Wieso gibt es so unnötige Studiengänge?

16 Antworten

Es gibt tatsächlich Leute, die finden solche "unnötigen" Studienfächer interessant und studieren es des Faches wegen und nicht um der Gesellschaft den größtmöglichen Nutzen zu bringen. Außerdem finde ich, dass du nicht in der Position bist, über die Schwierigkeit eines Studiums zu richten. Natürlich gibt es leichtere und schwerere Studiengänge, aber normalerweise studiert man nicht mal eben so nebenbei. Mal davon abgesehen das Technologie mindestens gleich wichtig ist wie Kultur für die Menschen. 

✌🏼

HaleK 
Fragesteller
 21.02.2017, 22:41

Ein Studium soll aber der Wissenschaft dienen und die Wissenschaft dient der Erforschung neuer Gebiete und Technologien. Was soll denn in der Kunst neu erforscht werden und vorallem was würde es einem bringen? Wenn man sich mal anschaut was für Gemälde als Kunst verkauft werden (ein blauer strich für mehrere Millionen dollar) dann ist das ja ein Zeichen dass die Kunst an ihre Grenzen gekommen ist und neue Methoden zur künstlerischen Darstellung von Gefühlen/Gedanken anscheinend nichtmehr existent sind (und selbst wenn sies wären, würde es 99% der Menschheit nichtmehr interessieren)

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EllyEnni  21.02.2017, 22:50
@HaleK

Es ist ja okay, wenn sich dir der Sinn der Kunst nicht erschließt, muss ja nicht jeder gut finden. Aber auch Kunst entwickelt sich weiter. Im Zeitalter der Digitalisierung ist auch in dem Bereich mehr möglich. Kunst/ Literatur etc. ist und bleibt ein wichtiger Teil der Gesellschaft und ohne diesen würde es heute nicht so sein, wie es heute ist. 

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Es ist die Aufgabe einer Universität, universelles Wissen zu lehren. Was wären wir, bei aller (Natur-)Wissenschaft, ohne einen intellektuellen Überbau.

Nur ein konkretes Beispiel: Richard David Precht. Der gute Mann ist einer der Vordenker unserer Zeit, er hat u.a. Germanistik studiert und darin promoviert. Nun hat seine Dissertation vielleicht nicht die Welt verändert, aber seine Bücher, die er nun schreibt, auch seine Vorträge und Beiträge in Fernsehsendungen, bewegen eine ganze Menge. Sein Sachbuch "Wer bin ich und wenn ja, wie viele" hält den Rekord auf der Spiegelbestsellerliste.
Ohne sein Studium wäre er nicht der Mensch, der er ist. Und das wäre schade für unsere Gesellschaft.

Unsere Gesellschaft lebt von einer bunten Mischung. Wir brauchen nicht nur Anwälte, Ärzte oder Informatiker. Es muss auch jemand den Müll wegschaffen und das Brot backen. Und es muss auch jemand für das Schöne sorgen.

HaleK 
Fragesteller
 21.02.2017, 23:21

OK aber jetzt mal ganz sachlich und plump gesehen. Ich denke dass es bald möglich sein wird Gefühle und Gedanken komplett durch Chemie u.ä. zu steuern. Damit haben Wir quasi die Möglichkeit das 'Schöne' unabhängig von der Kultur durch die Medizinische Forschung erlangt. Inwiefern wäre dann noch Die erforschung von kultur wichtig ?

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Kristall08  21.02.2017, 23:45
@HaleK

Es wird vielleicht diese Möglichkeit geben. Aber nicht alle werden da mitmachen. Mich würdest du niemals dazu bringen, nicht freiwillig.

Und ich denke, da bin ich nicht alleine.

Du hast, wie viele Naturwissenschaftler/Informatiker, eine falsche Vorstellung von geisteswissenschaftlichen Studiengängen. Dort lernt man bestimmte Methoden und entwickelt Fähigkeiten, die sich vielfältig einsetzen lassen. Ich kenne Geisteswissenschaftler, die in allen möglichen Bereichen arbeiten, zum Wohle unserer Gesellschaft.
Nun könntest du argumentieren, dass nicht alle Forschungsergebnisse der Literatur gesellschaftlich relevant sind. Das sind aber auch nicht alle Ergebnisse aus den Naturwissenschaften, nicht einmal der Medizin. Manchmal läuft es eben in eine Sackgasse, dann ist das so.

