Warum haben psychisch kranke Menschen einen so schlechten Ruf?

15 Antworten

Weil man ihre Krankheit nicht sehen kann.

Und weil wenn man psychisch krank ist auch immer so einen ruf hat anderst zu sein als andere. Das ist genau das gleiche wie mit Rassismus. Die weißen nehmen sich raus gehen die braunen zu sein.

Und oft sind es die psychisch kranken, die schlimme Dinge tun.

Zum Beispiel jemand vor den Zug stoßen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Das kann ich auch nicht verstehen. Ich habe einen guten Freund der an Schizophrenie erkrankt ist und er ist einer der korrektesten menschen die ich kenne. Ich glaube, dass er gerade deshalb so freundlich ist, weil er diese krankheit hat. Viele seiner Symtome machen ihn zu einem sehr netten Menschen.

Es kommt aber eben immer darauf an, um welche pschische Erkrankung es geht. Jemand der eine schwere paranoide Schizophrenie hat bestimmt einen sehr schlechten Ruf.

Ich glaube "Verrückte" werden durch ihre Krankheit selbst ausgeschlossen, in dem sie davon ausgehen, dass sie nicht dazugehören.

Gesellschaft hat deswegen soviele Facetten, weil es immer auf die Perspektive ankommt, wie "Gesellschaft" wahrgenommen wird. Es nicht der Fall, dass man von Außen eine "Gesellschaft" betrachten kann. Man ist de facto stets Teil dieses komplexen Systems, man kann nie außen vor stehen, man positioniert sich nur so. Dies ist nichts anderes als eine mentale Konstruktion. Das ist übrigens der Grund, warum man so einen Begriff wie "Gesellschaft" nie richtig fassen oder beschreiben kann. Das Problem sind die Grundannahmen, an denen man schon vorweg klammert.

Gruß

Enzozozo  10.09.2012, 03:23

gerade weil man nicht außerhalb der gesellschaft sein kann, kann man nur oben oder unten sein.

abgesehen davon, dass niemand behauptete, er würde die gesellschaft nicht von innen betrachten: man kann den begriff nicht weniger schlecht fassen als z.b. "liebe" oder "courage", die auch eher abstrakt, bzw. schwer definierbar sind. das ist kein grund, nicht darüber zu diskutieren.

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Rtlisrotz  10.09.2012, 03:33
@Enzozozo

Das habe ich auch nicht behauptet. Nur die Art und Weise, wie das getan wird.

Courage, ganz besonders Liebe - das sind gute Beispiele.

Wie will ich Liebe definieren, wenn ich mir nur die Gefühlsregungen einzelner liebender Personen anschaue? Liebe ist nicht die Summe von Teilleistungen, sondern beinhaltet mehr als die Summe seiner Teile - Wie sollte demnach Liebe anhand meiner Perspektive definiert werden können?

"Oben oder unten" bei Gesellschaft? Das verstehe ich nicht. In einem komplexen dynamischen System gibt es das nicht. Denn oben und unten ist gleich, je nach Perspektive, so wie eine Konfiguration von chemikalischen Verbindungen in einer Strukturformel. Ob ein CL Ion links oder rechts steht, ist völlig egal, denn die Struktur bleibt die selbe, nur die Position der Betrachtung ändert sich.

Gesellschaft kann insofern nicht korrekt erfasst werden, weil wir alle ein Teil von ihr sind. Wie soll demnach Gesellschaft aus der Perspektive aus sich selbst heraus definiert werden können? Die einzige Folge hieraus bleibt, dass die BEhauptung, nicht Teil der Gesellschaft zu sein, einfacher zu lösen ist, wenn man davon ausgeht, dass diese Aussage nicht richtig ist, als dass man versucht, gültige Argumente zu produzieren, die auf der Grundlage dieser Behauptung aufbauen. Damit beschränkt man die Sicht auf ein System durch nicht explizite Kriterien, also durch Rahmenbedingungen, die das Problem gar nicht hat. - Systemtheorie alter.. Systemtheorie!! (und vergiss den Luhmannmist dabei!)

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Enzozozo  10.09.2012, 03:49
@Rtlisrotz

dynamisch ist die gesellschaft schon, dennoch ist sie dabei teils sehr zäh. ich habe mehrere psychisch kranke freunde und die können dir sagen, dass es ein oben und ein unten gibt. dafür könnten die verschiedensten menschen beispiele geben. ich vertrete ja nicht die absurde position "wer einmal durchs netz fällt, hat für immer pech", aber du scheinst eben die entgegengesetzte position unrealistisch zu vertreten. selbst wenn man psychisch gesund ist, hat man, nur ein beispiel von etlichen, als älterer mensch mit 50 jahren kaum chancen auf dem arbeitsmarkt, selbst wenn die qualifikation passt und die erfahrung andere übertrifft. bevor ich 10 seiten schreibe, sage ich bloß, deine sicht ist haarsträubend.

zu deinem 3. absatz, dann sag mir bitte konkret, wie man über dieses thema diskutieren sollte? ich weiß nicht, wer luhmann ist.

