Wieso haben immer mehr Menschen in unserer Gesellschaft psychische Probleme?

9 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Die Menschen, die in unsere Gesellschaft geboten werden, sind Jahr für Jahr einem immer stärker steigendem Druck ausgesetzt. Daraus resultiert bereits in der Jugend eine viel zu starke Stressbelastung, was die Wajrscheinlichkeit auf psychische Probleme deutlich erhöht. Die Gesellschaft hat genaue Vorstellungen, wie ein "richtiger" Mensch hier zu sein hat, was für Ansprüche er erfüllen, was er können und was er denken/welche Ansichten er haben soll. Für eigenes Denken und eine individuelle Entwicklung ist da(auch wenn viele das leugnen werden) einfach kein Platz mehr. Dazu kommt, das wir immernoch extrem in Rollen denken, wozu es zu Problemen wie starker Homophobie kommt. Wir sind quasi rund um die Uhr Rollenbildern ausgesetzt, Frauen müssen superschlank sein, Männer sind immer die Starken und dominant, oder auch das Bild der "perfekten Familie"- das ist ein unglaublicher Druck, auch wenn man das nicht immer bewusst wahrnimmt. Und vor allem bei den Jüngren/Jugendlichen, die noch in der Entwicklung ihrer Persönlichkeit stecken, hat das eben solch fatale Auswirkungen, da sie das Ganze nichts Ganze nicht richtig "wegstecken". 

Bei einer Gesellschaft, die so programmiert ist, ist es meiner Ansicht nach wirklich kein Wunder, wenn vor allem Jugendliche immer wieder unter psychischen Problemen wie Depressionen, Essstörungen, Suizidalität, Zwangsstörungen, usw. leiden. Wir müssen endlich wirklich begreifen, dass alle Menschen gleich sind, jeder Mensch das Recht auf eine eigene Meinung hat und dass es tatsächlich von nichts ein Idealbild gibt, anstatt ständig nur davon zu reden. Denn wenn dauernd nur davon geredet wird, sich aber trotzdem am eigentlichen Problem nichts ändert, wird es genauso weitergehen. Jipi, ein Hoch auf die so moderne und liberale Welt...

Robert7194 
Fragesteller
 20.12.2015, 19:48

schöne Antwort!

mir gefällt vor allem, dass Du aus soziologischer Sichtweise geantwortet hast :)

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Robert7194 
Fragesteller
 21.12.2015, 18:32
@Jenna2699

Sowas kann man gut studieren :) Wäre toll, in deinem Alter bereits zu wissen, in welche Richtung du später gehen willst ^^

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Die auf Leistungsoptimierung und Schau getrimmten Gesellschaftsbilder sind es, die den Menschen immer weiter an den Rand seiner Leistung, seiner Kraft & seiner Psyche bringen.

Das Idealbild eines stets strahlenden, immerzu erfolgreichen Menschen in dessen Leben alles perfekt ist wird von vielen dermaßen stark angepeilt, um nach außen hin gut und solide zu wirken bzw. anerkannt zu werden, dass es im Grunde vorprogrammiert ist, aus den Fugen zu geraten! Viele versuchen perfekt zu wirken weil das Eingestehen von Problemen jedweder Art ja sowas wie Schwäche suggeriert.. also ist man bequem & inszeniert etwas das vllt. garnicht da ist. Das hält niemand auf Dauer durch, also gibt es dann bald Terz indem Körper bzw. Geist rebellieren!

Ansonsten gab es psychische Probleme in einem gewissen Ausmaß schon immer, aber früher wurden sie nicht behandelt bzw. mangels Fachwissen gar nicht erst erkannt. Jemand, der heute bspw. als depressiv oder als Burnoutpatient gilt, war früher landauf landab entweder introvertiert, schwermütig oder weinerlich. Auch waren die Gesellschaftsbilder ganz anders zusammengesetzt.

Insofern ist die steigende Anzahl psychischer Erkrankungen einerseits die zweifelhafte Frucht der seitens der Gesellschaft diktierten Rollenbilder und andererseits ein Ergebnis des dichten Netzes an Psychologen.

Hallo Robert9194,

Auch wenn es sich vielleicht intuitiv so anfühlt, so ist statistisch die Anzahl an psychischen Erkrankungen in Deutschland nicht gestiegen. Jedoch werden die Therapiemöglichkeiten besser verfügbar und es werden mehr psychische Krankheiten diagnostiziert als noch z.B. zur Zeit des 2. Weltkrieges, sodass es sich so anfühlt, als ob tatsächlich mehr Menschen erkranken - allerdings ist das nicht der Fall!

Viele Grüße,

FireGeneration

KAUM jemand nimmt sich die Zeit anderen zuzuhören und sich über deren Probleme Gedanken zu machen. Frühere Hausärzte kannten noch die familiären Hintergründe ihrer Patienten und konnten so genetische Probleme ihrer Patienten "von selbst" in die Anamnese einbeziehen: Wenn Oma Zucker hatte und der Opa einem Schlaganfall zum Opfer fiel, konnte der "Onkel Doktor" schon eine Menge für seinen Patienten tun. So etwas ist heute kaum noch möglich.

Die Zahl der psychischen Erkrankungen ist nicht gestiegen, sie werden heute nur häufiger von Ärzten diagnostiziert und behandelt. Verbessert hat sich dadurch eher die psychische Gesundheit der Bevölkerung. Nur Wenige müssen heute noch an einer unbehandelten Geisteskrankheit leiden. Deshalb ist die Selbstmordrate heute auf dem niedrigsten Niveau seit Jahrzehnten.

Dass der psychische Druck etc. ständig steigen würde, halte ich für Alarmismus. Die Lebensverhältnisse sind heute besser denn je, mehr Leute als früher sehen einen Sinn in ihrem Leben und denken nicht nur ans Schuften, Konsumieren und Spaß haben wie noch in den 80er und 90er Jahren.