Die ganze Forschung jedoch ist notwendig, um junge Forscher auszubilden. Und zwar in allen Bereichen.

P.S. Ich persönlich finde die Erforschung von Chemikalien, die Gefühle steuern, vollkommen unnütz. Ich würde mir allerdings nie anmaßen, dergleichen abschaffen zu wollen.

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Kristall08  21.02.2017, 23:57
@Kristall08

Hinter dem Wunsch, Gefühle mit Chemikalien zu steuern, steckt der Wunsch nach Kontrolle. Es lässt sich aber nicht alles kontrollieren.

Du hast nicht unter Kontrolle, ob ein geliebter Mensch bei einem Autounfall stirbt. Du kannst nicht verhindern, dass jemand, den du sehr magst, an einer Krankheit stirbt.

Was du in diesen Momenten brauchst, um den Schmerz auszuhalten und nicht im Meer deiner Tränen unterzugehen, ist Kunst. Musik oder Literatur, je nach Typ. Manchmal auch Bilder oder Architektur.

Wenn man diese Gefühle der Trauer einfach mit Tabletten "wegmachen" könnte, wären nicht so viele alte Menschen an den Folgen ihrer posttraumatischen Belastungsstörung erkrankt.

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holodeck  22.02.2017, 12:01
@HaleK

OK aber jetzt mal ganz sachlich und plump gesehen.

Na gut. Aber muss es gleich so plump sein?

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HaleK 
Fragesteller
 22.02.2017, 00:00

Also die Erforschung von Chemikalien die Gefühle steuern kann vielen Menschen ein qualvolles Leben ersparen (Depressionen u.ä.). Da müsstest du mir erklären wie das unnütz sein soll. Und Ich meine nicht dass es nur manchmal keine geselschaftlich relevanten erkentnisse gibt sondern eigentlich gar nicht. Inwiefern sollen da gesellschaftlich relevante erkenntnisse bei rauskommen? Ich rede nicht unbedingt von allen Geisteswissenschaften. Nur von denen wie Kunst die einfach zur Unterhaltung/Schönheit/Blabla dienen. Psychologie z.B. ist für den Moment noch sinnvoll (zumindest bis es solche chemischen pillen gäbe) denn Sie befasst sich mit den Menschen und erzielt zumindest Resultate, dass Leid gelindert wird durch verschiedene psychologische Methoden.

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Kristall08  22.02.2017, 00:04
@HaleK

 Inwiefern sollen da gesellschaftlich relevante erkenntnisse bei rauskommen? 



Nun, für dich vielleicht nicht. Aber du bist auch nur, sorry, sehr einseitig gebildet.

Man kann auch keinem Farbenblinden die Schönheit der Farben erklären. ;)

Vergiss deine Pillen. Das wird nie funktionieren.

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LadyBack  22.02.2017, 00:24
@HaleK

Deine schönen Pillen sind meist ein für Verbraucher teurer Abklatsch von verbotenen Drogen. Die Pharmaindustrie verdient Milliarden monatlich damit. 
Die Antidepressiva die es auf dem Markt gibt haben gerne als Nebenwirkung: Depressionen. Das ging ein bisschen in die Hose. Natürlich wirst du jetzt sagen, dass man diese ja nur weiterentwickeln müsste, damit sie wie gewollt funktionieren, aber was hat der Mensch davon, wenn er sein Leben lang Pillen schluckt um ein Symptom zu bekämpfen? Zudem schaden sie auch noch dem Körper, da sie in Massen hergestellt werden und jeder Körper individuell ist. Ergo nicht vorhersehbare Folgen. Man kann auch etwas gegen die Ursache machen und gerade bei Depressionen, Burnout oder PTBS von Veteranen aus dem Krieg. 
Dagegen hilft nur eine Änderung an dem bestehendem System. Dass es diese Probleme überhaupt gibt sollte uns deutlich zeigen, dass unsere Kultur und unsere Gemeinschaft noch einen weiten Weg zu gehen hat, bevor man überhaupt denken kann, dass weitere Forschung unnütz ist.

Und wie schon gesagt, wenn du mehr Geld für Forschung haben willst, bin ich völlig auf deiner Seite. Nimm dir aber die vor, auf die wir tatsächlich verzichten können. Wie Steuerbetrüger oder jeder der ein Gehalt von über 5.000€ im Monat hat. 