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DasKathi  10.09.2012, 03:32

Natürlich machen sich die Psychisch Kranken zu einfach wenn sie von “der Gesellschaft “ sprechen und sie als Feindbild ansehen. Aber Umgekehrt machst du es dir zu einfach wenn du alle “Verrückten “ über einen Kamm scherst und ihnen unterstellt sich von der Gesellschaft abzukapseln.

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Rtlisrotz  10.09.2012, 04:01
@DasKathi

Wunderbarer Kommentar. Zum einen verkennst Du, dass nicht nur "Verrückte" sich solch ein Bild machen, sondern dass die Summe aller Einschätzungen über Gesellschaft überhaupt erst "Gesellschaft" konstruieren. Gesellschaft ist demnach nichts natürliches, nicht immer da und hat auch keine a priori geltende Ordnung, sondern ist allenfalls abhängig von Rahmenbedingungen, in denen diese Ordnungsmuster emergieren. Das Abbild davon wird als "Gesellschaft" schlichtweg definiert.

"Alle über einen Kamm scherst" = Diversität zwischen Regel und Ausnahme. Jede Regelbildung, die einen Sachverhalt in Regel und Ausnahme zu trennen versucht, produziert gleichenfalls ihre Ausnahmen mit. D.h. Ausnahme und Regel müssen gleichermaßen von einer wissenschaftlichen Beurteilung berücksichtigt werden. Denn es wird niemals eine Regel geben, die keine Ausnahme schafft.

Das Problem ist, dass Aussgen über lineare Prozessmuster nur genau dann richtig erscheinen, wenn man die Rahmenbedingungen entsrpechend limitiert, in denen sie gültig sein soll. Diskursanalytische Beweisführung ist beispielsweise immer richtig. Das geht auch garnicht anders. Weil sich stets an regelkonformen Beispielsätzen orientiert wird. Das hat aber nichts mit dem ganzheitlichen Problem der Sprache zu tun.

Natürlich machen es sich infolge dessen die "Verrückten" einfach, wenn sie von "Gesellschaft" sprechen, so wie alle anderen Leute nunmal auch, wenn sie Systeme nicht verstehen. Und andersherum sind die Leute am Schlimmsten, die meinen sie seien befähigt, anderen Menschen ein Ordnungsmuster aufzudrücken, von denen sie ausgehen, es sei das einzig "wirkliche"- Und das sind i.d.R. Therapeuten. Diese gehen zumeist davon aus, dass ihr Weltbild das einzig richtige sei, weil es ihnen keine Schwierigkeiten macht. Qua de causa gehen sie davon aus, dass das Weltbild des "Verrückten" falsch oder verzerrt sei, weil diese offensichtlich weniger gut klarkommen als er selbst. Uff.

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Claud18  10.09.2012, 09:23
@Rtlisrotz

Ich denke nicht, dass alle psychisch Kranken die Gesellschaft als "Feindbild" ansehen. Das machen wohl nur Paranoide. Andere geben sich selbst die Schuld daran, dass sie nicht funktionieren und zerbrechen daran (ihre Selbstvorwürfe noch zu verstärken, bringt daher gar nichts).

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Meiner Meinung nach hat es sehr viel mit Unwissenheit zu tun. Nach meinem Eindruck wissen oder verstehen nicht (oder wollen nicht), dass es für viele psychische Erkrankungen auch körperliche Ursachen gibt. Im Alltagsglauben unterliegt man gerne dem Irrglauben, dass man sich nur zusammenreißen müsste o.ä., um seinen Kopf unter Kontrolle zu bekommen. Dass es sich oft um Stoffwechselerkrankungen im Gehirn oder um Störungen von epigenetischen Prozessen handelt (also in Grunde um sowas wie Diabetis u.a.) wissen/verstehen viele nicht oder wollen es nicht verstehen.

Du musst dir nur die Fragen zu dem Thema hier auf gf ansehen. Meist kommen sofort Kommentare wie "Stell dich nicht so an" oder es wird einem etwas netter verkauft, dass die Betroffenen sich eben nur selbst berappeln müssten (was deutlich wird, wenn bspw. Schizophrenen hier von Medikamenten abgeraten wird).

Woher kommt also der schlechte Ruf? Meiner Meinung nach von Unwissenheit und Ignoranz.

Ich denke mal es liegt daran, dass viele Leute andere Menschen gerne in Schubladen stecken, um sich mit dem Thema nicht weiter befassen zu müssen und es "abzuhaken " als "unter meinem Niveau" oder ähnliches. Außerdem kann ich mir gut vorstellen, dass das Erste, was den meisten Leuten zum Thema Psyche oder ähnlichem einfällt ein geisteskranker, durchgeknallter Serienkiller, ein Emo mit Depressionen, oder eben eine "Katzenlady" von den Simpsons ist. Das Fernsehen hat meiner Meinung nach viel dazu beigetragen, dass Leute mit psychischen Erkrankungen als "abnormal", "abstoßend" oder als Sündenbock für irgendetwas angesehen werden ( gibt ja genug Witze/Sketches in die Richtungen). Es ist aber auch vorstellbar, dass sie als unheimlich oder wie gesagt unberechenbar eingestuft werden.