Wieso haben wir in der heutigen Zeit soviel Angst davor durchschnittliche Menschen zu sein?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Das Phänomen hast du gut beobachtet und das ist mir auch schon sehr stark aufgefallen. Die letzten 10 Jahre haben diesen Prozess EXTREM in Gang gebracht. Es gibt auch schon 2 Soziologen die sich damit beschäftigt haben.

Ich denke mir dass die Entfremdung des Kapitalismus und des virtuellen Social Media eime größere Vergleichsgruppe geschaffen haben und gleichzeitig das Individuum weniger Wert ist in einer wirtschaftlich funktionierenden Gesellschaft. Das entspricht nicht dem menschlichen Sozialbedürfnis nach Anerkennung und Zuspruch/Wert innerhalb der Gemeinschaft. Beides zusammen sorgt für diese extreme Identitätskrise welche sich dann sogar politisch und wirtschaftlich auswirkt. Identitätspolitik ist stark davon beeinflusst und umgekehrt. Es geht im Grunde um Anerkennung welche in unserer Gesellschaftsform nicht mehr einfach durch Existenz und Arbeitsbeitrag erreicht werden kann.

Eine der größten negativen Effekte dieser Entwicklung ist mMn die Zunahme von narzistischen Verhaltensweisen. Bedingt durch die Identitätssuche und dem Geltungsdrang, sichen und finden Menschen zueinander die sich abgrenzen möchten. Abgrenzung funktioniert am besten mit einem Feindbild, dieser Feindbilder sind mittlerweile so partikular und divers, dass kaum noch ein Gesellschaftlicher Konsens möglich ist.

In einer Gesellschaft die kleinteiliger war, war dieses “Verhalten” nicht möglich, bzw. stieß schnell an seine Grenzen durch gesellschaftliche Missbilligung. Heutzutage geht man diesem austarieren mit dem Umfeld aus dem Weg und sucht sich einfach neue Kreise, die die gewünschte Akzeptanz entgegenhalten…

Ich hab dieses Gefühl nie gehabt.

Ich denke aber, dass viele (junge) Leute sich zu sehr von Insta und Co beeinflussen lassen und diesen angeblich erfolgreichen und schönen Leuten da nacheifern wollen.

Das scheint mir nicht gut beobachtet zu sein.

Wenn es nämlich so wäre, wäre doch alles ok. Ist es aber nicht. Ich habe selber die Erfahrung gemacht, dass selbst an Kunsthochschulen wenig ambitionierte Studenten anzutreffen waren, die kaum wussten, was sie da eigentlich sollten. Aus ihnen wurde bestenfalls Durchschnitt.

Oder siehe allein das Modeverhalten der Menschen - austauschbar, 08/15, wer einigermaßen über genug Persönlichkeit verfügt, versucht sie zu verstecken ... Wer hier wirklich sein eigenes Ding durchzieht, macht das nicht lange ...

Wer das Mittelmaß zum Maßstab erhebt, ist am Versagen.

Es geht gar nicht darum, großartig und besonders sein zu wollen, fremde Identitäten annehmen zu wollen, sondern es geht darum, eine Leistung zu erbringen und sich ein Persönlichkeitsprofil zu erarbeiten, was Respekt und Achtung verdient. Wozu sind wir sonst hier?

verreisterNutzer  13.06.2023, 19:07

Das ist auch eine gute Perspektive auf dieses anders zu blicken. Danke dir :)

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Da gebe ich für vollkommen recht. Aber ich schätze, viele haben Angst davor, weil sie sich vor dem Tod fürchten und deshalb wollen dass ihr Name weiter lebt. Deswegen streben sie es an, bekannt zu werden. Ich dagegen habe noch entschieden, meinen Namen durch nachkommen weiter leben zu lassen, das reicht mir. Ich muss nicht der beste Mensch sein, so lange ich ein guter Mensch sein kann.

Für viele Menschen ist der Durchschnitt halt mit einem durchschnittlichen Selbstwertgefühl verbunden. Und ein durchschnittlicher Selbstwert ist immer zu wenig ;-)

Deshalb erfinden einige Menschen auch Verschwörungstheorien etc. Damit kann man sein Selbstwertgefühl aufbessern, indem man sich selbst unterstellen kann, mehr zu wissen als andere.