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HaleK 
Fragesteller
 22.02.2017, 00:02

@Kristall08 Das ist aber rein theoretisch möglich. Ist natürlich merkwürdig anzuhören, aber auch PTBS wird irgendwo im Gehirn bzw in der Körperchemie seine Folgen hinterlassen haben und wenn da ein Medikament einsetzt dann kann man solche Gefühle steuern. Es ist natürlich noch ziemlich weit weg bis dahin, aber irgendwann ist es sicher machbar

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Kristall08  22.02.2017, 00:05
@HaleK

Nein, das glaube ich nicht. Dazu ist das zu komplex.

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HaleK 
Fragesteller
 22.02.2017, 00:11

Ich kann dir aber im Gegenzug sagen was für gesellschaftlich relevante Dinge rauskommen könnten wenn in Medizin/Informatik/Biologie u.ä. investiert werden würde. Komisch. Und doch das wird klappen. Vor 50 Jahren hätte keiner gedacht dass man menschen klonen könnte. Heute ist das möglich.

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Viel wurde ja schon zu diesem Thema gesagt, ich möchte trotzdem nochmal versuchen, ein paar neue Aspekte einzubringen:


Vielleicht konzentriere ich mich mal ganz trocken auf die Zahlen. Zu den eher wissenschaftstheoretischen und gesellschaftspolitischen Aspekten haben die anderen Antwortgeber eigentlich schon alles gesagt.

Vorweg: Die Zahl der Studenten der Geisteswissenschaften und das Lehrangebot ist nicht so hoch, wie du vielleicht denkst.

Von fast genau 18.000 Studiengängen im Wintersemester 2015/16 fällt nur ein Drittel auf den Bereich Gesellschafts- und Sozialwissenschaften, Kunst, Musik, Design, und Sprach- und Kulturwissenschaften.

https://www.hrk.de/uploads/media/HRK_Statistik_WiSe_2015_16_webseite.pdf (S. 12)

Von diesen insgesamt 2,75 Mio Studenten auf sämtlichen Hochschularten, belegten 2015/16 nur knapp 450.000 die Bereiche Geisteswissenschaften und Kunst, gegenüber 1.000.000 Rechts- ,Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlern sowie 750.000 Ingenieurwissenschaftlern und über 300.000 Naturwissenschaftlern.

https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/BildungForschungKultur/Hochschulen/Tabellen/StudierendeInsgesamtFaechergruppe.html

Wenn man sich dann noch anschaut, welche die beliebtesten 20 Einzel-Fächer unter den Studenten sind, dann sind überhaupt nur zwei Geisteswissenschaften (Germansitik und Anglistik) dabei und diese auch nicht auf den vorderen Plätzen - und in beiden Fächern sitzt traditionell noch ein sehr großer Anteil an Lehramtsstudenten.

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/2140/umfrage/anzahl-der-deutschen-studenten-nach-studienfach/

Was ich damit zeigen will: Weder Angebot noch Nachfrage der geisteswissenschaftlichen Studiengänge kann sich mit dem übrigen Angebot an Studiengängen messen. Zudem sind die Geisteswissenschaften noch in zahlreiche kleine Fächer aufgesplittet, so dass nach den klassischen Großen wie Germanistik, Anglistik, Politikwissenschaft, Kommunikationswissenschaft und Geschichte von der Anzahl der Studierenden erstmal ganz lange nichts kommt - das einzelne Fach fällt dann kaum noch ins Gewicht.

Zudem überschätzt du vielleicht die Kosten, die durch Geisteswissenschaften entstehen. Ein Hauptteil der Kosten entsteht natürlich durch Personal. Hier haben die Geisteswissenschaften aber traditionell einen ganz gutes Betreuungsverhältnis, weil es kaum Beschränkungen hinsichtlich der Anzahl der Studenten gibt. Anders als in den Naturwissenschaften, wo etwa die Anzahl der Kursteilnehmer oftmals beschränkt ist (z.B. durch Arbeitsplätze in Laboren), genügt in den Geisteswissenschaften ein Stuhl und ein Tisch, um vernünftig arbeiten zu können - dementsprechend können mehr Studenten pro Lehrkraft unterrichtet werden.

