Wie wurde der Herzinfarkt im Mittelalter behandelt?

8 Antworten

Gar nichts. Die Erkenntnis der Ersten Hilfe bei einem Herzinfarkt hat sich erst im 18./19. Jahrhundert langsam durchgesetzt und damit auch die Erfahrung, dass scheinbar tote Menschen wiederbelebt werden können.

Im Mittelalter war die Lebenerwartung kürzer etwa 40-50 Jahre für Männer wenn sie reich waren und gut essen konnten.

Durch fettes Essen wie Fleisch und Wurst vom Schwein werden die Adern enger

und das Herz kann dann schmerzen und man an Herzversagen sterben.

Bei gesundem Essen wie Gemüse bleiben die Adern und das Blut sauber und man wird älter

Das Herz kann man also durch gesundes Essen stark machen und es gab den Aderlass wo Blut abgelassen wurde um frisches zu bilden

Im Mittelalter waren Herzinfarkt und andere Herzerkrankungen die absolute Ausnahme, zumindest in der einfachen Bevölkerung und das waren über 90% der Menschen. Nur im im Stand des Adels oder des Klerus gab es deutlich mehr Herzerkrankungen bzw. Herzinfarkte. Der Grund ist das diese Menschen nicht hart arbeiten mussten und sich hauptsächlich von Fleisch ernährten, die Jagd war dem einfachen (gemeinen) Volk strengstens verboten. Sie mussten sich von dem ernähren, was die Felder quasi hergaben, daher war die Hauptnahrung im Mittelalter Brot bzw. diverse Getreidearten, Gemüse, Obst, Kräuter usw., getrunken wurde Wasser und Bier, seltener Wein. Fleisch war eine große Ausnahme. Hinzu kam noch harte körperliche Arbeit, meistens von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Gearbeitet wurde solange wie man arbeiten konnte. Diese harten Voraussetzungen verursachten nur sehr selten Herzinfarkte, allerdings lag die Lebenserwartung im Mittelalter auch nur bei etwa 40 Jahren (bei der einfachen Bevölkerung) und Herzinfarkte treten meist erst im höheren Alter auf. Herzerkrankungen wurden damals oft nicht als solche erkannt, direkt behandeln konnte man sie nicht. Die gängige Behandlung vieler Krankheiten war damals der Aderlass, denn man ging bei den meisten schweren Krankheiten von einem Ungleichgewicht der vier Körpersäfte aus, also Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle. Dieser Glaube existierte noch bis weit in die Neuzeit hinein. Ansonsten wurden von manchen Ärzten auch Heilkräuter angewendet, Operationen waren sehr selten. Zudem ließen sich studierte Ärzte sehr teuer bezahlen, das einfache Volk konnte sich keinen Arzt leisten, bestenfalls den Besuch beim Bader, quasi der Arzt des kleinen Mannes. Krankheiten mussten die meisten Menschen damals quasi aussitzen.

BenZenLuebeck 
Fragesteller
 27.12.2019, 01:27

oh vielen Dank für diese ausführliche & schöne Antwort! ;) die einfache Bevölkerung hatte wohl (medizinische) Vorteile.. zumindest was koronare Erkrankungen anging! ;D

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muckel3302  27.12.2019, 01:30
@BenZenLuebeck

Das auf jeden Fall, auch Krebs, Schlaganfall, Diabetes usw. waren damals in der einfachen Bevölkerung extrem selten, was aber nicht nur der "gesunden" und fettarmen Ernährung geschuldet war, sondern auch wieder der geringen Lebenserwartung.

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drdevil7  28.12.2019, 17:00

Die Lebenserwartung ist ein Durchschnittswert, kein Maximalwert und berücksichtigt notwendigerweise die Streuung der Werte aus denen er gebildet wird nicht. Die niedrigen Lebenserwartungen in Antike und Mittelalter ergeben sich primär aus der hohen Kindersterblichkeit, was den Durchschnitt natürlich nach unten zieht. Jedoch heißt dies eben nicht, dass man mit 50 ein alter Sack war oder das die Menschen gar im Zeitraffer altern würden.

