerhalb der Zelle. Das heiß das Moleküle einer Zelle von Beginn an benötigt werden. Diese nimmt man als Lebewesen teilweise durch die Nahrung zu sich.
  • Man weiß nicht genau wie eine DNA mit ihrer Basenpaarabfolge aufgebaut sein muss, um ein bestimmtes Lebewesen einer bestimmten Form und Größe daraus entstehen zu lassen und wo genau kodiert ist an welcher Stelle sich welches Organ und welcher Zelltyp befindet und mehr. Das heißt in der DNA ist der Aufbau dieser Zelltypen und ihre Position kodiert. Und eine lebende Zelle hat einen Stoffwechsel und kann sich teilen. Eine eigene Energiegewinnung und die Proteinsynthese sind Merkmale einer lebenden Zelle. Dies besitzen Viren nicht.
  • Wechselwirkungen innerhalb eines Chromosoms und zwischen verschiedenen Chromosomen sind unüberschaubar. Auch die Anzahl der Chromosomen ist bedeutend für verschiedene Tierarten.

Die DNA ist wohl eines der komplexesten Erscheinungen im Universum und es ist verständlich dass der Mensch nicht alles davon versteht. Ob das ein Beweis für Gott ist? Vielleicht.
Ob die Lösung elegant ist, eine Komplexität mit einer noch größeren Komplexität nämlich einem Schöpfer zu begründen, lässt sich wahrscheinlich nicht so einfach sagen.

Spikeman197  21.03.2022, 13:22

Obwohl das natl schon toll ist, ist das eigentlich der leichtere Teil. DNA ist nicht so komplex aufgebaut und kann quasi automatisch aus wenigen Komponenten 'gestrickt' werden. Die Kunst war hier wohl, einen ausreichend langen und auch kompletten Strang herzustellen. DER muss allerdings in eine vorhandene Zelle eingeschleust werden, die deutlich Komplexer aufgebaut ist.

Keine Ahnung wie weit man in dem Bereich ist.

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JayCeD  21.03.2022, 13:27
@Spikeman197

Im zweiten Artikel geht es um den anderen Teil. Da hat man syntetische "Zellen" erzeugt die mit ihrer Umgebung interagieren.

Klar da ist noch etwas Arbeit und eine handvoll Nobelpreise nötig um beide Technologien zusammen zu bringen. Aber ich denke in den nächsten 10 bis 30 Jahren werden wir vollsyntetische Lebewesen sehen.

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Spikeman197  21.03.2022, 14:51
@JayCeD

Auch sowas wie eine einfache Biomembran ist nicht soo schwer. Ionenkanäle, Ionenpumpen, Oberflächenproteine, Rezeptoren usw. aber schon.

Und wenn es erstmal an sowas wie Mitochondrien und anderen Zellbestandteilen geht, wird es sehr schwer. Wie baut man sowas künstlich, wenn man nicht mit einer natürlichen Zelle, oder Enzymen usw. startet?

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müsste man so etwas doch leicht mit einem Experiment beweisen können.

Das ist eine völlig unsinnige Annahme. Nur weil etwas wissenschaftlicher Fakt ist, muss es sich noch lange nicht leicht beweisen lassen.

Man denke nur daran, wie viele Jahrzehnte es gedauert hat, die Relativitätstheorie und viele ihrer Folgerungen experimentell zu bestätigen.

Konkret zu deinem Thema:

Das Erschaffen von Leben aus einer nicht-lebenden Ursuppe ist ein Prozess, der über Milliarden von Jahren abgelaufen ist. Solche Milliarden Jahre kann man logischerweise nicht "ganz leicht einfach mal so" im Labor nachstellen.

Man hat aber zeigen können, dass viele nötige Bausteine in der Tat aus nicht-lebenden Vorläufern unter den vermuteten Ursuppe-Bedingungen entstehen können.

Hinzu kommt, dass natürlich auch in der Evolution nicht sofort komplette Einzeller entstanden sind. Das sind ja schon vergleichsweise entwickelte Dinger. Das Leben hat aller Wahrscheinlichkeit viel einfacher angefangen, mit selbstreplizierenden Molekülen.

Bedenke, dass auch Dinge wie Urknall oder so nicht einfach mal "im Labor nachstellbar" sind, aber sie deswegen nicht minder wahrscheinlich korrekt sind.

Auf der Erde dauerte das mehr als eine Milliarde Jahre und die Erde ist recht gross und vielfältig: Da gibt es Eis, Wasser, verschiedene Gesteine, Unterwasservulkane mit porösem Lavagestein, eine Atmosphäre, immer mal wieder Blitze und vieles mehr. Ausserdem gibt es Überlegungen, nach denen das Leben nicht auf der Erde entstand, sondern auf einem anderen Planeten, auf einem Mond oder auf einem Meteoriten. Es entstand sicher auch nicht eine ganze Zelle aus reiner Materie, sondern da war eine Suppe verschiedener Molekülen, die sich gegenseitig beeinflussten. Es gibt keine klare Unterscheidung zwischen toter Materie und Lebewesen. Der Übergang ist fliessend.

"und nach vielen Milliarden Jahren das Leben."

Ja, so einfach ist das. Gib einem Ziel nur genügend Zeit, dann wird schon was draus. Der Witz ist dabei, es kann keiner das Gegenteil beweisen, weil der Zeitfaktor dabei eine nicht unwesentliche Rolle spielt.

Was glaubst du wohl wie lange man einen Fleischwolf, der nur aus 6 Teilen besteht in einem Karton schütteln muss, damit sich die Teile zu einem Fleischwolf zusammengesetzt haben.