Damit sind wir bei der Ausstattung: Hier ließe sich - radikal gedacht - durch die Abschaffung der geisteswissenschaftlichen Studiengänge gegenüber den Naturwissenschaften praktisch nichts sparen. An vielen Universitäten erreicht der Mittel-Etat eines Rechnungsjahres für die gesamten Geisteswissenschaften nicht die Anschaffungskosten eines Gerätes für ein Institut der Naturwissenschaften - von den laufenden Kosten mal ganz zu schweigen.

Meine These am Ende dieses Abschnitts ist also: Die Geisteswissenschaften entziehen den Hochschulen keine entscheidenen Mittel. Eine "Umschichtung" von Geldern und Studenten dürfte damit kaum einen größeren Effekt auf den allgemeinen technologischen Fortschritt haben - wäre meines Erachtens aber ein herber Einschnitt in die Freiheit der Wissenschaft.

Tamtamy  22.02.2017, 14:19

Durchdachte und gut belegte Argumentation!

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NoSense123  22.02.2017, 21:01
@Tamtamy

Ja eine wensetlich geschicktere Art diese Diskussion zu führen als meine. Meinungen kann man ja ewig rumposaunen.

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Ansegisel  22.02.2017, 21:47
@NoSense123

Danke für den Zuspruch!  Aber ich bin selbst mit dieser meinen Argumentation nur halb zufrieden und hätte sicher noch mehr in die Richtung "Meinung" geschrieben, wenn dies nicht schon viele andere vor mir getan hätten. Ich habe nur versucht zu zeigen, dass das vom Fragesteller geschilderte Problem so gravierend gar nicht existiert.

Weshalb ich trotzdem mit meiner eigenen Argumentation nur halb zufrieden bin: Natürlich kann man meine Argumentation auch so verstehen, dass die Geisteswissenschaften beibehalten bleiben, weil wir sie uns leisten können. Ich bin aber durchaus der Ansicht - das hat man sicher schon gemerkt ;) -, dass wir (als Gesellschaft) uns diese leisten müssen - auch wenn die ökonomischen Kosten höher wären.

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Technischer Fortschritt muss gesellschaftlich gesteuert und verarbeitet werden und dabei helfen uns diese Gesellschaftsstudien. Nebenbei ist das Leben lebenswert zu gestalten, der technischen Fortschritt kann nur Mittel und niemals Zweck sein. Wer das Leben nur unter ökonomischen Gesichtspunkten sieht, macht Menschen zur Ware und nimmt die Perspektive der Herschenden ein, die den eigenen Interessen, z.B der Selbstverwirklichung zuwieder läuft.

HaleK 
Fragesteller
 21.02.2017, 23:18

ich sage ja nicht das Kultur allgemein nutzlos ist. Nur die weitere Erforschung ist finde Ich sinnlos, da Entdeckungen auf diesem Gebiet keinen großen Mehrwert mehr bieten da Wir bereits viele kulturelle Medien haben. Dann lieber in Krankheitsforschung reinstecken o.ä.

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Tja, manchmal frage ich mich das auch ;-)

Zumal diese Studiengänge in vielen Fällen nicht mal dazu führen, dass die Absolventen damit nach dem Studium ihren Lebensunterhalt verdienen können - weil am Arbeitsmarkt kaum Bedarf dafür besteht.

Der Sinn eines Studiengangs, bei dem abzusehen ist, dass man wahrscheinlich keinen Job finden wird, erschließt sich mir nicht wirklich.

Wenn an solchen Fakultäten mehr eingespart würde und statt dessen z.B. mehr Medizin-Studienplätze eingerichtet werden, das würde doch viel mehr Sinn machen.

Kristall08  22.02.2017, 22:15

Zumal diese Studiengänge in vielen Fällen nicht mal dazu führen, dass die Absolventen damit nach dem Studium ihren Lebensunterhalt verdienen können - 

Das ist Quatsch. Wer ein Studium absolviert hat, egal in welchem Bereich, hat Fähigkeiten und Qualitäten entwickelt, für die sehr wohl ein Bedarf auf dem Arbeitsmarkt besteht. Sonst wären meine ehemaligen Kommilitonen wohl alle arbeitslos.

Wir brauchen nicht mehr Medizinstudienplätze. Wir brauchen mehr Medizinstudenten, die überhaupt als Ärzte arbeiten wollen.

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