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muckel3302  28.12.2019, 19:34
@drdevil7

Völlig korrekt, wenn man die hohe Kindersterblichkeit des Mittelalters rausrechnet, dann lag die Lebenserwartung im Mittelalter durchaus so bei 55 bis 60 Jahren, wobei es auch von Land zu Land und von Region zu Region unterschiedlich war. Im Hochmittelalter war die Lebenserwartung sogar höher als im Spätmittelalter oder der frühen Neuzeit.

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Gab es Möglichkeiten die Arterien zu "säubern" 

sicher nicht! Man hatte damals keine Ahnung von Krankheitserregern und Hygiene. Die damalige medizinische Behandlung war aus heutiger Sicht nicht nur oft wirkungslos sondern auch noch schädlich: Aderlass bei vielen Krankheiten und ungeeignete Wundbehandlungen - von Operationen ohne Betäubung ganz zu schweigen.

Hier kann man auch über die Medizin im Mittelalter nachlesen:

http://www.kleio.org/de/geschichte/mittelalter/alltag/kap_X/

oder bei Wikipedia:

https://de.wikipedia.org/wiki/Medizin_des_Mittelalters

drdevil7  28.12.2019, 17:13

Man hat vor kurzem erst erkannt, dass die mittelalterliche Medizin sehr wohl empiriebasiert war. Die mittelalterliche Medizin basiert de facto 1:1 auf der antiken römischen Medizin, wobei man die theoretischen Grundlagen beibehalten hat. Man erkannte durchaus gewisse Zusammenhänge, auch wenn die damalige Erklärung heute widerlegt ist. Man muss nichts von Bakterien wissen, um zu erkennen: mehr Sauberkeit=niedrigeres Infektionsrisiko

wenn man sich beispielsweise durchließt, wie der spätere englische König Henrich V. 1403 nach der Schlacht von Shrewsbury behandelt wurde, nachdem er von einem Pfeil im Gesicht betroffen worden war, erkennt man, das bei der Behandlung sehr wohl auf Sauberkeit und Desinfektion geachtet wurde. Der Chirurg hat sehr genau beschrieben, wie er vorgegangen ist.

https://www.medievalists.net/2013/05/prince-hals-head-wound-cause-and-effect/

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Birkenpilz  28.12.2019, 19:14
@drdevil7

Danke für das Beispiel einer für die damalige Zeit absolut professionelle und zielführende Behandlung einer Wunde!

Man liest in diesem Bericht, dass der Chirurg auch ein Ausnahmekönner auf diesem Gebiet war - immerhin hatten schon andere vergeblich versucht, die Pfeilspitze zu entfernen. Auch die Reinigung und Behandlung der Wunde mit Wein und Honig, die antibakterielle Wirkungen haben, war auf jeden Fall zielführend.
Dazu kam sicher noch das Glück des Tüchtigen, dass sich die Wunde nicht trotzdem entzündete und heilte.

Da damals aber das medizinische Handwerk auch von allen möglichen Menschen (einschließlich Barbieren) ausgeübt wurde und keine einheitliche Ausbildung vorhanden war, wurden die meisten Kranken sicher nicht so gut behandelt.

So war ja der anfängliche Erfolg der Homöopathie so gut wie ausschließlich der Tatsache geschuldet, dass die Homöopathen eigentlich auf eine Behandlung der Krankheiten mit den damals üblichen rabiaten Methoden wie z.B. dem Aderlass verzichteten und Cholerakranken wenigstens Wasser zu trinken gaben.

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alles was man heute das so tut, ging damals nicht...vielleicht gabs da auch noch Kräuter für?? ansonsten gab der seinen Löffel dabei ab! das wars...

eine Ausnahme war das für die satten bestimmt nicht...